Moin!
laut
http://www.heise.de/tp/deutsch/special/copy/12147/1.html
soll, ich zitiere:
"(...) in allen Geräten von Fernsehapparaten über Settop-Boxen oder CD-Spielern bis hin zu Computern ein gesetzlich vorgeschriebener Kopierschutz eingebaut werden."
Richtig. Und als Lösung schwebt das hier vor:
"Das geplante Gesetz würde die Contentunternehmen, die Hersteller von Geräten und Verbraucherverbände dazu auffordern, sich auf Standards zu einigen, die dann gesetzlich vorgeschrieben würden. Sollte es zu keiner Einigung kommen, werde die Federal Communications Commission (FCC) in Absprache mit den Unternehmen nach technisch machbaren Lösungen suchen. Die Software sollte Open Source sein, zudem billig, verlässlich, nicht zu knacken, erweiterbar und verbesserbar, die Leistung dürfe nicht beeinträchtigt werden."
So, und nun erkläre mir mal einer, wie man einen nicht knackbaren, via Open Source realisiertes Rechtemanagement mit Kopiersperre realisieren will.
Man könnte zwar sagen: Unknackbar - das gibts doch schon, heißt PGP oder GnuPG und ist Open Source. Richtig, aber das ist auch nur unknackbar für Nichtberechtigte. Die Schlüsselinhaber können eine Nachricht selbstverständlich dekodieren und dann logischerweise massenhaft kopieren.
Wenn man die Dekodierung per Software erledigt, und die Software ist Open Source, weiß jeder, wie man an dekodiertes Material gelangen kann, und der Kopierschutz war einmal.
Wenn man die Sache einer Hardware überlassen möchte, die einen kodierten Datenstrom entgegennimmt und keine Ergebnisse mehr herausrückt (Black Box), dann sind die Daten vielleicht vor direktem Abgreifen sicher, aber zum Einen gibts immer noch analoge Kopierverfahren, zum anderen kann die Black Box kaum Open Source sein, weil dann ja wieder jeder weiß, wie er den Datenstrom dekodieren muß, um ihn dann irgndwohin zu speichern.
Wie man es auch dreht und wendet: Es gibt keinerlei Möglichkeit, einen unknackbaren Kopierschutz zu realisieren. Das würde nur funktionieren, wenn man die Daten garnicht dekodieren müßte, sondern unser Gehirn den Code direkt verstehen könnte... ähm, naja, selbst dann könnte man ja einfach das codierte Datenmaterial kopieren, weil das ja dann jeder Mensch verstehen müßte, sonst kann man ja keine Massenmedien (der gleiche Inhalt auf vielen Datenträger als Kopie) mehr produzieren.
Kopierschutz funktioniert nur dann relativ ordentlich, wenn es keine Software gibt, die ihn umgeht.
Die Frage ist also: Was geschieht mit Software, die die angeblich sicheren Kopierschütze aushebeln könnte. Open Source zählt potentiell dazu, weil dort jedermann den Kopierschutz ausbauen könnte. Oder den Datenstrom umlenken. Alle bisher verwendeten Kopierschütze basierten auf der Idee, daß Software etwas tut, was man als Mensch nicht nachvollziehen kann, und so die Daten geschützt sind. Das letzte Mal, wo dieses Geheimsystem super aufsehenerregend versagt hat, war das Content Scrambling System der DVD.
Wenn auch der Vorwurf, das Gesetz würde Open Source Software illegalisieren, vielleicht auf den ersten Blick nicht haltbar ist, so ist aber dennoch substantiiert der Vorwurf zu machen, daß sich das Gesetz der Illusion hingibt, man können einen Kopierschutz realisieren. Alles, was der Mensch sieht und hört, kann man aufzeichnen und abspeichern. Die Technologie nennt sich im Zweifelsfall Mikrofon und Kamera. Wer es darauf anlegt, kommt so an seine Kopie - und diese meist schlechten qualitativen Ergebnisse werden jetzt schon im Internet gut verbreitet. Es werden Kameras in Kinopremieren (teilweise auch in Presse-Vorführungen vor der Premiere) geschmuggelt, um aktuelle Filme von der Leinwand abzufilmen. Wie viel besser wird das Bild und der Ton erst sein, wenn man unter idealen Bedingungen (Stativ, Top-Monitor, keine Nebengeräusche, totale Abdunklung) mehrfach an den Parametern für ein optimales Ergebnis herumspielen kann.
Das Gesetz macht aus diesem Grunde einfach keinen Sinn. Da soll viel Geld in etwas gesteckt werden, was mit Sicherheit nie 100% funktionieren wird. Und der bestehende DMCA verbietet dann einfach, Kopierschütze zu umgehen (und darüber zu reden) - fertig ist der Kopierschutz, und die Industrie ist glücklich? Ich denke nicht, daß es so einfach ist.
- Sven Rautenberg