Moin!
Ich möchte diesem Forum keinesfalls Realname-Pflich aufdrängen, ich frage aus reinem Interesse, weil ich es ausschließlich anders gewohnt bin.
Im Prinzip steht doch hinter allem, egal ob RealName oder Pseudonym oder gar anonym, die Frage: "Welche digitale Identität habe ich?"
Das Medium bietet hier faszinierende Möglichkeiten: Frauen werden zu Männern, Männer werden zu Frauen, Menschen werden zu Computern und Computer werden zu Menschen. Ja, ist alles schon vorgekommen und wird immer wieder vorkommen.
Letztendlich bewirkt der Name, den man sich selbst gibt, wie man im digitalen Raum wirkt. Es ist Unsinn zu behaupten, der Name als hauptsächliches Identifikationsmerkmal würde _keine_ Wirkung haben. Er hat ganz sicher eine Wirkung. Die Frage ist nur: Hat er die gewünschte Wirkung? :)
Da es bei der Prüfung, ob ein Name wirklich ein RealName[tm] ist, keinerlei Authentifikationsmechanismen (oder gar Identifikationsmechanismen) gibt außer dem menschlichen Verstand, ist eine Forderung nach RealNamen absolut irrsinnig. Es ist absolut nicht nachprüfbar, ob derjenige, der sich Tyler Durden, Georg Busch, Stefan Muenz, Terwyet Gorgo oder Peter Meier nennt, auch wirklich so heißt. Wenn er sich so nennt, wird er vermutlich auf eine gewisse Wirkung des gegebenen Namens setzen.
Wenn Namen wie Jens, Gabi, Stefan oder Annemarie verwendet werden, ist das ganz genauso. Vielleicht gibts einen leicht persönlicheren Eindruck, weil der Nachname fehlt - mit Allerweltsnamen hingegen wird man sehr leicht verwechselbar, weil der nächste Jens schon in einer Minute posten könnte.
Scheinbar Ausdruck der eigenen Individualität sind die "künstlichen Namen" wie "Zahnspangenterminator", "Terrorkröte" und "Internet Explorer Nutzer". Das sind wahrlich Namen mit Außenwirkung, weil sie schon gleich polarisieren. Und sie bleiben mit Sicherheit in Erinnerung - wenngleich auch nicht immer in der besten (was man z.B. für die zwei hier letztgenannten sagen kann).
Wie in anderen Postings schon erwähnt: Hauptsache ist, dass ein Name eine Konstante ist. Ständig wechselnde Namen ein- und derselben Person sind ziemlich nervig. Man kann zwar zur Person selbst eine Beziehung aufbauen, die Namen sind aber nun einmal ein wichtiges Identifikationsmerkmal, anhand derer man die "Stimme im Kopf" bzw. das eigene, gewonnene Bild des Individuums zuordnen kann. Ein einigermaßen konstantes Erscheinungsbild ist da sehr hilfreich, um diesen Wiedererkennungseffekt zu haben. Ist diese gewisse Gewöhnung an einen Namen eingetreten, ist der Name selbst bzw. dessen literaler Inhalt im Prinzip irrelevant.
- Sven Rautenberg
"Bei einer Geschichte gibt es immer vier Seiten: Deine Seite, ihre Seite, die Wahrheit und das, was wirklich passiert ist." (Rousseau)