Utz: Content kann nicht kostenlos sein - warum eigentlich nicht?

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Hallo Steffen,

Ein (funktionierendes!) Geschäft bedeutet immer, den Kunden irgendetwas zu bringen, das sie ohne dieses Geschäft nicht hätten und für das sie zu zahlen bereit sind.

Da hast Du recht - in diesem Sinne sehe ich allerdings in weit überwiegendem Maße nicht-funktionierende Geschäfte (unter unternehmerischen Gesichtspunkten), die nicht etwa (was ich logisch fände), eingestellt werden. Statt dessen versucht man verzweifelt, daraus irgendwie noch ein funktionierendes Geschäft zu machen.

Bei Diensten, die sich allein durch Werbung nicht tragen, heißt die Frage nun mal nicht "kostenpflichtig oder kostenlos" sondern "kostenpflichtig oder nicht existent".

Die Crux im Augenblick ist IMHO: "kostenpflichtig" bedeutet halt in den allermeisten Fällen, dass das Angebot eher schneller als langsamer dann halt mangels Kundschaft "nicht existent" wird. Zurzeit scheint mir die Argumentation eher so zu laufen: "existent, und daher auch (bald) kostenpflichtig" - und dieses Argument geht an der Realität vorbei.

Dass es Leute gibt, die im Internet vor allem das große Geschäft wittern, ist bedauerlich für sie selbst, aber letztendlich gut und wichtig für das Entstehen kommerzieller Angebote.

Das impliziert in meinen Augen, dass kommerzielle Angebote per se etwas positives sind. Du magst mich einen Sozialromantiker schimpfen, aber ich kann das so nicht finden.

Das heißt ja nicht, dass es nicht noch besser werden kann. Schlechter wird es bestimmt nicht, denn kein Angebot, das bislang kostenlos wirklich funktioniert hat (z.B. weil der Betreiber bereit ist, drauf zu zahlen) wird durch das Auftauchen kostenpflichtiger Angebote verschwinden.

Hoffen wir es - vgl. dazu Wolfgangs Anmerkungen <?m=138905&t=26613>

Es würde alles fehlen, was wir noch nicht kennen und wozu Enthusiasten keine Lust oder keine Mittel haben.

Erst hier widerspreche ich Dir wirklich. Aus diesem Satz klingt für mich: ohne unternehmerisches Engagement wäre das Internet heute nicht da, wo es ist, und würde sich auch nicht weiterentwickeln. Bei weitem der Großteil dessen, was das Internet ausmacht (zumindest soweit ich das weiß), wurde die Grundentwicklung von öffentlicher Hand (Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Militär) und eben, ja, Enthusiasten gemacht. An Gegenbeispielen (die sich auch wirklich einigermaßen durchgesetzt haben und die aus sich selbst heraus Geld bringen) fallen mir jetzt überhaupt nur SSL, PGP und Audio-/Video-Streaming ein. Insofern wäre es mir nicht Bange darum, dass bei einem verminderten Entwicklungsengagement seitens der Wirtschaft der Fortschritt im Netz ins Stocken käme.

Grüße,

Utz