Hallo Rolf,
vielleicht bin ich hinsichtlich der Weiterbildungsfähigkeit von Arbeitslosen usw.
zu optimistisch und hinsichtlich anderer Entwicklungen etwas zu pessimistisch...
Also den Billigjobmarkt lass ich mal außen vor,
sollte man m.E. nicht, zumal die Grenzen(billig/nicht billig) fliessend sind.
Es wird auch dann interessant wenn Du den arbeitslosen Informatiker weiterbilden
oder ab 50(60?70?) auf die Spargelfelder schicken willst.
Oder anderes Beispiel, die Putzfrauen im Rathaus werden entlassen, und dann
können Sozialhilfeempfänger (z.B. ehemalige Putzfrauen!) mal was für die
Gesellschaft tun und im Arbeitseinsatz das Rathaus putzen, da steigen doch
gleich die Kurse der Deutschland-AG.
aber ich bin dafür soviel KnowHow wie möglich zu importieren.
Kleine Geschichte:
[.....]
qualifiziertes Personal freuen die Sozialprodukt und Steuereinnahmen ihrer
Gesellschaft steigern werden, dass diese nebenbei fließend deutsch sprechen
ist eher nebensächlich.
Wir können uns diesen Braindrain nicht weiter leisten, ganz abgesehen
Also, ich kenne da auch Geschichten.
Z.B. dass BWLer u.ä. Berufe vom Arbeitsamt zu Goldschmieden umgeschult werden,
zeitgleich Goldschmiede vom Arbeitsamt zu Multimediadesignern umgeschult werden,
dass aus Töpfen der Entwicklungshilfe Goldschmiede in indischen Projekten zur
Entwicklung der Schmuckindustrie eingestellt und bezahlt werden, dass im Rahmen
der Entwicklunghilfe ausländischen Firmen Zugang zum deutschen Markt geschaffen
und bezahlt wird (Teilnahme an Messsen usw.), während in Deutschland Gelder
der Wirtschaftsförderung in "Zukunftstechnologien" fliessen.
Vielleicht hat das noch einen tieferen wirtschaftlichen Hintergrund, etwa dass
die Aussenhandelsüberschüsse irgendwie begrenzt werden müssen; letztendlich
ist zu befürchten dass nicht nur unsere Infrastruktur mit Steuermitteln
zerstört wird (die Wettbewerbsverzerrungen sind ja kein normaler "Strukturwandel"), sondern womöglich auch indirekt Kinderarbeit gefördert wurde.
Das Ganze wird weiter quersubventiert weil es soweit ich weiss keine Steuer
auf Flugbenzin gibt, das heisst letztendlich dass der gesamte Bereich
der handwerklichen Kultur bis hin zu "geschützten" Bereichen wie
Medizin staatlich subventionierte Konkurrenz bekommt, wenn nicht als importiertes
Produkt dann als Reise- und Urlaubs"schmankerl".
Zugleich wird durch überhöhte Zinsen versucht, den Euro teuer und das Benzin billig
zu halten, das ergibt auf dem Binnenmarkt eine "deflatorische Lücke" mit weiteren
Problemen. Dazu wird den Leuten hier extreme Angst vor Inflation eingeredet, und
über Börsenfonds und Rentenpanik wird weiter Kapital abgezogen.
Auch wird immer verschwiegen dass die vorzeige-Amis sehr gut ihre Binnenmärkte
unterstützen, auch per Zinspolitik, und auch abschotten, z.B. per Produkthaftung,
oder per aberwitzigem Patentrecht, bei den Japanern ist es evtl. eher bekannt.
von der demographischen Entwicklung. Und ich fürchte diese Konkurenz nicht,
im Gegenteil ich erhoffe mir eher viele Impulse. Und das die ganze
Greencardinitiative zu halbherzig war um zu fruchten war absehbar, für
durchgreifende Initiativen hatt die Koalition zuviel Angst vor einer
"das boot ist voll"-Kampagne der Konservativen bei den nächsten Wahlen.
Die Konservativen werden eher die Interessen der (Grund-)Besitzenden und der
Versicherungsindustrie usw. vertreten, und die wollen die demographische Entwicklung
natürlich zu ihrem Vorteil verändern.
M.E. wäre eine "das boot ist voll"-Kampagne bei niedriger Arbeitslosigkeit
unwahrscheinlicher, also sollte man doch noch soweit national sein und Prioritäten
setzen, zumindest aber die Aspekte mal nicht immer mit Blick in die (-oder aus der)
rechte(n) Ecke betrachten und das Problem der Arbeitslosigkeit vorrangig angehen.
Und nun erzähl mir bitte nicht, daß der vielzitierte Inder so eine Initailzündung
wäre dass gleich fünf Arbeitsplätze dran' hängen. Das mag mal klappen, aber das
geht ganz allgemein weg von der Frage der Qualifikation hin zum allgemeinen Thema
Unternehmergeist oder aber zum kurzen Goldrausch der new economy.
Da gab's mal einen Bericht über einen deutschstämmigen Unternehmer in den USA
mit 'ner Serverbude, der hat tatsächlich zwei Schüler- oder Macjobs geschaffen,
soweit er dort Schüler überhaupt an seine xrated Seiten ranlassen darf.
Die demographische Entwicklung hierzulande kommt hinzu. Sie ist so krass,
das nach einem Zeit-Artikel den ich letztens las, spätestens im Jahr 2010
der Arbeitsmarkt kippen wird, das heißt viel mehr Jobs als Arbeitssuchende.
Was soll denn bitte gearbeitet werden? Meinst Du den new-economy-hype?
Meinst Du die qualifizierten Job's die heute nicht zu besetzen sind,
"solide Ausbildung, 10Jahre Berufserfahrung, Alter 28 Jahre"?
Oder meinst Du Dienstleistung? Alle stellen sich im Kreis auf und können sich
gegenseitig den Hintern abwischen, aber bitte mit/auf Lohnsteur?
Unser Binnenmarkt ist desolat und wird es wegen der Zinspolitik der EZB wohl auch
vorerst bleiben. Umwelttechnologie als neuer Markt, auch für den Export, entwickelt
sich noch relativ langsam. Wir(?) leben überwiegend vom Export, die exportierten
Produkte werden mit minimalstem Arbeitseinsatz gefertigt. Und von Informationen ist
noch keiner richtig satt geworden.
Die grösste Unsinn war das Gerede, wohl von Clinton, mit dem Beispiel einer
Afrikanerin im Busch mit krankem Kind, die geht dann an den nächsten Internetanschluss und weiss genau welche Medizin sie ihrem Kind nämlich nicht kaufen kann.
Das allgemeine Geschwätz der demographischen Entwicklung ist wie die Geschichte der
Abteilungen in der Gummifarbrik (s.u.), nur es wird vergessen dass der
Produktionsfaktor Arbeitskraft sich stärker als etwa von Marx angenommen durch
Automatisierung usw. erübrigt bzw. vom Menschen trennt.
( In der Gummifabrik gibt's drei Abteilungen, 1.Schnullerli, 2. Verhüterli,
3. Löchli in die Verhüterli machen damit der Umsatz stabil bleibt. )
Ich bin nun kein Lobyist der Industrie, aber was würde ein Unternehmer bei
diesen Prognosen am vernünftigsten tun? Nun er wird seine Produktionsstätten
dort ansiedeln, wo er die Fachkräfte bekommt, ob im Ausland oder über
Telearbeit im Internet.
Unfug, weil er immer einen finden wird der billiger ist, oder anderes Beispiel,
wenn das Problem der Globalisierung am Arbeitsmarkt noch nicht einleuchtet dann
vielleicht bei der Umwelt.
Silizium wird als Rohkristall dort hergestellt wo schmutziger Strom am billigsten ist,
da können wir hier auch AKWs ala Tschernobyl hinstellen. Prostituieren bevor es ein
anderer tut, zumal der Fallout sich ja nach ein paar hundert Jahren auch über alle
Länder verteilt hat.
Tja und diese Gesellschaft würde wieder einen (IMHO) Experten verlieren,
einen Verbraucher der andere Arbeitsplätze schafft und einen Steuerzahler
der das Sozialsystem finanziert.
Das Sozialsystem wird nicht von Arbeitslosen finanziert. Oder andersrum, wenn Du
als Arbeitender in's Sozialsystem etwas mehr einzahlst, mag dass gleichzeitig Deine
besseren Chancen im System, etwa aufgrund demographischer Ursachen nicht arbeitslos
zu sein, wiederspiegeln. Und wenn Deine Chance nicht arbeitslos zu sein höher ist,
kann das Ergebnis Vorteile gegenüber anderen demographischen Situationen haben,
wie auch etwa die Entwicklung der Mieten (Lebensqualtität).
Und, Du als Experte oder als Arbeitgeber brauchst als Basis einen halbwegs stabilen
und möglichst in Gesellschaft und Kultur verankerten Markt. Weniger
gesellschaftlich-ökonomische Konflikte wie Arbeitslosigkeit sind da letztendlich
vorteilhaft selbst wenn die Löhne etwas höher wären.
Die gleichen Leute die heute Ausländer durch die Straßen jagen, können eines
Tages froh sein, wenn sie der Enkel eines Einwanderers im Altersheim zudecken
wird.
Man kann Einwanderung als sinnvolle, auch kulturelle, Bereicherung sehen, sich
über die Vielfalt freuen, und trotzdem Einwanderung als Ausnahme betrachten.
Ausländerfeindlichkeit ist ein anderes Thema, und es ist m.E. ärgerlich wenn mit
dem Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit für (stärkere) Einwanderung argumentiert wird.
Zumal sich die Frage stellt ob "Die gleichen Leute" aus Deinem Beispiel so
privilegiert sind dass sie überhaupt einen Platz im Altersheim haben werden.
Umgekehrt kann gefragt werden ob "Die gleichen Leute" für irgendeinen Greencard-job
in Frage kämen. Da ist aber die Frage welche Jobs es denn nun wirklich gibt.
Wenn Du als Chef und Experte 5 teils weniger qualifizierten Informatikern o.ä. Arbeit
gibst oder den Abteilungsleiter machst und Du bräuchtest einen neuen gleich
qualifizierten Crack als Kollegen, könntest Du ja auch trotz flacher Hirarchien
usw. einen der fünf in den Job einweisen und einen etwas weniger qualifizierten
Mitarbeiter einstellen, wenn der Supercrack nicht zu finden ist.
Und wenn dann 2010 der Arbeitsmarkt wirklich so leer wäre, sind Greencards in
grösseren Mengen ja wohl schnell gedruckt und besser beworben als heute.
Grüsse
Cyx23