Wolfgang Wiese: Content kann kostenlos sein - aber es wird gefaehrlich

Beitrag lesen

Hi!

Manchmal ist eine Sache so nah, das man sie greifen können sollte. Und
doch ist sie weiter entfernt als die Sterne.

Was ich bei all den Nachrichten hier und in den Pressewald
vorher darüber höre erscheint mir irgendwie eingefahren; Ideenlos.
Als gäbe es nur Werbefinanzierung oder Sponsoring. ABer nichts anderes.
Das ist falsch.

Es ist genauso falsch zu sagen, daß Werbung im Netz erfolglos ist und
sich nur anhand von Clickraten messen ließe. Klar möchten uns Webworker
die Banneragenturen gerne einreden (-die verkaufen ja ihre Bannerplätze
gegen Views), aber dem ist einfach nicht so.
Es ist nur anders;

So, lang genug schlau herumgeredet. Up to the facts.
Es wird IMHO ein großes und bedeutendes DIng übersehen: Die Werbewirkung
durch gute Websites.

Wieviel verdient ein großer Autohersteller mit einem Autoportal?
Sicher wenig durch Bannerwerbe-Einnahmen.
Irgendso ein schlauer Gerademaleben-Diplomant wird daraus sagen,
daß ganze bringt nichts. ALso auf und Teile der SIte kostenpflichtig machen.
So weit, so schlecht: Denn was vergessen wurde: Durch die Site informierten sich viele potentielle und echt-Kunden über ihr
Auto. Sicher hat kaum einer online ein Auto geordert.
Aber durch den Vergleich von Unterlagen im Netz konnten die Leute
eine Vorauswahl treffen, mit dessen Hilfe die dann vor Ort zu ihren
Autohändler gingen und dort dann das Auto kauften.

Anderes Beispiel: Ich selbst zahle ab diesen Monat 200,- DM
für meine Sites an Traffik und qualitativ hochwertiges Hosting.
Zur selben Zeit verdien ih pro Monat ein paar Mark Fuffzig fuer
Werbeeinnahmen.
Wieso geht das? Wieso nicht auch auf den Zug aufspringen und jetzt
alles kostenpflichtig machen?
Wenn schon Internet-Vollblutexperten wie der T-Online-Chef
dies propagieren ? :)

Ganz einfach: Durch meine Website direkt mach ich zwar nur miese. Aber dadurch dass ich sie hab, krieg ich fast taeglich Kundenanfragen von Leuten die irgentwas programmiert haben wollen.
Und ein paar dieser AUftraege nehm ich an und verdien mir damit ein
hübsches Sümmchen.
Davon dann 200,- DM abzuziehen für meinen Provider ist da ein Klaks.

So, lange Rede, kurzer SInn:
Die derzeitigen Statements, von wegen das jeder COntent was kosten
muß, sind ebenso erfolgreich wie die letztjährige StartUp-Manie.
Das einzige was mir an der Sache sorgen bereitet, ist, daß die Leute
doch etwas aus der negativen Erfahrung gelernt haben und es etwas taktischer angehen.
Ist es denn ein Zufall, daß große Wirtschaftsgroessen jetzt auf einmal mit dieser These losbrechen?
Die Antwort ist: Sie haben nur darauf gewartet, daß einer den ersten Stein wirft.

Und nun wird nicht nur mit Worten gegen die kostenlos-Angebote angegangen, sondern auch mit Hilfe der Anwaltsmacht.
Ich sag nur zwei Beispiele:
    a) Europaisches Patentrecht auf Software
    b) Qualitaetsfloskeln gegenüber kostenlose Anbieter. Tenor:
       "Wir kosten zwar was, aber bei uns finden sie qualitativ
        hochwertige Seiten. Dies kann ein kostenloser Anbieter
        nicht leisten".
       Welchem Linux-Benutzer kommt dies bekannt vor?

Was dies brisant macht ist: Die Leute mit kostenpflichtigen
Content werden nur erfolgreich sein, wenn es ihnen gelingt,
   a) etwaige kostenlose Anbieter aus den Markt zu werfen.
      Egal wie!
   b) wenn sie verhindern können, daß ihre Benutzer den
       Vergleich anstellen zu kostenlosen Anbietern.

Derzeit ist das Marketing genau auf letzteres ausgerichtet.
Auf den Punkt a) ist derzeit noch nicht viel zugange, jedoch denke
ich, daß -sollte das Software-Patentrecht kommen- in kürzester
Zeit das Netz durch "anwaltliche Kriegsführung" befreit wäre von
konkurrierenden kostenlosen Sites.

Ciao,
  Wolfgang