Hallo Leude,
... möglicherweise wäre Dir "das" nicht so oft passiert, wenn Du es statt mit Vodka mal mit Nachdenken probiert hättest? Alleinsein und In-sich-Gehen ist nämlich manchmal gar nicht so schlecht -- man lernt was über sich. Und das kann einem viel Leid ersparen.
Also, mir gefällt die Idee mit der Verdrängungstherapie eigentlich ganz gut. Man kann im ersten Frust sowieso nicht so gut nachdenken. Aber Wodka? Naja, die russische Kultur ist ja viel emotionaler also unsere und produziert vielleicht doch recht ordentliche Betäubungsmittel ;-)
Mich zieht's persönlich sowieso nicht so stark in die Gefolgschaft von König Alkohol, ich würd's mehr mit einigen lustigen Erlebnissen und verstärktem Arbeitseifer zu kompensieren versuchen, aber Deinen Weg, mit sowas umzugehen, musst Du Dir eh selbst suchen.
Und das mit dem Nachdenken, liebe Meg, unterstellt ja, dass der gute Aquariophile als typischer Mann irgendwie selber Schuld ist, weil die Männer nicht ausreichend bereit seien nachzudenken ... Also, angesichts der mutigen Offenheit, in der er in seinem Brief daherkommt, einfach schon, weil er sich selbst nicht als coolen Helden und Regisseur seines Lebensfilms darstellt, scheint mir diese Theorie doch nicht ganz treffend zu sein.
Vielleicht darf mich auch mal mit ein paar Thesen vorwagen:
1. Es lohnt sich nicht, hinter Menschen herzulaufen, die nicht deutlich Interesse zeigen, sei es im Job, in der Liebe oder unter Freunden. Da hilft nur eins: auf Distanz gehen, auch wenn's weh tut.
2. Männer und Frauen passen nicht zusammen.
3. Leben ohne Krisen, Katastrophen und Zusammenbrüche gibt's nicht, außer vielleicht man hat die Kraft, sich ganz auf die Rolle des Fernsehzuschauers zurückzuziehen, und mit gleicher Sturheit auf Dauerwerbesendungen und Fußballübertragungen zu schauen wie weiland der Zen-Meister auf den frisch geharkten Steingarten.
Angesichts meines gesetzten Alters möchte ich auch noch mit einer etwas blöden Weisheit um die Ecke kommen, nämlich, dass die Ansammlung solcher Katastrophen, wie Du sie schilderst, im Nachhinein irgendwie als eigentliche Würze der Biographie erscheinen, und man, so geht es zumindest mir, keine der Peinlichkeiten und Blamagen aus seinem Leben streichen möchte, einfach weil der Schmerz vergeht, die Erinnerung an große Gefühle und ans Abenteuer bleibt. Schmerzvoll erscheint dann vor allem, dass man nicht mehr in der Lage ist, neue Verstrickungen in ausreichendem Maße zu produzieren ;-)
Aus jetziger Sicht erscheint es Dir als der große Betrug, dass sie schon vor der Trennung etwas mit einem anderen angefangen hat, klar, dass Du Dich darüber ärgerst, aber so ganz geradeaus geht es im Leben selten, und gerade in einem Alter, wo man nicht so ganz genau weiß, was man will, Du hast es bei der jungen Dame ja sehr schön geschildert, passieren solche Sachen, gibt es solche Enttäuschungen. Und wenn für Dich eine gerade Linie für eine Partnerin sehr wichtig ist, wäre sie vielleicht doch nicht die Richtige für Dich gewesen, weniger, weil sie eine abgefeimte Betrügerin ist, sondern eher, weil sie anscheinend nicht so genau weiß, was sie will, was auf Dauer eh ultranervig ist.
Zu den OT-Jammerern folgendes: Ein Forum, dass in solchem Ausmaß dumme Fragen nicht nur toleriert, sondern sogar noch sinnreich zu beantworten versucht, kann nur gewinnen, wenn jemand es wagt, sich zu einer persönlichen Erklärung vorzuwagen. Gegenseitiger Respekt kann doch nur entstehen, wenn man plötzlich wieder erkennt, dass da Menschen hinter der Tastatur kleben, nicht nur irgendwelche schlecht programmierten Beantwortungs- und Frageautomaten...
Viele Grüße
Mathias Bigge