Hallo AlexBausW,
ich habe im letzten Posting vergessen zu grüssen, ich hole es hiermit nach.
Und aufgeklärt Denken heißt bei mir, meinen Verstand in jeder Situation zu gebrauchen, und mich nicht auf Instinkte, Emotionen usw. zu berufen. Diese können "mich" (meinen Verstand) trüben. Ich will gleichzeitig nicht auf Emotionen verzichten, nur ich will sie unter Kontrolle halten, ! Ich (mein Verstand) will vollständige Kontrolle über mich selbst!.
Bist Du Dir sicher, daß Du hier nicht der Ersatzreligion des "aufgeklärten Denkens" folgst. Du _glaubst_ an das was Kant erzählt, und bist Dir vermutlich sogar sicher, daß dies der Weisheit letzter Schluß ist. Wo ist da der Unterschied zu einer Religion, außer daß die Kant`schen Theorien vielleicht (vielleicht auch nur für Dich) plausibler klingen?
Nein, so würde ich es nicht formulieren, obwohl es das vielleicht trifft. Ich sehe meinen Verstand als mich selbst. Ich bin nichts anderes, ich bin nicht der Glaube, ich bin nicht Liebe. Ich bin mein Verstand. Insofern ist nur logisch, das der Verstand das höchste im Körper ist, und es ist auch logisch, das er (ich) Kontrolle über mich hat. Deswegen ist es kein Glaube, eher ein Trieb (nämlich der Selbsterhaltungstrieb).
Es ist keine Religion, es ist Ich.
Nur wo zieht man die Grenze zwischen Verstand, Erfahrung und Instinkt? (Bitte nicht verhauen ;) es ist mir schon klar, was Verstand Erfahrung und Instinkt sein soll bzw. ist) Bist Du Dir sicher, daß die Grenze zwischen Mensch und übrigen Tieren verläuft, oder sind kleine Kinder wegen ihres ausgeprägten "Über-Ichs" (ich zitiere Dich) keine bzw. noch kein Menschen?
Ich habe gewußt das das kommt und deswegen habe ich es erwähnt. (An alle Mütter und Väter und alle anderen: Bitte nicht verhauen).
Ja, Kinder sind so gesehen keine Menschen. Die Argumente sind die gleichen wie bei Tieren.
Der Übergang zum Menschen verläuft dann im Übrigen fliessend. Ich empfehle hierzu Freud, der das meines Erachtens sehr gut beschrieben hat.
Glauben ist insoweit ein Akt des Denkens, das er bei Tieren nicht vorhanden ist. Man muss sich aber trotzdem darüber im Klaren sein, das der Glauben ein Trugbild der Wirklichkeit wiedergibt, und deswegen auch nicht zum Überleben gerade super geeignet ist. Glauben ist in der Aufklärung (und wir leben in einem aufgeklärten Zeitalter) ein Schritt in die falsche Richtung. Warum an etwas falsches Denken (= Glauben, Glauben gleich Vermutung des Wissens bzw. Wissen der Vermutung) wenn wir schon mit rationalem Denken genug Probleme haben?
Wir glauben imho den größten Teil unseres Lebens an etwas, das wir nicht wissen. Ist das alles falsch? Wir müssen glauben, sonst funktioniert unser Leben nicht. Unser Wissen basiert darauf, daß wir unseren Lehrern (nicht nur die Hauptberuflichen) glauben. Erst der Forscher (auch der Nichtprofessionelle) fängt an das gelernte Wissen zu hinterfragen, oder auf dieser Basis zu erweitern. Früher wussten die Leute auch, daß die Erde eine Scheibe ist, und die Sonne sich um die Erde dreht *scnr*.
Ich sage es gleich unten: Das war richtig (der Verstand kann nicht "falsch" entscheiden, nur aufgrund von falschen Tatsachen).
Ich muss meine Einstellung nochmals relativieren: Glaube mag notwendig sein (obwohl ich das nicht gerne sehe), aber der "aufgeklärte Mensch" braucht den Glauben nicht. Er hinterfragt alles, was er nicht weiß. Was er nicht weiß, vermutet er oder er weiß es nicht. Aber er glaubt nicht.
Glauben ist insofern auch für den "Normalen" Menschen bereits zu ersetzen, es gehört nur Selbstdisziplin dazu.
[ Spagat zwischen Verstand und Glauben ]
Der Verstand kann nur nicht immer die Kontrolle haben, weil er einfach zu langsam ist! Hätten sich unsere Vorfahren immer auf den Verstand verlassen, bzw. ihn alle Emotionen und Instinkte kontrollieren lassen, könnten wir zwei uns hier nicht unterhalten, weil die Menschheit von Prädatoren ausgerottet worden wäre. Es bleibt also bei einem Spagat.
Deswegen gibt es keinen Übermensch. Ich sehe Instinkte und Triebe nicht unbedingt als Schlecht an, ich halte nur den Verstand für "besser".
Es ist keine Schande, ein "Tier" zu sein.
Woher weis der Verstand, welche Emotionen/Triebe/Instinkte er kontrollieren muss, und welchen er vertrauen kann? Bestimmen das die Aufklärer, der Dorfgeistliche oder gar der Gesetzgeber? Und wo ist da der Unterschied? Glaube ich nun dem was der Aufklärer erzählt, vielleicht doch lieber dem Dorfgeistlichen oder halte ich mich lieber an Gesetze? Vor allem aber, wer entscheidet, was der richtige Weg ist? Imho vermutlich doch eher der Glaube, woran auch immer.
Nein, das entscheidet der Verstand. Vielleicht nimmt er Hinweise von anderen entgegen. Nur er läßt die anderen nicht für sich entscheiden. Warum auch, er kann es am Besten selber, und der Verstand macht keine "Fehler", sondern entscheidet höchstens aus falschen Tatsachen.
Ich bin mir selbst noch nicht vollständig im Klaren darüber, ob der Glaube wirklich entscheidet (hier sieht man, wie sich meine Philosophie ständig fortentwickelt). Ich denke momentan, der Glaube gibt nur eine Richtung vor, entscheidet aber nicht, denn entscheiden heißt auch eine Abwägung im Einzelfall, was beim Glauben nicht gegeben ist.
Der Übermensch ist bis in seine Grundfestungen rational.
Deswegen gibt es ihn nicht, und ist eine Überfigur, an die man nur glauben kann! Und schon sind wir wieder bei der Religion ;-)
Es gibt ihn nicht, es wird ihn höchstwahrscheinlich nie geben. Aber ich glaube nicht an ihn! Ich rede von ihm wie Physiker von Schwarzen Löchern. Nicht umsonst ist Philosophie eine Wissenschaft und ganz Eng mit der Physik verbunden (einer der Teilbereich der Philosophie ist imho die Physik, da metaphysische Fragen wie zB die Existenz von Gott/Göttern).
P.S.: Ich hoffe es ist klar geworden, daß die allermeisten Menschen an irgendetwas (mit mehr oder weniger religiösem Eifer) glauben, und sei es daran, daß man nichts glauben sollte ;)
Hmm, ich denke, ich glaube auch an irgendetwas. Ich konnte es bisher nur noch nicht lokalisieren, um es auszulöschen..
Ich glaube, wir sind uns bereits nähergekommen.
Kommst du zum Selftreffen? Wär interessant.
Tschö Matti