Hallo Stefan,
in einer Höhle in Andalusien gibt es eine riesige Halle, die ca. 60 Meter hoch ist,
und in der Mitte steht eine riesige Säule aus Tropfsteinen, mehr als zehn Meter dick.
Ein Teil dieser Säule ist vor tausenden von Jahren mal runtergebrochen (innerhalb
weniger Sekunden - das muß einen gewaltigen Donner gegeben haben!). Die Trümmer
liegen tief unten am Boden der Halle und sind selbst schon wieder von neuen Tropfsteinen
überwachsen...
Auf www.longnow.org lese ich:
"The Long Now Foundation seeks to promote "slower/better" thinking and to focus our
collective creativity on the next 10,000 years."
Läßt sich das Nachdenken über Langsamkeit mit solchen Großprojekten überhaupt
fördern? Macht uns das wirklich nachdenklicher?
Die nächsten zehntausend Jahre - ist das denn nicht auch wieder Größenwahn? Ist
es nicht nur ein Versuch, sich hervorzutun und die Mit- und Nachwelt zu beeindrucken?
Alle Versuche, sich in gigantischen Projekten zu verewigen, stammen IMHO aus der
Angst vor der eigenen Nichtigkeit.
Es gibt doch längst Uhren, die uns nachdenklich machen könnten: der Grand Canyon
ist so eine Uhr. Oder, um in Europa zu bleiben: die Alpen. Erdgeschichtlich sind die
Alpen, wie wir sie kennen, nur eine Momentaufnahme eines ewigen tektonischen
Geschiebes, das durch Erosion langsam wieder zerbröselt. Eigentlich lohnt es sich
nicht mal, den einzelnen Bergen Namen zu geben... ;o))
Ich glaube, wir brauchen kein weiteres Großprojekt, um uns die Ewigkeit bewußt zu machen.
Das Nachdenken kann man am besten fördern, indem man nachdenkt...
Herzliche Grüße,
Meg Palffy