Hi Sonia
Haben schon immer Christen und Moslems dort zusammengelebt?
Wenn ja haben die sich noch nie gemocht und immer bekaempft?
Warum leben Sie dann nebeneinander? Wann brach der Konflikt durch welche
Ereignisse das erste Mal aus?
Och Konflikte hats da immer gegeben schlieBlich repraesentieren die meisten
Religionen verschiedene Eroberungs/Siedlungswellen. Juden u. Christen gabs
quasi vom Punkt 0 an, schlieBlich war Jesus laut Bibel auch im
Suedlibanon gewesen und die antike Sprache der alten Phoenizier ist quasi
ein hebraeischer Dialekt. Es gab noch verschiedene sunnitische und schiitische
Eroberungswellen unterbrochen von den Kreuzrittern im 11/12 Jhd.
Unter den Osmanen wars AFAIK relativ ruhig, ihre Statthalter waren sogar
meistens keine Sunniten (groeBte islamische Konfession der auch der tuerkische
Sultan angehoerte) sondern Drusen o. Maroniten. Der erste neuere blutige Konflikt muB
so um 1880 gewesen sein. Da haben Drusen (islamische Geheimsekte) mit britischen
Waffen Maroniten (orientalische Katholiken) mit franzoesischen Waffen abgeschlachtet.
Dann kamen die Franzosen die dann waehrend des 2. WK von einer breiten libanesischen
Koalition hinauskomplementiert wurden. Damals hat man sich auf das politische
Proporzsystem geeinigt. Bis in die 70er hat das Land dann einen
wahnsinnigen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung erlebt,
"die Schweiz des nahen Ostens" mit Beirut als "Paris des Orients".
Davon haben dann alle profitiert, am wenigsten aber die Schiiten (die andere
groBe islamische Konfession) im Sueden.
Das war eine meist laendliche Bevoelkerung die auch keine groBen staatlichen
Strukturfoerderungen erlebt hat, weil ohne Lobby dagestanden. Auch die Sunniten
haben ihnen da aber auch nichts abgeben wollen. Vergleichs mit Sueditalien
ohne Sozialhilfe.
Mit Ausbruch des Buergerkrieges haben dann alle Parteien nach und nach
versucht ihren Anteil an dieser "lukrativen nationalen Aktiengesellschaft"
zu erhoehen und dabei salopp gesagt die Firma ruiniert. Zeitweise wurden in
Passkontrollen sogar Angehoerige der jeweils "falschen" Konfession entfuehrt
und umgebracht oder blieben verschollen. Das hat das Land entgueltig
gespalten.
Der Krieg zog sich auch hin weil der auslaendische Einfluss einer Dominanz
einer Partei immer entgegenwirkte. Die Syrer puschten mal die Suniten,
der Iran puschte die schiitische Hisbollah, die Sowjets die PLO,
Israel puschte mit dem Westen die Maroniten. Oder mal alles andersrum.
Zum Ende finanzierte Sadam Hussein (!) zusammen mit dem Westen einen Maronitischen General weil er
sich gegen die syrischen Einfluss kaempfte.
Als dieser waehrend des Golfkrieges als Bauernopfer fallen mußte (Syrien
sollte ja in der "Multinationalen" mitmachen) war der Buergerkrieg
entschieden.
Jetzt ist Ruhe. Die neuen Osmanen sind nun die Syrer, deren Militaer und Geheimdienst
kontrollieren den Staat und vor allem die lukrative Wirtschaft. Deren
Diktatorenfamilie Assad wiederum sind Alawiten (kleine islamische Minderheit in
Syrien), die die Zuegel etwas lockerer lassen als Zuhause,
um die Geschaefte nicht zu behindern.
Aber hilfts dir weiter? Es gibt noch mindestens 10 weitere christliche und
moslemische Minderheiten, zudem Kurden und Armenier. Alles auf einer
Flaeche der Haelfte Hessens! Da das Land vorwiegend aus Bergen besteht
konnten die sich alle wunderbar in ihren Doerfern einigeln.
Aber man kann in letzter Zeit mit Erleichterung feststellen, dass es da
unten immer mehr Mischehen gibt und die Leute von ihrem Stammesdenken
wegkommen. Aber wenn man bedenkt das das mal der modernste und bluehenste
orientalische Staat war, stimmts traurig.
Alle Angaben ohne Gewaehr und zumeist dem "Weltspiegel" der letzten 20
Jahre entnommen und nem Vortrag einer palaestiniensischen (!) Professorin.
Je nach ideologischer Faerbung gibts bestimmt noch 100 Versionen diese
Geschichte zu erzaehlen. (eine korrigierte wird nicht auf sich warten
lassen ;)
Cheers
Rolf