Stefan Muenz: Linkverbot?

Beitrag lesen

Hallo Chraecker,

Ich halte zwar Diebstahl aus einer unverschlossenen Wohnung immer noch für Diebstahl, aber ich gebe zu, daß man eine gewisse Sorgfaltspflicht ruhig dem "besitzenden" zumuten kann. Auch kann "tiefes verlinken" wohl kaum per se als "rechtswidrig" eingestuft werden.

Es kommt denke ich halt immer darauf an, wie die "Defaults" definiert sind, bzw. welche Defaults dominieren. Beim href-Attribut in HTML ist als Default definiert, dass dabei jeder gueltige URI angegeben werden kann. Und das ist nicht nur ein rein technischer Default, es ist auch die _gewollte_ Philosophie des Web, und wir tun verdammt gut daran, uns diese Philosophie nicht durch egoistische Abzocker wie Meteodata zerstoeren zu lassen. Denn das ganze URI-Schema ist ja nichts anderes als der Versuch, alle Internet-Quellen von jedem Punkt des Netzes aus adressierbar zu machen. Also ist dies der Default. Wenn man was anderes will (was ich ja niemandem absprechen will, und was durchaus berechtigte Gruende haben kann), dann ist man im Netz entweder fehl am Platz, oder man muss sich selber darum kuemmern, wie man die Default-Einrichtung individuell ueberschreibt/verhindert. Natuerlich kann man es auch durch schriftliche Disclaimer auf seinen Seiten versuchen. Aber solche Disclaimer sind einfach noch nicht durch geltendes Recht abgedeckt und haben deswegen viel weniger juristische Verbindlichkeit als etwa eine Aussage zum Urheberrecht, die eigentlich nicht mal noetig waere, weil das Urheberrecht sowieso gilt (im Fall der Urheberschaft gibt es also einen juristischen Default, so wie es bei href einen technischen gibt).

Auch gebe ich Dir (Euch?) gerne Recht, daß die hier im ausgehenden Fall vorgenommene Methode der Verdacht der schnöden geldmacherei vorliegen kann (was ich allerdings nicht weiß, und für die link-Grundsatzfrage auch unerheblich finde, ja, geradezu der Grundsatzdiskussion störend. So war ja auch der Explorer-Ausgang der eigendlich nötigen Klärung der linkfrage kaum förderlich, weil hier "nur" der frage nachgegangen wurde, ob denn nun die Setzung eines Linkes die Ratinger Firma geschädigt hat oder nicht. Die Linkfrage wird also auch hier im jetzigen fall auf der Strecke bleiben, wenn man sich bei der beschäftigung damit nur auf die eventuellen niederen beweggründe der Firma beschäftigt....)

Ich glaube, der Vorwurf der Geldmacherei betraf den Versuch, mit Hilfe von Massenabmahnungen Geld zu machen (zwar bekommt die Kosten der Abmahnung nur der Anwalt, aber deshalb kann man im dunklen Hinterstuebchen ja noch Beuteaufteilung zwischen Rechtsanspruchsteller und vertretendem Anwalt betreiben). Aber die Anruechigkeit solcher Abmahnwellen ueberlagert leider oft die zugrunde liegende Sachfrage und wird gerade im aufgeregten Teil der Diskussion oft mit letzterer vermengt.
Was den Explorer-Fall betraf, war das Unbefriedigende an dem 2:0-Sieg aber nicht, dass die Abmahnung als Geldmacherei kritisiert wurde, waehrend die Linkhaftungsfrage ungeklaert blieb. Das Unbefriedigende dabei war vielmehr, dass nur die Frage der Staerke der Marke diskutiert wurde. Es wurde dagegen nicht mal bezweifelt, dass das Setzen des Links wie von der Gegenseite behauptet ein "Handeln im geschaeftlichen Verkehr" sei und gewissermassen als Vertiebskanal fuer den FTP-Explorer angesehen wurde. Damit kann ich mich auch jetzt noch nicht abfinden - aber so ist das halt beim "Recht bekommen".

Trotzdem - mir faellt da gerade was ein fuer Meteodata bzw. deren Opfer ... hm ... kann ich jetzt allerdings nicht alleine klaeren ... ;-)

viele Gruesse
  Stefan Muenz

Ich wollte nur erklären, das es Beweggründe geben kann, tiefes Verlinken als unerwünscht anzusehen und das ich mir als Seitenbetreiber es gerne vorenthalten möchte, ob tiefere Seiten verlinkt werden oder nicht. Und das an diesem Wunsch nichts verwerfliches ist und man diesem Wunsche nachkommen sollte. Wobei ich persönlich in der tat, wenn keine technische Lösung möglich ist (und ich möchte gerne den Leuten über Lesezeichen und persönliche Lesezeichen-Seiten den tieferen Zugang ermöglichen, so kann ich keine pauschale Sperre einbauen)- wenn also keine Sperrung möglich ist, dann, und da sind wir uns wahrscheinlich einig, sollte ich dies an sehr prominenter Stelle sagen oder, so mache ich es, über Auswertungen die betreffenden Seiten überwachen und dann "tiefe Verlinker" freundlich anschreiben und die Sache klären. (Allerdings wäre es auch ein schöner Brauch, wenn man vor dem setzen eines Linkes den Seitenbetreiber anschreibt, ich mache dies und bekomme auch selber immer häufiger entsprechende Anfragen. So lernt man auch Menschen kennen und kann sich gleich für die Verlinkung bedanken. Und es wird sich zeigen: je mehr die Menschen hinter den Seiten (so ein Link kommt ja nicht von alleine auf die Seite) miteinander reden, umso weniger muß blöd und teuer geklagt werden....

Chräcker