Hallo Stefan!
Ehrlich gesagt, kann ich nicht ganz nachvollziehen, was Du an diesem Text so bemerkenswert findest. Er gehört zu den schlechtesten, die ich je bei Telepolis gelesen habe - meiner Ansicht nach eine Mischung aus Binsenweisheiten und Ansichten eines Menschen, für den das Wichtigste im Leben ist, möglichst weit oben in der sozialen Hirarchie zu stehen.
Daß ein Mensch neben materiellen Werten auch nach Aufmerksamkeit strebt, ist doch nun wirklich ein uralter Hut. Selbst bei höheren Lebewesen, die in Gruppen leben (z.B. Delphinen) läßt sich dieses Verhaten schon beobachten. Mit der Verlagerung von geistiger auf körperliche Arbeit
<cite>So unterscheidet sich denn auch geistige von körperlicher Arbeit dadurch, [...] daß neben der Entlohnung in Geld die in Beachtung zählt.</cite>
hat das m.E. nichts zu tun. (Es sei denn, man wertet z.B. das Training eines Sportlers für die Olympiade als geistige Arbeit...)
Wahr und neu in der Informationsgesellschaft ist, daß die erlangte Aufmerksamkeit direkt proportional zum allgemeinen Nutzen der eigenen Arbeit ist. Den Schluß auf
<cite>Für eine große und rasch größer werdende Zahl von Menschen schneidet die verfügbare Aufmerksamkeit die realisierbaren Erlebnismöglichkeiten schärfer aus dem Bereich des theoretisch Möglichen aus als das verfügbare Geld.</cite>
kann ich aber nicht ganz nachvollziehen.
Davon abgesehen gibt es beim Erlangen von Ruhm einen mindestens ebenso großen Anteil von Willkür und Ungerechtfertigtkeit wie beim Erlangen von Geld. Man denke nur mal daran, welchen "enormen" Beitrag zu unser aller Wohlergehen eine Verona Feldbusch leistet - oder Hunderte von Fußballspielern, die jeder zweite deutsche Mann besser kennt als auch nur einen lebenden Wissenschaftler.
Meiner Ansicht nach sollten - und werden - die Menschen nicht einen banalen Maßstab (Geld) durch einen anderen (Ruhm) ersetzen. Wer nach Ruhm streben will: nur zu! Bei Lichte betrachtet ist Ruhm aber zu willkürlich, um ihn als Richtlinie fürs Leben verwenden zu können. Wer weiß, daß er das Richtige tut, sollte sein Ding durchziehen - egal, ob er damit reich und/oder berühmt wird.
Herr Franck kommt wahrscheinlich aus der akademischen Forschung, was Sprüche wie
<cite>Das reguläre Maß wissenschaftlicher Information ist die Häufigkeit, mit der sie zitiert wird. Das Konto der Zitate des Autors mißt dessen wissenschaftliche Produktivität.</cite>
oder
<cite>Wissenschaftliche Hypothesen, Theoreme und Tatsachen werden nicht gegen Höchstgebot verkauft, sondern publiziert. [...] Also kann es auf keinen Fall die Bereitschaft zur Geldzahlung sein, an der sich der Wert wissenschaftlicher Information bemißt. </cite>
vermuten lassen. An unseren staatlichen Unis könnte man tatsächlich manchmal den Eindruck gewinnen, der einzige Zweck wissenschaftlicher Arbeit wäre, den Ruhm (bzw. Science Citation Index, den ich übrigens absolut lächerlich finde) des jeweiligen Profs zu erhöhen. Ich denke, in der privatwirtschaftlichen, anwendungsnahen Forschung läßt sich der Wert einer Entwicklung aber durchaus ziemlich gut in Mark und Pfennig ausrechnen.
Mein Fazit: Aus Sicht der Aufmerksamkeit war dieser Text für Herrn Franck ein echtes Schnäppchen.
Gruß
Steffen