Sönke Tesch: Vorsicht: (D)englisch !?

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Mit Verlaub, das ist doch Schwachsinn. eMail ist die Abkürzung für "electronic mail", nicht für "by electronic technology delivered text message". Und dementsprechend ist die deutsche Übersetzung für eMail nicht "auf elektronischen Wege versandte Text-Nachricht", sondern "elektronische Post": ePost. Dieses Wörtchen ist genauso lang wie eMail und klingt IMHO auch viel netter.
Ganz interessant. Aber ganz unpolemisch gefragt: Macht es Sinn, sich IT-bezogene Texte überhaupt aus der Perspektive anzusehen, ob man viele Dinge nicht auch treffend ins Deutsche übertragen könnte? Man könnte ja etwa argumentieren, damit Aufklärungsarbeit zu leisten und unnötige Verständnishürden zu beseitigen oder dem Nutzer einen leichteren Zugang zu Programmen zu eröffnen. Meistens scheitert das Projekt kläglich, z.B. bei Übertragungen von Fachbegriffen in Programmen.
Inzwischen arbeite ich in manchen Bereichen lieber mit der englischen Version, weil ich viele Übersetzungen von Fachbegriffen unverständlich und irritierend finde. Außerdem ist es schwer, internationale Foren, Tutorien oder Texte zu nutzen.

Das ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Man muß natürlich nicht auf Deubel komm raus alles und jedes in's Deutsche übersetzen. Aber wo es sinnvolle Begriffe gibt, kann man das durchaus "wagen".
Eine Verständnishürde würde ich zum Beispiel eher bei "eMail" und "Layer" erwarten als bei "ePost" und "Ebene". Mit letzteren beiden hat der nicht des Englischen Mächtige wenigstens auf Anhieb eine Ahnung, worum es geht.

Was die Internationalität angeht: Wer englische Anleitungen nutzen will, sollte auch Englisch können. Stattdessen für alles mögliche in der deutschen Sprache englische Wörter zu benutzen halte ich da für den falschen Ansatz.

Ich habe den Eindruck, daß der weitaus größte Teil der Denglisch-Nutzung schlichtweg darauf beruht, daß es im Moment "modern" ist und daß wohl auch ein Teil Sprachgewandheit verloren gegangen ist.
So war es im vorvorigen Jahrhundert durchaus üblich, für alles und jedes Französisch zu nutzen, genauso wie AFAIK noch Anfang letzten Jahrhunderts Deutsch als weltweite Fachsprache galt. So findet man zum Beispiel in alten Universitätsbibliotheken der USA viele Fachbücher in deutscher Sprache.
Beides ist kaum verwunderlich, wenn man den Einfluss sowohl Frankreichs als auch Deutschlands zu den jeweiligen Zeiten in den jeweiligen Bereichen (Politik bzw. Wissenschaft und Industrie) bedenkt.

Wie man sieht: Moden kommen und gehen und Deutsch als Sprache auch für technische oder wissenschaftliche Dinge ist bei weitem nicht so ungelenk, wie manch ein Befürworter englischer Begriffe meint :)

Zudem funktionieren Aktionen nicht, wenn auch die Befehle mitübersetzt werden.

Tja, das ist dann die gewissermaßen Gegenseite von "Handy". Wer auch immer das übersetzt hat, sollte sich besser bei der Straßenreinigung bewerben.

Eine interessante Debatte in diesem Zusammenhang ist auch die korrekte grammatische Einordnung der englischen Begriffe ins Deutsche. So soll sich in der Schweiz eher das e-mail etabliert haben, während sich weiter nördlich die feminine Form durchgesetzt hat. Auch bei Pluralformen und Konjugation gibt's diverse Verfahren, etwa bei der Bildung des Partizips Perfekt: "ge-" + Stamm + englische Partizipendung.

Wobei ich sowas nun ehrlich als Vergewaltigung einstufe. "Gedownloadet". Da möchte ich doch schreiend aus dem Fenster hüpfen. Ist "runterladen" denn so ein böses Wort?

Gruß,
  soenk.e