Stephan Huber: Wie entsteht Gemeinschaft?

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Hallo Stefan,

nachdem ich wenigstens für einen Teil der Vermehrung
der (MENSCHELEI) in diesem Forum hier durch mein
etwas heftiges Flame gegen Dylan verantwortlich
bin, mein Senf dazu (auch auf die Gefahr hin, daß
die Quote von 10-20% überschritten wird, und ich noch ein
paar Flames mehr bekomme :-)).
Wie wohl bei den meisten hier, ist das nicht das einzige Forum,
das ich lese, und die letzten Wochen haben dort mit den jeweils
entsprechenden Reaktionen z.B. auf den Kosovo-Krieg einiges
soziologisches 'Anschauungsmaterial' geliefert. In den meisten
Foren ist die Diskussion nämlich hinsichtlich des emotionalen
Niveaus erheblich wenig glimpflich abgelaufen als hier.
Deshalb ein paar Dinge, die mir in letzter Zeit durch den Kopf
gegangen sind:
Es ist doch wirklich erstaunlich, daß es durch bloße schriftliche
Äußerungen gelingt, ein persönliches Bild der einzelnen Personen
zu vermitteln, gegeben die Tatsache, daß wir uns im 'normalen
Leben' zum großen Teil auch stark auf solche Dinge wie Mimik, usw.
des Gesprächspartners verlassen, um seine Intentionen zu erkennen.
Trotzdem denke ich, daß sowas wie das etablieren einer 'Gemeinschaft'
dadurch nicht unbedingt leichter wird, weil es einfach länger dauert, bis
man eine Person einschätzen kann - wenn ich Dylan gegenübergestanden
wäre, und er mir von seiner Diaboloparty erzählt hätte, hätte ich wohl
aufgrund seines Verhaltens recht schnell gemerkt, daß er es
'nicht böse meint',  was aufgrund ein paar Zeilen Text nicht so einfach
ist, wenn man den Namen der betreffenden Person nicht schon
öfters gelesen, und sich aufgrund dessen eine Meinung gebildet hat.
Gleichzeitig ergeben sich aber auch ganz neue Möglichkeiten, sich
in der 'Gemeinschaft' bekannt zu machen - ich denke, Elaine hat
sich durch das schöne Wort 'Nappsülzen' dauerhafter im kollektiven
Gedächtnis verewigt, als viele, die hier ab und an sinnvollen Rat geben.
Leider führt das auch dazu, daß einige versuchen,
durch qualitativ ähnliche Aktionen auch etwas ähnliches zu erreichen,
aber das kann man wohl nicht verhindern.
Um auf den Ausgangspunkt zurückzukommen: Ich denke,
die letzten Diskussionen sind im großen und ganzen so
glimpflich abgelaufen, weil viele hier sich hinter dem Namen in
der Nachricht auch einen Menschen aus Fleisch und Blut
vorstellen konnten, dem es wehtut, wenn man nicht nett ist
(ok, deliberativ primitiv ausgedrückt, aber manchmal ist das auch
nicht verkehrt, denke ich...). Deshalb meine persönliche Meinung:
Es ist manchmal z.B. ganz gut, die als Homepage angegebene Seite nicht
nur deswegen anzuschauen, weil sie vielleicht das persönliche
Interesse anspricht, sondern um den Menschen hinter der Nachricht
ein wenig besser zu verstehen, bevor man antwortet, und sich
selbst emotional daran zu erinnern, daß da ein *Mensch* schreibt.
(Das hilft vielleicht auch, zu heftige Reaktionen zu verhindern - wenn ich den Namen von Cheatah nicht schon so oft hier gelesen hätte, mir seine Seiten angeschaut hätte,
usw., wäre meine Antwort auf sein 'bitte keine off-topics mehr' in dem
betreffenden Fall wohl auch ein wenig weniger freundlich ausgefallen, naja, man
ist halt auch nur ein Mensch...).
</moralisier&klugscheiß>
Aber wie gesagt, die Leute hier haben das anscheinend erfreulicherweise
sowieso sehr viel besser verstanden als in anderen 'Communities' :-)

Grüße
Stephan