Hallo Calocybe,
Der Hintergrund: Da er selbst kein HTML kann, aber nicht fuer jede Aenderung an unseren Intranetseiten einen "Spezialisten" heranrufen will (das waere dann also ich; das Wort "Spezialist" hat sich der Chef ausgedacht), sollen die Seiten, die ich gestalte, so einfach sein, dass sie mit Frontpage ohne Probleme bearbeitet werden koennen. Nur damit der nicht HTML lernen muss, sondern alles im Klick-and-Play-Modus machen kann. Ja, und ausserdem wird FP98 von der zentralen Designabteilung unserer Firma empfohlen - na toll.
Tja, das beobachte ich im Berufsleben leider auch. Statt zu erkennen, wie einfach es ist, HTML zu lernen, und wie viel Spass es machen kann, damit direkt zu tun zu haben, sperren sich manche Leute gegen den Anblick von Source-Code, als sei das ein ekliges Tier. Das sind dann die Leute, die hochtrabend verkuenden, die Zeit des Code-Hackings sei nun vorbei und jetzt muesse man endlich "effizient" arbeiten. Sprich, mit irgendwelchen Software-Monstern, bei denen man nicht mehr genau weiss, was sie treiben, und bei denen man nach einem Jahr, wenn das Monster veraltet ist, wie zu den schlechten alten Zeiten von Word vor dem Problem steht, den ganzen Kram wieder irgendwie mit einen neuen Supermonster weiterzubearbeiten, wobei dann jede Menge Probleme beim Konvertieren entstehen, fuer die dann im Notfall sogar mal verlegen bei diesen Typen angeklingelt wird, die sich noch mit dem Code-Zeugs auskennen.
Es gibt gluecklicherweise auch einige Leute, die durch den Erfolg von HTML dazugelernt haben und kapiert haben, dass Arbeiten mit Code schneller, kostenguenstiger und effizienter sein kann als Arbeiten mit "GUI"s. Genauso wie einige Leute kapiert haben, dass etwa ein laufender Server mit einfachen Konfigurationsdateien eben doch viel uebersichtlicher und schneller zu verwalten ist als mit tausenden speicherfressenden Dialogboxen - siehe Linux contra NT. Aber leider sind es noch nicht genug Leute. Die meisten lassen sich doch lieber wieder einlullen von dem Gesuelze der Software-Werbung.
Ich bin nicht unbedingt ein Anhaenger von "zurueck zum Textmodus", absolut nicht. Aber ich finde, dass es wichtig ist, Software so einzusetzen, dass man sich nicht von ihr abhaengig macht.
Und genau darauf zielen die teueren Wysiwyg-Werkzeuge beim Web-Publishing: den User von sich abhaengig zu machen. Klar, sind ja Leute dahinter, die was verkaufen wollen <g>.
Also: viele Gruesse an den Chef, er soll schon mal die Kohle zuruecklegen, wenn im naechsten Jahr alles auf einen XML-Dialekt umgestellt werden soll oder Frontpage 2001 nur noch mit positionierten Elementen arbeitet und beim Konvertieren von Tabellenlayouts leider tausende von Seiten verhaut.
viele Gruesse
Stefan Muenz