Hallo Christian,
jetzt bleib ich doch lieber bei Christian, mit Chris wird's eventuell auch wieder Verwechslungen geben... ;o)
Die Frage ist, ob es ueberhaupt moeglich ist, mit "klaren,
unverblendeten Augen" zu sehen. Wir sind Menschen, keine Maschinen,
und Menschen haben nun einmal Meinungen und sind subjektiv. "Die
Wahrheit" kann es nicht geben. Wir nehmen die Welt nur in einem sehr
begrenzten, subjektiven Rahmen wahr.
Das stimmt, und genau das meinte ich mit: Die Wahrheit ist ein fließendes Gewässer. Sie läßt sich eben nicht festhalten oder als "richtige Meinung" die Wand nageln. Jeder erlebt seinen eigenen Teil davon. Wichtig ist dabei, anzuerkennen, daß andere (und vor allem Andersdenkende) auch ihren Teil der Wahrheit haben -- nämlich einen Teil, der unter Umständen genauso wahr ist wie meiner, obwohl (oder gerade weil) beide subjektiv sind -- und sogar, obwohl sie sich möglicherweise widersprechen.
Das anzuerkennen ist allerdings nicht einfach, weil wir eben auch emotionale Wesen sind und uns gerne an unsere vermeintlichen "Gewißheiten" und "objektiven Fakten" klammern. Widersprüche halten wir nur schwer aus, wir neigen im Zweifelsfall dazu, uns für eine "richtige" Möglichkeit zu entscheiden. Damit fühlen wir uns sicherer. Deshalb ist Zazen (Zen-Meditation) ja so eine harte Nuß... ;o)
Eine objektive Wahrheit gibt es möglicherweise gar nicht (jetzt wird's philosophisch) -- oder wenn es sie gibt, dann ist sie ganz sicher nicht so schön linear und widerspruchsfrei, wie wir uns das wünschen.
Beispiel: ein Bettler auf der Strasse. Der eine geht vorbei und
sieht einen alten, abgewrackten Mann, schmutzig und ekelig. Der
andere sieht einen bemitleidenswerten alten Mann, dem geholfen werden
muss. Wieder ein anderer kann vielleicht eine Art Strassen-Romantik
in dem Bild entdecken. Was wahr ist? Das haengt nur vom Schaupunkt
ab.
Gutes Beispiel. Wahr sind alle drei. Und dann gibt es noch so ungefähr sieben Millionen andere Möglichkeiten, die ebenfalls alle wahr sind... ;o)
Herzliche Grüße,
Meg