Hallo Thomas,
Im Vergleich zu Sprachen beispielsweise lateinischen Ursprungs sind die Konjugationsmöglichkeiten von Verben im Deutschen ja geradezu lächerlich.
Das ist so viel zu einseitig. Wenn man mit und in einer Sprache aufwächst, fallen einem viele Regel der Grammatik gar nicht auf. Aber wenn man dann eine Fremdsprache lernt, ist eine der ersten Dinge mit dem man konfrontiert wird.
Da ist allerdings etwas dran.
Im Spanischen gibt es zum Beispiel zwei verschiedene Perfekt-Varianten: den Zusammengesetzten (ich habe gegessen - "habe" und "gegessen" sind zwei Verbformen, eine finite und eine infinite) und den "einfachen" (im Sinne: "nicht zusammengesetzt"; dafür gibt es im Deutschen keine Entsprechung [1]). Das gleiche gilt dann auch für den Plusquamperfekt und noch einige andere Formen.
Im deutschen werden sechs grammatische Zeiten unterschieden, dabei gibt es drei "Perfekvatianten" wenn wir schon dabei sind:
Imperfekt (Präteritum): ich aß
Perfekt: ich habe gegessen
Plusquamperfekt: ich hatte gegessen
Die gibt es alle im Spanischen auch. Aber den Perfekt selbst gibt es im Spanischen nochmal in zwei Varianten. Es gibt im Spanischen alleine fünf grammatikalische Zeiten in der Vergangenheit, während es im Deutschen sechs insgesamt gibt. Die konkreten Zeitformen der Vergangenheit im Spanischen sind: "imperfecto" (auch "pretérito", Imperfekt), "perfecto" (auch "perfecto composito", zusammengesetzter Perfekt), "indefinido" (auch "perfecto simple", nicht-zusammengesetzer Perfekt), "pluscuamperfecto" (Plusquamperfekt), pretérito anterior (nochmal vorzeitig zu Plusquamperfekt).
Dann der Unterschied zwischen Verben die das Perfekt und Plusquamperfekt mit haben und die, die es mit sein bilden.
Den Unterschied gibt es im Spansichen dagegen nicht; "perfecto composito", "plusquamperfecto" und "perfecto anterior" werden allesamt mit Formen von "haber" (haben) gebildet.
[...]
Jetzt nehme man noch Futur I und Futur II, die Konjunktive und Passive dazu und und und ... und das alles im Aktiv wie im Passiv.
Das gibt's im Spanischen auch alles. :-)
Was übrigens neben dem Schwund des Genitivs zu beobachten ist, dass verschwinden des Konjunktiv II.
Mir persönlich fällt auch noch auf, dass das Relativpronomen "das" immer häufiger fälschlicherweise durch die Konjunktion "dass" ersetzt wird; nach einem Komma lese ich fast nur noch "dass", egal, ob nun wirklich die Konjunktion "dass" gemeint ist, oder nicht.
Man hat das gefühl, dass vor lauter Hektik niemand mehr Zeit hat, sich dem Erlernen der eigenen Sprache zu widmen.
Ja.
Viele Grüße,
Christian
Ich hoffe, Deutschland scheidet in der EM möglichst früh aus, dann spricht man hoffentlich nicht mehr so lange über das leidige Thema Fußball.