Uruk-Hai: British Telecom an BSE erkrankt?

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Hi,

Zu deinem Beitrag: Die BT hat nicht die Technologie des Hyperlinks patentiert, sondern sich den Namen "Hyperlink" schützen lassen.

Auch nicht richtig. Wenn ich die Meldung aus dem heise-Newsticker nicht völlig falsch in Erinnerung habem hat die BT sich das Verknüpfen von elektronischen Dokumenten die über elektronische Leitungen gesendet werden, patentieren lassen. So in der Art. Das ganze haben sie doch tatsächlich vor HTML und HTTP schon 'erfunden'.
Toll.

Ich habe es gerade extra gesucht, damit ihr nicht meiner löcherigen Erinnerung ausgesetzt seid.
Unter: <a href="http://www.heise.de/newsticker/data/jk-20.06.00-005/">http://www.heise.de/newsticker/data/jk-20.06.00-005/</a>
Bin mal gespannt, ob Html-Tags in dem Forum gehen. Ihr werdet mir hoffentlich verzeihen, falls sie nicht funktionieren.

In der Patentschrift heißt es beispielsweise, es gehe um ein "Informationshandhabungssystem, bei dem Informationen von einem Computer an einem entfernten Ort angefordert und über das öffentliche Telefonnetz zu einem Terminal-Gerät übertragen werden." Nach Übersetzung durch die BT bedeute dies eben "Hyperlink", was in der Patentschrift im Detail ausgeführt werde.

Dort steht auch was über den zeitlichen Werdegang dieses Patentes.
Nun, dieser Vorstoss der BT zum Geldverdienen ist:
a) Quark.
b) Lässt sich leicht zerschmettern. Erläutere ich noch.
c) Gilt nur für US-Provider, betrifft .de also nicht.

Zu a):

Das ist offensichtlich. Ein weiterer Versuch von irgendjemandem, andere abzuzocken. Sowas sucks. Open source, open minds rules!

Zu b):

Mein Hauptargument gegen diesen Müll: Die Grundlegenden Ideen zu verknüpften Dokumenten (Literaturverweise) sind steinalt und gehen mindestens bis zu den alten Griechen zurück.
Ok, trifft nicht ganz zu und ist etwas arg weit hergeholt?
Macht nix, es gibt noch passenderes, um derartige Forderungen abzuschmettern.
Ich zitiere mal meinen Eintrag im heise-Forum:
<a href="http://www.heise.de/newsticker/forum/go.shtml?read=1&msg=56&g=20000620jk005">http://www.heise.de/newsticker/forum/go.shtml?read=1&msg=56&g=20000620jk005</a>

Ich zitiere mal eben aus dem Buch 'XML in der Praxis'
von Stefan Mintert und Henning Behme:

"Als Vorläufer oder zumindest als Inspiration der modernen
Hypertextsysteme gilt Vannevar Bushs fiktives System Memex. Seinen
vielzitierten Artikel »As we may think« veröffentlichte er bereits im
Jahre 1945. Darin skizziert er ein System, das man sich äußerlich als
Schreibtisch (vielleicht mit eingebautem Desktop-Computer) vorstellen
kann. Selbstverständlich ist noch nicht die Rede von Mikroprozessoren
und Festplatten. Seine technologische Grundlage ist die
(Mikro-)Fotografie. Wesentlich ist aber, dass Memex mit einzelnen
Informationseinheiten (vorstellbar als einzelne Seiten eines
Hypertextes) arbeitet, die der Benutzer durch »Wege« (»trails«)
miteinander verbinden kann (heute: Hyperlinks). Bush zeichnet ein sehr
feines Bild der Anwendungen, die ihm vorschweben. Die visionäre Kraft
dieses vorausschauenden Artikels macht den Text auch nach mehr als 50
Jahren lesenswert."

Damit dürfte der 'prior act' ja wohl erfüllt sein :)

Zum prior act:

Die Ansprüche des Konzerns, selbst wenn seine Interpretation der Patentschrift richtig ist, würden dadurch aufgehoben - und zwar nach der Bestimmung der so genannten prior art, nach der ein Patent unwirksam wird, wenn nachgewiesen werden kann, dass die Technik durch jemand anderen als den Patentinhaber schon vor Einreichung der Patentschrift eingesetzt wurde.

Also betrachtet diese Angelegenheit als erledigt. Die Provider werden schon drauf kommen und sich wehren!

Zu c):

Internet Service Provider in den USA seien die ersten Kandidaten, von denen man Lizenzgebühren haben wolle, erklärte eine BT-Sprecherin.

Aber mittlerweile sind wir in Sachen Patentrecht ja schon so weit, dass sich geistiges Eigentum in Form von Algorithmen und Verfahrenslösungen durch Umwege schon patentieren lässt.

Nun, die Diskussion über den Sinn und Zweck von Softwarepatenten ist nochmal was anderes und ziemlich heikel.
Aber sieh es doch mal bitte so: wenn man mit erheblichem Aufwand einen Algorithmus erfindet, warum soll man den nicht patentieren können? Und glaub mir, es gibt Algorithmen, die sind es wirklich Wert, patentiert zu werden. Wenn jemand oder ein ganzes Team da sehr viel Zeit und somit auch Geld reinsteckt, dann ist es für die ja auch existenzbedrohend, wenn danach jeder von ihren Mühen profitiert. Wenn sie natürlich tolerante Arbeitgeber oder sichere Jobs haben und alles in der Freizeit gemacht haben können sie den Quellcode auch unter die GPL o.ä. stecken und sich in ihrem Ruhm sonnen. Aber davon bekommt man halt nix zu essen auf den Tisch.

Gruss

Uruk-Hai