Hallo Tim
Natürlich ist es Aufgabe der Eltern, ihren Kindern Werte zu vermitteln. Aber wenn sie dieses nicht machen, muß die Schule (die neben ihrem Bildungs- eben auch einen Erziehungsauftrag hat) einspringen.
Ja, so ist. Dabei muß man als Lehrer versuchen, die Eltern zu Erziehungstätigkeit zu befähigen. Viele solcher Eltern sind froh über die Unterstützung und andere lehnen alles komplett ab. Das kann manchmal sehr sehr deprimierend sein.
Meine beiden Eltern sind auch Lehrer. Besonders duch meine Mutter (Sie ist Hauptschullehrerin) bekomme ich recht viel aus dem schulischem Alltag mit.
Das kann ich mir sehr gut vorstellen, da insbesondere bei Hauptschulkinder starke soziale Probleme vorliegen.
Wie schon gesagt, primär ist es Aufgabe der Eltern eine gewisse - ich drücke es mal so aus - "Ethik" ihren Kindern zu vermitteln.
Aber: Es gibt große soziale Unterschiede in unserer Gesellschaft! Es gibt massenhaft Eltern, die sich nicht um ihre Kinder kümmern! Was machst du mit Jugendlichen, deren Berufswunsch "Sozialhilfeempfänger" ist und das schlichtweg durch das falsche Vorbild der Eltern zustande kommt?
Die Situationen sind natürlich immer anders, daß macht ja den Lehrerberuf so interessant.
Ich habe aber die Beobachtung gemacht, daß solche Thesen (Berufswunsch "Sozialhilfeempfänger") oft auftreten, wenn die Kinder kein Selbstbewußtsein besitzen und sich selbst als hoffnungslos dumm und unfähig einstufen. Hier versuche ich immer, genau diese Einstellung zu ändern.
Muß da die Schule nicht eingreifen? Besonders wenn Lernpotential in dem Jugendlichen steckt?
Was ist mit Jugendlichen, die von ihren Eltern Vorurteile eingeimpft kriegen?
Was machst man mit gewalttätigen Jugendlichen, um die sich die Eltern nicht kümmern?
Jaein, verstehe mich bitte nicht falsch. Aber dieser Forderung kann die Schule und der Lehrer nicht vollständig gerecht werden. Hier ist man gezwungen Grenzen für sich selbst als Lehrer zu ziehen. Man versucht soviel wie möglich zu erreichen, aber als Lehrer ist man kein Sozialarbeiter und kein Psychologe. (Das es unser Staat nicht fertig bringt, genau diese in die Schulen zu integrieren ist sein großes Manko im Bereich Bildungswesen.)
Solche Kinder wie du sie als Beispiel nennst erfordern eine intensive Betreuung und Beratung. Dazu hat der Lehrer jedoch nur begrenzt Zeit und Kraft.
Als Eltern -und hier spreche ich auch für meinen Mann- sind wir allein für unsere Kinder zuständig.
Die Schule dagegen hat die Aufgabe -jetzt spreche ich als Lehrerin-die Schüler zum selbständigen Denken, zur kritischen Auseinandersetzung mit Fakten und zum Handeln zu befähigen, ihnen Wissen und gesellschaftliche Normen und Werte zu vermitteln. Wobei ich darunter die gesetzlich verankerten und nicht die praktisierten Normen und Werte verstehe. Zwischen beiden besteht ein erheblicher Unterschied.
» Du sprichst hier von einer idealisierten Welt, oder ?(Ich würde es in der Wortschöpfung "Idealisierte-Intellektuellen-Gymnasiale-Oberstufen-Welt" bezeichen. So existiert die Realität nicht. Aber das sollte kein Grund sein, die Hoffnung aufzugeben.
Natürlich ist dies idealisiert. Ein Grund für mein Aussage ist die weitverbreitete Ansicht, die Schule für die gesellschaftlichen Probleme mit Jugendlichen verantwortlich zu machen.
Ich will nichts beschönigen, wir machen Fehler auch in der Schule. Nur halte ich es eben für verkehrt, die Schule als den alleinig Verantwortlichen hinzustellen, wie es leider viel zu oft geschieht.
Viele Grüße
Antje
PS: Und jetzt geht es ab in die Schule. :-)