Zensur im Internet II / Net-Nanny für mündige Bürger?
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- meinung
Sup!
Liebe Freunde, sehr verehrte Damen und Herren an den Terminals; zwar hat bereits ein gewisser CurtB ein paar Postings weiter unten seinem Unmut über die Zensurmassnahmen der Bezirksregierung Düsseldorf Luft gemacht, jedoch ergreife ich trotzdem die Gelegenheit, an dieser Stelle selbiges zu tun. Präventiv erkläre ich hiermit, fest auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unserer Republik zu stehen und weise jeden Anflug von rechtsradikalismus weit von mir. Ich habe Zeugen, daß ich lange Haare habe. Meine Freundin war mal Punk. Ich bin Mitglied einer demokratischen Partei. Ich habe schon mal die FDP gewählt. Ich bin nicht vorbestraft. Ich hoffe, das reicht jetzt, um die Leserschaft vom allzu voreiligem Benutzen der immer wieder gern eingesetzten Faschismuskeule abzuhalten, denn CurtB wurde IMHO schon unterstellt, primär gegen die Sperrung von Nazi-Seiten einzutreten, was IMHO gar nicht der Fall war.
Wie auch immer:
Die Bezirksregierung hat nordrheinwestfälische Internetprovider "gebeten", bestimmte Seiten zu sperren; hauptsächlich Nazi-Seiten, aber auch rotten.com (ziemlich ekelige Seite, zugegeben), wie folgender heise-Artikel belegt: http://www.heise.de/newsticker/data/hod-15.10.01-000/
Warum rotten.com gesperrt werden soll, verstehe ich nicht; als erwachsener, angeblich mündiger Bürger sollte man sich ansehen können, was man will. Darum empfinde ich diese Massnahme der Bezirksregierung als Zensur.
Des weiteren bezweifle ich die Wirksamkeit der Massnahmen aus folgenden Gründen:
Fazit: Die Massnahmen laufen ins Leere, die Regierung macht sich lächerlich. Die Nazis schotten sich ab und gehen in den Untergrund, wodurch sie schwieriger zu kontrollieren sind. Die demokratisch denkenden Menschen unseres Landes fühlen sich bevormundet. Sogar Leute aus der SPD selbst finden ja, daß die BezReg Düsseldorf Aktionismus betreibt: http://www.heise.de/newsticker/data/anw-22.11.01-008/
Bedenklich finde ich auch, daß die Unis in NRW bereits in großem Umfang Webseiten sperren sollen. Wie sollen denn da Historiker, Publizisten und Psychologen Studien über das Treiben der Nazis im Internet anfertigen, wenn sie das Internet nur geschönt sehen? Ist es nicht bedenklich, dass durch diese Filter die Vorstellung der Menschen von der Welt manipuliert wird, so dass im Kopf des gefiltert surfenden der Eindruck entsteht, es gäbe gar keine Probleme mit Rechtsextremisten? Sind denn die Menschen wirklich so leicht zu manipulieren?
Hat man nicht zumindest als Forscher ein Recht darauf, auch auf "verbotene" Inhalte zuzugreifen, wenn diese Gegenstand von Untersuchungen sind?
Ich fordere deshalb:
Die Bezirksregierung von Düsseldorf sollte aufhören, das Bundesland NRW lächerlich zu machen und statt dessen seine Energien in die Bildung der Bevölkerung investieren, um sie in die Lage zu versetzen, im Internet zu surfen, ohne durch Konfrontation mit Nazi- oder Splatter-Seiten seelisch oder weltanschaulich Schaden zu nehmen und als freie, selbstverantwortliche Bürger im Internet einen Blick auf die ungeschönte, unschöne Realitaet zu werfen.
Es reicht doch, daß die Bilder im Fernsehen von zig Stellen manipuliert sind - von den Nachrichtenagenturen, von den Journalisten, von der Bildregie - muß denn jetzt auch das Internet so getrimmt werden, daß es der Weltsicht von irgendwem entspricht? Einem gut gemeinten Traum von einer Welt ohne Nazis, ohne zum Drogenschmuggel mit Drogen ausgestopften Babies (rotten.com) - am besten frei von Hackern, voll von kopiergeschütztem digitalen Content, der von irgendwelchen e-commerce Firmen für harte Euros verkauft wird?
Kann es nicht ein wenig Anarchie geben? Muß uns denn der Staat unbedingt vor allem beschützen wollen? Muss denn diese gutgemeinte Absicht, dieses credo, den Extremismus, vor allem den von der rechten Seite, zu bekämpfen, wirklich um jeden Preis durchgezogen werden, auch mit so untauglichen Mitteln, um guten Willen zu zeigen? Könnte man nicht möglicherweise auch mal daran denken, daß sich der Anteil von Extremisten an der Bevölkerung einfach nie beliebig verringern lassen können wird *1 (Fussnote), und daß die Masse der Bevölkerung doch durchaus in der politischen Mitte anzusiedeln ist, und daß darum eigentlich gar kein Bedarf für solche verzweifelten Massnahmen besteht, die nur eine marginale Wirkung haben können? *2 (Fussnote) Rechtfertigt denn die Behauptung, man tue etwas, um damit den Rechtsextremismus zu bekämpfen, einfach jedes Mittel? So wie "die Bekämpfung des Terrorismus" anscheinend alle möglichen Einschränkungen des Datenschutzes rechtfertigen soll? Und vor allem: Was ist verbotenes auf rotten.com? Welcher arme Mitarbeiter der Bezirksregierung hat sich denn voller Ekel alle Seiten von rotten.com angesehen, bis er irgendwas verbotenes gefunden hat, und nachher angewidert empfohlen, diese Seite zu sperren? Jeder normale Memsch hat nach 3 Seiten rotten.com genug und surft woanders hin.
Ich kann mir gut vorstellen, daß einige Leute jetzt meine Argumentation so lange zerpflücken und interpretieren, bis es ihnen möglich ist, mir irgendwas zu unterstellen - diese Leute tun mir leid, denn sie verstehen nicht, was ich sagen will, weil sie es nicht vestehen wollen bzw. einfach zu blöd sind. Nochmal zum mitschreiben: Ich bin kein Nazi. Ich bin aber gegen die Zensur des Internets. Jeder sollte das Recht haben, das Internet, mit allen seinen Schattenseiten, so zu sehen, wie es ist.
Gruesse,
Bio
*1) Mit einiger Wahrscheinlichkeit entspricht auch die Verteilung der Bürger auf politische Lager mehr oder weniger der gausschen Normalverteilung; auf jeden Fall aber ist der Anteil von Extremisten an der Bevölkerung so gering, daß die möglichen minimalen positiven Effekte, die die Filterung von Internetinhalten mit geringer Wahrscheinlichkeit auf diesen sehr kleinen Teil der Bevölkerung haben könnte, die Einschränkung der Freiheit des großen, demokratisch denkenden Teils der Bevölkerung nicht rechtfertigen können.
*2) Die Wirkung der Filterung kann nur Leute in positivem Sinne betreffen, die a) anfällig sind für extremistisches Gedankengut, b) eine der Seiten ansteuern wollten, die gesperrt sind und c) daraufhin nicht anfangen ähnliche Seiten zu suchen, bis sie eine nicht-gesperrte gefunden haben, sondern aufhören und lieber ein gutes Buch lesen
Tag
Ich hoffe, das reicht jetzt, um die Leserschaft vom allzu voreiligem Benutzen der immer wieder gern eingesetzten Faschismuskeule abzuhalten, denn CurtB wurde IMHO schon unterstellt, primär gegen die Sperrung von Nazi-Seiten einzutreten, was IMHO gar nicht der Fall war.
Stimmt. Das ist mir auch schon aufgefallen. Man kann in diesem Land nicht mehr sagen "Ich bin gegen diese Maßnahme zur 'Bekämpfung' des Rechtsradikalismus weil ...". Meist kommt man gar nicht mehr weiter als weil und bekommt sofort den "Du-Nazi-Knüppel" drübergezogen.
<präventivrechtfertigung>
Überhaupt kann man hier kaum mehr sagen "Ich bin stolz auf mein Land" ohne sofort den Nazi-Stempel auf die Stirn gedrückt zu bekommen. Woanders ist das ganz normal, geradezu alltäglich.
<präventivrechtfertigung> Ja ich weiß, woanders hatten sie nicht diese Vorgeschichte (das "diese" ist unterstrichen, weil sie woanders durchaus auch jede Menge Dreck am Stecken haben - bloß da kräht kein Hahn danach). </präventivrechtfertigung>
Jetzt ist es aber so, daß es aber auch 50 Jahre später in diesem Land noch Leute gibt, die nicht überrissen haben, was da vor 50 Jahren wirklich los war, und die das evtl. nocht toll finden, was damals los war. Diese Leute mißbrauchen Wörter wie "Stolz" oder "Vaterland" für Ihre Zwecke und machen es für den "normalen" Bürger praktisch unmöglich, diese Wörter zu gebrauchen, ohne mit ihnen in eine Reihe gestellt zu werden.
In der Schule bekommt man über drei oder vier Jahre zu hören, wie schlecht der Nationalsozialismus ist und es wird einem mehr oder weniger eingetrichtert, daß man zwar nix dafür kann, zufällig in Deutschland geboren zu sein, sich aber bitte trotzdem mitschuldig fühlen soll an dem was damals passiert ist, und daß alle anderen mit vollem Recht auf uns rumhacken dürfen und wir immer fleißig zahlen sollen. Fördert das eigentlich nicht gerade den Rechtsradikalismus ? Wenn man dauernd besagt bekommt "die anderen sind besser (im Sinne von "mehr Gut (brav)") weil irgendjemand weit vor Eurer Zeit sich für besser (im Sinne von überlegen) gehalten hat und damit Unrecht hatte ?
Vielleicht sollte man mal ganz klar betonen: Meine Generation hat mit der von "damals" nichts mehr zu tun (Ok, vielleicht waren meine Großeltern dabei - aber was hat das mit mir zu tun ??? Bin ich deswegen grundsätzlich erstmal "Nazi-gefährdet" ?). Wir sind demokratisch erzogen. Wir sind uns sehr wohl bewußt, daß da draußen immer ein paar Spinner rumlaufen, die es nicht kapieren (daß auch ein paar von "uns" dabei sind, läßt sich nicht vermeiden) (Wie kann ich es mir erlauben für so viele Leute zu sprechen ?) Wir sehen die Bilder im Fernsehen, lesen Zeitung und lesen im Internet und werden immer wieder auf die Gefahr aufmerksam gemacht, die da draußen lauert. Es ist vollkommen klar, daß der Rechtsradikalismus nie untergehn wird, egal wie viel man ihn bekämpft.
<präventivrechtfertigung> Das soll nicht heißen, daß man ihn nicht bekämpfen soll, weil es eh nichts brächte </präventivrechtfertigung>
Wie aber sollen wir uns der Gefahr bewußt werden, wenn Sie wegzensiert wird ? Frei nach dem Motto: "Der Rechtsradikalismus ist böse, und wenn wir sowas zeigen (Internet/Fernsehen etc.) dann kommen die Leute auf die Idee daß er vielleicht doch toll sei, und deswegen zeigen wir einfach nix mehr, dann kommen sie auch net auf die Idee." Von wegen. Dann erst, wenn man sich der Gefahr nicht bewußt ist, ist die Gefahr doch erst richtig gefährlich.
Wie soll man als Journalist oder Reporter denn noch vernünftig recherchieren, wenn einem der Zugang zu den entsprechenden Seiten versperrt ist ?
Selbstverständlich nutzen nicht nur Journalisten diese Seiten. Auch der eine oder andere unbedarfte Bürger wird mal vorbeischnein. Und selbstverständlich die Rechten. Aber seid doch froh, daß ihr wisst wo die Rechten sitzen ! Wenn man Ihre Seiten wegsperrt, dann gehn sie in den Untergrund, und dann sind sie wirklich kaum mehr zu schnappen. Und aus dem Untergrund raus sind sie doch wesentlich gefährlicher als so, wie sie jetzt sind (meine Meinung).
Die Bezirksregierung hat nordrheinwestfälische Internetprovider "gebeten", bestimmte Seiten zu sperren; hauptsächlich Nazi-Seiten, aber auch rotten.com (ziemlich ekelige Seite, zugegeben), wie folgender heise-Artikel belegt: http://www.heise.de/newsticker/data/hod-15.10.01-000/
Und genau da sehe ich die Gefahr: Wenn die Zensur erstmal anfängt, dann wird sie nur schwer zu stoppen sein. Rechtsradikalismus wird zensiert. Also gut. Aber dann müssten der Logik nach auch noch
und alles andere, was mit diesen Sachen zu tun hat, zensiert werden. Ist es da nicht nur noch eine Frage der Zeit, bis grundsätzlich alles, was dem Staat (seiner Regierung ?!) "gefährlich" werden könnte, wegzensiert wird ? (ja, ich habe "1984" gelesen. Nein, ich bin nicht paranoid. Nein, ich glaube nicht, daß es wie in "1984" werden wird). Aber ist denn Zensur nicht der Anfang vom Ende (ich erinnere mich an "damals" ...) ?
Warum rotten.com gesperrt werden soll, verstehe ich nicht; als erwachsener, angeblich mündiger Bürger sollte man sich ansehen können, was man will. Darum empfinde ich diese Massnahme der Bezirksregierung als Zensur.
Bevormundung.
Des weiteren bezweifle ich die Wirksamkeit der Massnahmen aus folgenden Gründen:
- Mittels Anonymizer-Services kann man sich diese Seiten sicher trotzdem angucken (denn sie werden aus den USA geladen, anonymisiert, und dann per SSL an den Browser in Deutschland übertragen). Natürlich könnte die BezReg auch einfach noch alle Anonymizer dieser Welt sperren lassen.
Dann werden die Anonymizer im Zuge der was-weiß-ich-was-Bekämpfung einfach auch gesperrt. Aber eigentlich brauch ich nicht mal nen Anonymizer dafür. Da kann ich mir bei jedem X-beliebigen Provider, der den entsprechenden IP-Raum noch nicht gesperrt hat ne PHP-Seite reinstellen, die für mich die andere Seite läd. Für die "Kontrolle" schaut es dann so aus, als käme die Seite von jemand "vertrauenswürdigem" (wird das dann so genannt werden ?). Da helfe ja dann nur noch eins: Alles was über die Leitung kommt in dem die Wörter "Hitler", "Usama Ibn Laden" oder "Vaterland" vorkommen wird gnadenlos rausgefiltert (huiiiiiii ... )
- Die gesperrten Seiten könnte man sehr leicht auf irgendwelche Server laden, die freien Webspace anbieten. Die BezReg müsste dann auch noch angelfire, geocities, fortunecity, yahoo und noch ein paar Anbieter sperren
Richtig. Und wenn sie die Homepage löschen / sperren, dann wird sie einfach woanders hochgeladen. Da hilft dann doch nur der "Böse-Wörter-Filter" (lol stellt Euch mal vor, Ihr telefoniert grad mit einem Freund in den USA oder so und irgendwann sagt ihr eins von den bösen Wörtern - dann springt nicht mehr einfach nur das Tonband vom BKA (so wie's jetzt ist) an, sondern dann wird einfach die Leitung getrennt und drei Minuten später ist das Haus von einem Sondereinsatzkommando umstellt. Genauso machen wir das mit dem Interenet: Wenn der Filter ein böses Wort in Eurem Datenstrom entdeckt, oder rausfindet, daß ihr verschlüsselte Daten übertragt, wird sofort und automatisch das BKA alarmiert)
- Seiten, die auf Servern liegen, die dynamische IPs haben, wären ziemlich schwer per Routing zu sperren, es sei denn, die BezReg sperrt auch noch alle dynamischen IP-Services (dyndns, dnsalias...) und am besten alle IPs von Dial-In-Providern auf der Welt
s.o.
- Wer will, könnte immer noch ein VPN mit einem Server in Amerika aufbauen; gerade die Leute, die getroffen werden sollen, nämlich die Nazis, haben in den USA genug Unterstützer, die ihnen dabei sicher gerne helfen.
Tja, dann werden VPNs eben verboten (genauso wie Verschlüsselung übrigens dann sicher auch verboten werden wird oder nur noch mit entsprechendem Hintertürchen erlaubt wird). Aber werden wir uns doch mal klar: Wir können soviel verbieten wie wir wollen - es wird immer einen Weg daran vorbei geben.
Fazit: Die Massnahmen laufen ins Leere, die Regierung macht sich lächerlich. Die Nazis schotten sich ab und gehen in den Untergrund, wodurch sie schwieriger zu kontrollieren sind. Die demokratisch denkenden Menschen unseres Landes fühlen sich bevormundet. Sogar Leute aus der SPD selbst finden ja, daß die BezReg Düsseldorf Aktionismus betreibt: http://www.heise.de/newsticker/data/anw-22.11.01-008/
Exakt. Leidtragender ist wie immer der brave Bürger.
Hat man nicht zumindest als Forscher ein Recht darauf, auch auf "verbotene" Inhalte zuzugreifen, wenn diese Gegenstand von Untersuchungen sind?
Äh ... wie soll man was untersuchen wenn man's nicht sieht ?
Die Bezirksregierung von Düsseldorf sollte aufhören, das Bundesland NRW lächerlich zu machen und statt dessen seine Energien in die Bildung der Bevölkerung investieren, um sie in die Lage zu versetzen, im Internet zu surfen, ohne durch Konfrontation mit Nazi- oder Splatter-Seiten seelisch oder weltanschaulich Schaden zu nehmen und als freie, selbstverantwortliche Bürger im Internet einen Blick auf die ungeschönte, unschöne Realitaet zu werfen.
Dem schließe ich mich voll und ganz an.
Es reicht doch, daß die Bilder im Fernsehen von zig Stellen manipuliert sind - von den Nachrichtenagenturen, von den Journalisten, von der Bildregie - muß denn jetzt auch das Internet so getrimmt werden, daß es der Weltsicht von irgendwem entspricht?
Wenn man mal davon absieht, daß durch die Art der Bilder die die Journalisten zu sehen bekommen (vor allem in Kriegsgebieten) bzw. die vom Militär zur Verfügung gestellt werden eh schon erheblich manipuliert wird.
Ich kann mir gut vorstellen, daß einige Leute jetzt meine Argumentation so lange zerpflücken und interpretieren, bis es ihnen möglich ist, mir irgendwas zu unterstellen - diese Leute tun mir leid, denn sie verstehen nicht, was ich sagen will, weil sie es nicht vestehen wollen bzw. einfach zu blöd sind.
Genau da warte ich auch nur drauf. In meinem Fall ebenfalls.
Ciao,
Harry
Tag auch,
Ich kann mir gut vorstellen, daß einige Leute jetzt meine Argumentation so lange zerpflücken und interpretieren, bis es ihnen möglich ist, mir irgendwas zu unterstellen - diese Leute tun mir leid, denn sie verstehen nicht, was ich sagen will, weil sie es nicht vestehen wollen bzw. einfach zu blöd sind.
Genau da warte ich auch nur drauf. In meinem Fall ebenfalls.
... erstaunlich ruhig bislang. Zunächst was die von Euch erwartete Hysterie
angeht, aber auch hinsichtlich der Bedeutung des Themas Zensur.
Zu letzterem mal ein Zitat von Konrad Andenauer:
"Selbst im Fall einer Revolution würden die Deutschen sich nur Steuerfreiheit, nie Gedankenfreiheit zu erkämpfen suchen."
Grüsse
Cyx23
Sup!
"Selbst im Fall einer Revolution würden die Deutschen sich nur Steuerfreiheit, nie Gedankenfreiheit zu erkämpfen suchen."
Warum auch - die Gedanken SIND frei - solange man sie nicht ausspricht ;-)
Gruesse,
Bio
(der sich im Moment einbildet, daß einfach niemand intellektuell in der Lage ist, sein erstes Posting zu widerlegen <-- reine Provokation, natürlich ;-) )
Hallo,
erstmal ein Zitat von ZDNet 7. Juni 2001 über Zensurvorschläge in der Türkei:
( http://news.zdnet.de/story/0,,s2088515,00.html )
"Die Regelungen sahen unter anderem vor, dass die Anbieter von Internet-Seiten eine
Genehmigung der Behörden einholen und die Staatsanwaltschaft stets über
Aktualisierungen ihrer Web-Site informieren müssen
....
Die türkischen Behörden argumentieren, das Internet werde von politischen Extremisten
für ihre gegen den türkischen Staat gerichteten Aktivitäten benutzt."
Und in http://www.factory.co.at/newsletterdetail.asp?ID=53 finden sich
Angaben zu Ländern die das Internet sperren:
"Myanmar (das ehemalige Burma), der Irak, Libyen, Nordkorea und Syrien. "
und zu Ländern mit Filter:
"China, Kuba, Saudi-Arabien, im Sudan und im Iran."
und Länder die vielleicht gerne Filter hätten?:
"...fragte schon der Vertreter des Vatikan, ob es nicht besser wäre, die Filter
direkt bei den Providern zu installieren"
aus http://www.zeit.de/2000/38/Media/200038_m-filter.html
und die gerne Filter verkaufen möchten:
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/9993/1.html
"stehen nach einem Bericht der New York Times gerade gut ein Dutzend Firmen Schlange,
um der Regierung Saudi-Arabiens eine neue und noch perfektere Filter-Software fürs
Internet zu verkaufen. Ein Geschäft, das dem Gewinner-Unternehmen dann nicht nur
mehrere Millionen Dollar einbringen, sondern das vor allem die Verhandlungen mit anderen
interessierten Diktaturen erleichtern wird.
....
.. wollen nun die Filter-Spezialisten aus den USA, Großbritannien, Holland und
Deutschland liefern, .."
Und als Beispiel wer denn keine Filter wünscht, 18.9.00,
http://www.pds-im-bundestag.de/index.php?main=/aktuelles/presse/single.php__nr=858
die medienpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion Angela Marquardt:
"Ich fordere eine Kennzeichnungspflicht für gefilterte Internetanwendungen und ein
völliges Filterverbot an öffentlichen Terminals."
und nochmals vom 21.05.2001 der Antrag
"Zensur im Internet verhindern -
Kein Einsatz von Filtern an öffentlichen Terminals -
Für eine Kennzeichnungspflicht beim Einsatz von Filter-Technologien"
http://www.pds-im-bundestag.de/index.php?main=/parla/single.php__nr=3655
wer will denn nun eigentlich Filter?
(http://www.vov-newsletter.de/news/20000918094549_0000.html)
"Die Bertelsmann Stiftung gibt bekannt, dass sie im Kampf gegen
Rechtsradikalismus im Internet mit dem Bundeskriminalamt(BKA)
kooperiert. Dabei stellt das BKA eine "Negativliste" zur Verfügung, in der Websites mit
rechtsextremen Inhalten ausgewiesen sind. Diese Liste wird in das Filtersystem der
"Internet Content Rating Association" (ICRA) integriert. Die Organisation wurde im
vergangen Jahr von Internet- und Medienfirmen wie AOL Europe, Bertelsmann, Microsoft
oder der deutschen Telekom Online gegründet. "
oder:
(http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/5277/1.html)
"Die große Filteroffensive Stefan Krempl 10.09.1999 Großindustrie und Politik
wollen mit unliebsamen Inhalten im Internet aufräumen. "
"Bei genauer Analyse kann man diese Systeme als fundamentale Änderungen der
Netzarchitektur sehen, die die Unterdrückung der Redefreiheit weitaus besser
ermöglichen als nationale Gesetze allein."
oder auch:
(http://www.golem.de/0103/13200.html, 'Chaos CeBIT Award 2001 geht an Siemens')
"Damit sind Internet-Adressen, die auf "ccc.de" enden, für Siemens-Mitarbeiter und
andere durch "Smartfilter" vor dem Internet beschützte Menschen weder mit einem WWW-Browser
noch per E-Mail erreichbar."
" ...(Rubriken)... die Seiten vom Mitsubishi Electric werden unter 'Personal Pages'
geführt, die Seiten von Microsoft finden sich in gar keiner Kategorie", so der CCC.
Insbesondere die Tatsache, dass zwar etliche Gewerkschaften mit ihrem Internet-Angebot
im Filter hängenbleiben, jedoch kein einziger Arbeitgeberverband, rügt der CCC. "
und zuletzt:
(http://www.geocities.com/mohome2000/news/netzsauber.htm)
(http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/8547/1.html)
"Andy Müller-Maguhn:
Eine ganze Reihe von Regierungen, weltweiten Unternehmen und ganzen Industrien haben
derzeit erhebliche Probleme, weil ihre Tätigkeit auf der Kontrolle von Information und
der Sendezugänge basierten. Auch wenn viele Unternehmen sich längst auf eine Tätigkeit
im Internetparadigma eingestellt haben, so versuchen andere eben doch noch, das Rad der
Geschichte aufzuhalten.
Insofern geht es natürlich nicht nur um die Verteidigung des Internet gegenüber denjenigen,
die daraus eine Art Fernsehsenderstruktur mit Kontrolloptionen machen wollen. Auch muss man
wohl moderat auf die Chancen und alternativen Wertschöpfungsmodelle aufmerksam machen und
den öffentlichen Raum fördern, damit freie Entwicklung auch weiterhin stattfinden kann. "
Hallo,
ich habe nur eine bescheidene Bitte: Schrei nicht so!
Deine Änderungen des Portingtitels, da laute Großschreibung im Internet gemeinhin als Schreien gewertet wird, gilt eben als Schreien.
Grüße
Thomas
Hallo Thomas,
ich habe nur eine bescheidene Bitte: Schrei nicht so!
^^^
ganz so (!) laut ist es wohl nicht?
Deine Änderungen des Portingtitels,
Die Änderung selbst meinst Du hoffentlich nicht, die ist hier angebracht.
da laute Großschreibung im Internet gemeinhin als Schreien gewertet wird,
Mir scheint die Großschreibung, da gesperrt und _nicht_ fett, noch vergleichweise leise, und passend zum $.
Dazu hielt ich die Form des Titels hier in diesem Fall als Stilmittel in mehrerer Hinsicht für zulässig.
Aber vielleicht hast Du ja Recht mit Deiner Kritik, und die Thematik sollte sowieso nicht unter Formfragen leiden.
Grüße
CurtB
Hallo,
Wer glaubt, mit dem Wegsperren von solchen Seiten das Problem zu lösen, ist IMHO schwer auf dem Holzweg.
Nur jemand, der potentiell zum Rechtsradikalismus und zu r Gewaltverherrlichung neigt, wird solche Seiten auch ernst nehmen.
Ich für meinen Teil habe weder das Bedürfnis, das zu lesen, noch dem entsprechend zu handeln.
Und das gilt wohl für die überwiegende Mehrzahl der Menschheit.
Jene, die diesem Gedankengut nachhängen, werden dies machen, egal ob diese Seiten erreichbar sind, oder nicht.
Die Gesellschaft wird dadurch nicht besser.
Ansonsten wäre es ja einfach. Nur mehr Friede-Freude-Eierkuchen-Seiten ins Netz gestellt, und wir haben die heile Welt, die wir wollen.
Durch das Filtern solcher Inhalte wird aber auch noch ein, für mich, unangenehmer Nebeneffekt erreicht.
Weil es, scheinbar, diese Seiten nicht gibt, kann der naive Otto-Normalverbraucher der Meinung sein, daß es das Problem nicht mehr gibt. Und das ist IMHO ein fataler Fehler.
Abgesehen davon, glaube ich, daß diese Gedankengut, wie jeder Radikalismus, eine Krankheit ist. Davon ist unsere Gesellschaft latent bedroht. Die einzige wirkliche Therapie dagegen ist, sich jeden Tag dagegen zu stemmen, und jenen, welche es verbreiteten, die eigene Meinung entgegenzu setzen.
Das klingt ein vielleicht bißchen lahm, aber was anderes als der unerschütterliche Glaube an die Demoktatie und dessen Selbstheilungskräfte bleibt uns wirklich?
Ignorieren hat noch nie geholfen, nicht in den 30er Jahren, und heute auch nicht. Und das Zensieren ist IMHO auch eine Art, es ignorieren zu wollen.
Wie wenig Vertrauen der Bevölkerung gegenüber müssen diese Menschen, die diese Aktionen anordneten, haben?
Je mehr ich nachdenke, desto fassungsloser bin ich.
Und es gibt da noch ein wunderschönes Zitat aus der Zeit der französischen Revolution:
"Ich bin zwar nicht Ihrer Meinung, aber ich werde meine ganze Kraft einsetzen, damit Sie sie äußern können".
Grüße
Klaus
Hallo,
Wer glaubt, mit dem Wegsperren von solchen Seiten das Problem zu lösen, ist IMHO schwer auf dem Holzweg.
hier geht die Problematik noch weiter.
Normalerweise müsste die betr. Seite mit verfassungswidrigen Inhalten gesperrt werden.
Dazu wäre doch m.E. ein Gerichtsbeschluss nötig, oder der Gesperrte könnte vmtl. gegen
eine Sperrung vor Gericht eine Verfügung erwirken. Gegen diverse Filter dürfte das schwieriger
sein, es entsteht eine Zensur im rechtsfreien Raum.
Nun wird aber ein Zensurvorgang zugleich auch noch zum Normalfall erklärt, und in
Verbindung mit Vergleichen zu Medien wie dem Fernsehen wird auch noch davon
abgelenkt dass der Besucher einer Website diese meist gezielt aufsucht.
Dazu ist das mächtige Werkzeug "Zensur", welches jetzt bereitgelegt wird,
nunmal _das_ Instrument des Faschismus.
Zusätzlich wird der Vorgang auch noch auf den Briefträger angewandt, der damit
gar nichts zu tun hat.
Damit verändert sich die Zensur auch zur Schere im Kopf, weil Provider auf die Idee
kommen können bereits im Vorfeld jeglichen Ärger zu vermeiden und Seiten nicht
mehr zu hosten oder in putativer Notwehr zu schliessen.
So sah es um 33 doch wohl aus, und genau das passiert jetzt womöglich wieder.
Verstärkt wird das noch durch ein fehlendes journalistisches oder verlegerisches Selbstverständnis der Provider.
Nun gibt es nicht nur ein Recht auf Meinungsäusserung, es ist auch ein Grundrecht sich informieren zu können.
Auch dieses Recht geht sehr weit, und es beinhaltet auch dass ich nicht durch
etwaige Protokolle meiner Lesegewohnheiten in irgendeiner Form beeinträchtigt werde.
Dazu kann m.E. schon die naheliegende Sorge vor solchen Protokollen als Beinträchtigung zählen.
Durch das Filtern solcher Inhalte wird aber auch noch ein, für mich, unangenehmer Nebeneffekt erreicht.
Weil es, scheinbar, diese Seiten nicht gibt, kann der naive Otto-Normalverbraucher der Meinung sein, daß es das Problem nicht mehr gibt. Und das ist IMHO ein fataler Fehler.
Interessant ist zu dem Thema ein Artikel von Wau Holland "Meinungsfreiheit - das wichtigste Grundrecht" http://www.trend.partisan.net/trd1098/t021098.html
Grüsse
Cyx23