Hallo Said,
man möchte im ersten Moment meinen, das Thema sei Mega-OT in diesem Forum. Aber ich glaube, es gibt Themen, die für jeden denkenden Menschen so essentiell sind (oder zumindest sein sollten) dass sie nirgendwo OT sind. Ich bitte als die Macher und Nutzer des SELF-Forums Toleranz zu üben.
Natürlich ist Frieden möglich. Auch und gerade im nahen Osten. Wer denn sonst, als die Menschen, die jahrzehntelang den Krieg erlebt haben, wüßten den Frieden besser zu schätzen ? Was uns Menschen treibt, immer wieder zu Unmenschen zu mutieren, sind keine Glaubens- oder gar rational begründbare Argumente. Es sind die gleichen Mechanismen, die einem lungenatmenen Fisch das Überleben sicherte, als er vor ein paar Millionen Jahren an Land gekrabbelt ist. Unser Rest von Reptiliengehirn nötigt uns zur Sippenbildung, zu Abwehr-Reflexen, zu Angriffs-Reflexen, zu dem Glauben, es gäbe ein "Gut" und "Böse". Nicht die Mitgliedschaft in der einen oder anderen etnischen Gruppe macht aus einem Menschen zu einem Teufel; es ist die _Angst_, die Menschen böse macht. Angst vor der eigenen Endlichkeit angesichts der Unendlichkeit. Beseitigt die individuelle Existenz-Angst in den Köpfen und Ihr beseitigt das Böse in der Welt.
Wie läßt sich das bewerkstelligen ? Keine Ahnung ! Das kontraproduktivste Mittel ist jedenfalls die endlose Kette von Rache- und Gegenracheakten, wie wir es momentan erleben. Und wir sitzen nicht ein paar tausend Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt, wir sitzen mittendrin. Ist Euch schon mal aufgefallen, dass in den Medien immer von "Israelischen Soldaten" und "Palästinensischen Terroristen" gesprochen wird ? Welche Unterschiede existieren auf den beiden Seiten ? Ist ein Mensch dann ein Terrorist (ein sehr strapaziertes Wort in den letzten Monaten) wenn er nicht im Staatsauftrag handelt ? Sollte man das den israelischen und palästinensischen Kindern sagen bevor man sie umbringt ?
Die Lösung kann nur darin liegen, dass global und auf allen Ebenen des Zusammenlebens das Selbstverständnis der Menschen zueinander neu definiert wird. Von "den Juden" zu sprechen bedeuten, kein einziges individuelles Mitglied dieser etnischen Gruppe zu meinen, sondern das eigene, verinnerlichte, abstrakte Abbild des "Bösen" schlechthin. Es braucht keinen Krieg es braucht eine Psychotherapie auf Individual- und Völker-Ebene.
Ich empfehle das Buch "Krieg ist Krankheit, keine Lösung" von Eugen Drewermann. Es wird darin sehr schön beschrieben, welche Mechanismen aus der Urzeit bis zum heutigen Tag wirken und wie auch wir eingewickelt von den perversen Argumenten und der Polemik der Mächtigen.
Ciao,
Hans-Peter