Hallo !
Meines Erachtens schweifen wir langsam aber sicher vom eigentlichen Thema völlig ab.
Ursprünglich ging es in diesem Thread um die Qualität des Telepolis-Artikels. Ich hoffe, es ist Swen und mir gelungen, hinreichend zu begründen, warum wir die hohe Meinung, die scheinbar viele andere von diesem Artikel haben, nicht teilen.
Ein - nach meinem Empfinden - weitaus besserer Artikel, der sich ebenfalls mit einem Teilbereich der Urheberrechtswahrnehmung befasst, findet sich ebenfalls bei Telepolis:
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/4857/1.html
Im weiteren Verlauf dieses Diskussion hier versuchten wir zu ergründen, inwiefern die derzeitige Ausschüttungspraxis der GEMA eine gerechte Verteilung ihrer Einnahmen an die Urheber, deren Rechte sie wahrnimmt, sicherstellt.
Weder Swen noch ich haben behauptet, dass wir die Regelungen oder die Vorgehensweise der GEMA als optimale Lösung ansehen.
Andererseits sehe ich weder in den Ausführungen des Autors des Telepolis-Artikels noch in deinen hier vorgebrachten Vorschlägen Ansätze für alternative Neuregelungen, die mir sinnvoller oder gerechter erscheinen.
Ich denke vielmehr, dass weder dieses Forum hier noch das Telepolis-Forum der geeignete Raum sind, eine Lösung für dieses Problem zu finden, die _allen_ betroffenen Parteien gerecht wird.
Genausogut könnte ich hier einen neuen Thread eröffnen mit dem Thema: "HILFE! SCHNELL! SCRIPT FÜR STEUERREFORM GESUCHT!" ;-)
Schließlich hast du den Begriff "kulturelle Höhe" ins Spiel gebracht, für den du uns noch immer deine Definition schuldig bist.
Ich denke du kritisierst die Vorgehensweise der GEMA, die Höhe der anteiligen Ausschüttung von einer Einstufung des Musikstücks hinsichtlich dessen künstlerischischen Wertes abhängig zu machen.
Meines Wissens stützt sich die GEMA hierbei auf folgende Gesetzespassage:
<!-- Zitat -->
§ 7. Verteilung der Einnahmen. Die Verwertungsgesellschaft hat die Einnahmen aus ihrer Tätigkeit nach festen Regeln (Verteilungsplan) aufzuteilen, die ein willkürliches Vorgehen bei der Verteilung ausschließen. Der Verteilungsplan soll dem Grundsatz entsprechen, daß kulturell bedeutende Werke und Leistungen zu fördern sind. Die Grundsätze des Verteilungsplans sind in die Satzung der Verwertungsgesellschaft aufzunehmen.
<!-- /Zitat -->
siehe: http://www.kunstrecht.de/gesetze/urhwahrng.htm Urheberrechtswahrnehmungsgesetz (UrhWahrnG)
Meinem Verständnis nach kann diese Gesetzespassage nicht nur als Rechtfertigung der GEMA für ihr Punktesystem herangezogen werden, vielmehr sehe ich darin ein klare Aufforderung des Gesetzgebers an die GEMA (bzw. jede Verwertungsgesellschaft), eine solche Wertung vorzunehmen.
Ob diese Wertung gerecht ist oder sinnvoll, sei dahingestellt, sie ist m.E. zumindest rechtens.
Ob diese Gesetzespassage allerdings verfassungswidrig ist, weiß ich nicht. Meine Recherchen haben nicht ergeben, dass jemals hierüber gerichtlichtlich geurteilt wurde.
Keinesfalls empfinde ich es als Veränderung des Kunst- oder Kulturbegriffes, wenn im Sinne dieses Gesetzes Werke der klassischen Musik höherwertig eingestuft werden als beispielsweise Pornofilme.
Nicht nur dass sich die Bedeutung des Einzelnen in dieser Gesellschaft zunehmend auf den durch ihn möglichen Konsum reduziert, die Macht des Konsumenten, der Kaufentscheid, wird ihm mit dem Prinzip GEMA auch noch weggenommen.
Ganz davon abgesehen, ob deine These stimmt oder nicht, kommt das Prinzip GEMA (also die Verteilung der Einnahmen nach bestimmten statistischen Erhebungen, Schätzungen Hochrechnung und Wertungen) erst dann zum Tragen, wenn sich die tatsächliche Willenserklärung des Konsumenten nicht feststellen lässt, weil überhaupt kein "Kauf" in engeren Sinne stattfindet.
Wenn ich beispielsweise eine Videoleerkassette kaufe, weiß ich meistens selbst noch nicht, was ich darauf aufnehmen werde. Woher also soll es die GEMA (oder sonst irgendjemand) wissen? Wie soll sie den Urheber des von mir kopierten Werkes ermittelt?
Mir persönlich ist eine pauschale Abgabe auf ein Kopiermedium lieber, als nachträglich der GEMA oder überhaupt irgend jemandem über mein Kopierverhalten Rechenschaft abzulegen zu müssen.
Um eine Pauschalisierung der Abgaben kommen wir m.E. nicht herum.
Wir drehen uns im Kreis.
Gruß,
kerki