Hallo, ihr zwei und alle anderen natürlich auch!
Ich hoffe sehr, ihr erlaubt, dass ich mich da mal einklinke.
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Lasst uns mal ein bisschen generalisieren - dann kommen wir, glaube ich, hin. Es gibt überall auf der Welt und in jedem Wissensfeld sogenannte "Fachidioten" - Menschen, die einfach brilliant sind auf einem ganz bestimmten und sehr exakt umrissenen Fachgebiet, die allerdings leider aufgrund dieser sehr spezifischen Fachausbildung die Fähigkeit des klaren Ausdrucks verloren haben, wenn es aus ihrem Fachgebiet herausgeht. Solche Leute lassen sich nicht gern in die Karten schauen und verstecken sich sehr gern hinter einer brüsken oder unverständlichen Ausdrucksweise. Diese Leute waren gemeint, wenn ich Connie da recht verstanden habe. Ich hatte das streckenweise zweifelhafte Vergnügen, für Ärzte (in Scharen) Untersuchungsprotokolle und Arztbriefe schreiben zu dürfen und hatte da die ganze Palette vom freundlichen Doc, der jede Frage mit dem grössten Vergnügen beantwortet und sich auch für einen richtig blöden Witz nicht zu schade ist, bis zum völligen Überflieger, der sich einfach in zu hohen Spären bewegt um das "gemeine Volk" um sich herum noch wahrzunehmen und folglicherweise auch nicht in der Lage war, ausserhalb seines Fachgebietes verständlich zu kommunizieren. Unter Programmierern dürfte die Bandbreite ähnlich sein, denke ich mal.
Dann kommt noch erschwerend hinzu, dass "Texteschreiber" und "Programmschreiber" (subjektiver Standpunkt, durch Beobachtung erlangt) sich auf völlig unterschiedliche Weise sprachlich ausdrücken und es so sehr oft zu Missverständnissen kommt. Wenn ich mir ansehe, wie sehr viel Mühe es mir macht, hinter einem Java- oder Perlscript die Struktur auch nur zu erahnen, wobei ich mit Sprachen wie Englisch oder Spanisch da keine Probleme habe, schliesse ich daraus, dass die Denkweise der Leute, die sich mit diesen Tätigkeiten beschäftigen, sehr unterschiedlich und somit die Kommunikation doch recht schwierig werden kann. Hatten wir hier im Forum ja auch schon alles, oder nicht?
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Ich will mal versuchen, das (zumindest fuer mich) wirklich interessante am Programmieren anzudeuten. Es geht dabei zwar manchmal wirklich nur darum, irgendwas zum "Tun" zu bringen, der Reiz jedoch sind die "Bilder", die man im Kopf hat. Man baut sich ein eigenes kleines Universum, einen Cyberspace, in dem die Dinge ablaufen, die man da so programmiert, und in dem man auf wunderbare Weise umherfliegen kann. Das ist es, was wirklich fasziniert. "Was man auf dem Bildschirm sieht, ist nur ein matter Abglanz dessen, was drin passiert, im Cyberspace." (Der letzte Satz ist ein sinngemaesses Zitat aus einem Text, den ich momentan leider nicht wiederfinde. Aber ich schweife sowieso ab.)
Calocybe, dafür könnte ich dir um den Hals fallen, denn es könnte sein, dass du mir damit einen guten Schritt weitergeholfen hast! Hier glimmt das erste Mal eine Parallele zum Texteschreiben auf und vermutlich auch mein Problem mit Programmier- bzw. Scriptsprachen: Wenn ich mich hinsetze und meine "Erzählereien" verfasse, habe ich am Anfang ein sehr verschwommenes Bild von dem, was hinterher dabei 'rauskommen soll. Je länger ich schreibe, desto klarer ersteht vor meinen Augen ein Bild, eine Landschaft, das Ganze wird mit Menschen bevölkert, es wächst und entwickelt eine gewisse Eigendynamik. Oft genug kommt hinterher etwas völlig anderes 'raus als geplant. Wenn beim letzten Durchlesen dann alles trotzdem gut und leicht zu lesen ist, alles stimmt und "meine Handschrift" trägt, ist das ein irres Feeling; wenn nicht, komme ich mir irgendwie veralbert vor, wie weiland Archibald der Dichter aus einem Kindergedicht von James Krüss:
"Ein andres Mal schrieb Archibald,
Der Di, der Da, der Dichter:
Die Rosen haben hierzuland
So zärtliche Gesichter!
Er hat von Ros- und Lilienhaar
geschri, geschra, geschrieben;
Doch als das Liedlein fertig war,
Erzählte es von - Rüben."
Solche Eigenwilligkeiten der Feder beim Schreiben dürften beim Programmieren einfach tödlich sein - man muss sein Konzept vorher festlegen und sollte besser (was das Produkt anbelangt, beim Weg ist das was anderes) nicht davon abgehen. Sonst könnte es passieren, dass man ein Textverarbeitungsprogramm haben wollte und Word dabei herauskommt, oder nicht? ;o) (SCNR)
Ich bin bisher über's Anpassen von Scripts (deren bisher zwei, eines habe ich nach vier Tagen dahin gekriegt, dass es tat, was es tun sollte, das andere ist das WWWBoard von Matt Wright - fragt mich nicht!) nicht hinausgekommen. Ich kann mir aber vorstellen, dass beides einfach irre ist: Einerseits das Bild dessen, was man da in die Tat umsetzen will, im Kopf zu haben und das Freiheitsgefühl, wenn sich da auf dem Bildschirm genau das entfaltet, was man haben wollte und andererseits der Kampf mit der Tücke des Objekts und das Überlisten von mosernden Compilern, das einem auch das Gefühl gibt, Freiheit erlangt zu haben, nämlich die Freiheit, jetzt aufgrund des erkämpften Wissens tun zu können, was man will (bis man vor die nächste Mauer läuft).
So, jetzt sind wir ganz schön 'rumgekommen - es war schön, mal wieder so "durch den Garten zu gehen"; ich hoffe es stört euch nicht allzusehr. :o)
Und, damit's beim üblichen bleibt:
File Griese!
Stonie