Stefan Muenz: Die Crux mit den ausgereiften Loesungen und dem Normal-User

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Hallo Claudia,

Die Crux sind nicht die "ausgereiften Lösungen", sondern ihre unausgereiften Fans. Unreif in dem Sinne, dass ihnen nicht das Verstanden-werden oder Etwas-erreichen im Vordergrund steht, sondern sie möchten etwas BESONDERES sein und das auch stets dokumentieren.

Ueber die Motive vieler Mitglieder solcher Communities, sich so abzuschotten, kann ich nur spekulieren. Ich glaube aber bei solchen Leuten weniger, dass es aus Eitelkeit geschieht. Das ist eine ganz andere Sorte als jene Homepage-Helden, die einem Mauszeiger und Fensterleisten wegnehmen wollen. Es sind im Gegenteil Leute, die sich oft voellig uneigennuetzig aufopfern fuer echte Drecksarbeit, z.B. Debuggen oder Bugreports schreiben.

Das Problem sehe ich einfach darin, dass solche Leute den Bezug zu denen verloren haben, die noch weit davon entfernt sind, sich souveraen in so einem Raum wie perl.com zu bewegen. Leider ist jedoch genau das ebenso wichtig wie das Debuggen oder das Schreiben neuer CPAN-Module. Zumindest dann, wenn man weiteren Boden gewinnen will und sich z.B. nicht von PHP die Schau stehlen lassen will. Es fehlt diesen Communities schlicht eine Abteilung fuer "Oeffentlichkeitsarbeit". Man versteht nicht, sich sympathisch und offen fuer neue Anwender darzustellen.

Auch diverse Szenen puristischer Code-Fans stehen in dieser Reihe: da geht es nicht darum, dass ich etwas Bestimmtes per Web-Coding darstellen/erreichen will, sondern meine Darstellung hat sich gefälligst dem unterzuordnen, was aktuelle Standards ermöglichen, bzw. was die "Cracks" für möglich bzw. erlaubt halten. Ihre Seiten sehen dabei oft aus wie Web 1996 und sie meinen, der Rest der Welt solle halt auch so...

Wobei ich mit "mehr Verstaendlichkeit" durchaus nicht meine, dass man nun predigen solle: "kommt her, ihr Klickibuntis, und macht wie ihr es wollt!" - Es ist und bleibt wichtig, Standards durchzuboxen, ihren Sinn und Zweck zu vermitteln und den Allesgeilmachenwollern durchaus klarzumachen, warum es schlecht ist, um jeden Preis irgendein spontanes Hirngespinst erreichen zu wollen. Genauso sollte etwa Perl nicht ploetzlich durch die Masse zerstoert werden, indem nun jeder Popelprogrammierer ein privates CPAN-Verzeichnis aufmacht. Es ist einfach wichtig, die gewachsenen und sinnvollen Strukturen zu bewahren und der Masse zu vermitteln. Aber das muss eben so geschehen, dass sie es kapieren.

viele Gruesse
  Stefan Muenz