Hallo emu,
Ich finde das Schreiben gerechtfertigt und auch korrekt, immerhin werden keine »Abmahngebühren« verlangt und es wird in einem angemessenen, fast freundlichen Ton auf das Problem hingewiesen.
Ältere Menschen erzählen aus ihrer Jugend, heute: ich erzähle aus meiner :-)
Also früher war das so: Irgendwann hat jemand den Cassettenrecorder erfunden. Der war viel leichter handzuhaben und billiger als ein Tonbandgerät. Ach ja, das Radio gab's auch schon. Damals verbrachten viele junge Menschen lange Nachmittage vor dem Radio, den Finger immer bereit auf dem Aufnahmeknopf, in der Hoffnung dass ein Lied käme, das man "mitschneiden" will. Dadurch kamen viele junge Menschen in Besitz von Musikaufnahmen, für die sie an Plattenindustrie und Künstler nichts bezahlten. Die Platenindustrie witterte den Untergang ihrer Zunft und startete eine Kampagne mit dem Slogan "Hometaping is illegal - and it's killing music". Tja, das hat es dann doch nicht gemacht, zum Glück. Man hat sich auf Pauschalabgaben auf Leercassetten geeinigt, und das Thema war vom Tisch.
Ehrlich, ich sehe keinen großen Unterschied darin, ob ich Stücke im Radio mitschneide oder mir aus dem Internet ziehe. Insofern verstehe ich auch die Aufregung um die Tauschbörsen nicht wirklich und sehe daher auch nicht wirklich das "Problem", auf das hingewiesen wird.
Ich bin selber Nebenberufs-Musiker, und als solcher ist meine Einstellung: Als Nicht-Star ist in dem Gewerbe quasi nix zu verdienen, man macht es aus innerem Antrieb. Der Antrieb ist: die Leute sollen meine Musik hören oder spielen. Da ist mir nun wirklich jeder Vertriebskanal recht, weil: wenn meine Musik nicht im Radio läuft (und fast niemandes Musik läuft im Radio), hat keiner eine Chance mich überhaupt zu kennen und auf die Idee zu kommen, eine CD von mir zu kaufen. Wird meine Musik dagegen über P2P-Netze verteilt, ist das die beste Chance, dass auch jemand wirklich ne CD von mir kauft (NB: Außer natürlich Konzertbesuchern - aber kein Konzertbesucher wird sich mühsam im Internet nach Musik von mir umsehen, wenn er an der Kasse für 12 oder 15 Euro ne CD mitnehmen kann). Ich schätze, dass etwa 99% der Musiker diese Einstellung teilen.
Wem P2P wirklich finanzielle Verluste bringt, sind die Stars, die aber schon so viele Plattenumsätze machen, dass es ihnen eh egal ist, und die Plattenfirmen. Die jammern aber schon immer (s. Hometaping-Kampagne), tun aber immer weniger für das Aufbauen von Künstlern.
Und hier noch ein Beispiel dafür, wie eine Plattenfirma möglichen Umsatz aktiv vermeidet: jüngst erwachte mein Interesse an alten Elvis-Platten neu. Also wollte ich diverses kaufen. Blöderweise verkauft aber BMG warum auch immer ihren Elvis-Katalog zurzeit einfach nicht - nur dieser Number 1-Sampler und etwa drei, vier andere, ziemlich dubiose Titel sind erhältlich. Schade für sie, sie hätten hundert bis zweihundert Euro Umsatz mit mir machen können. Aber jammern, das tun sie...
So, das war jetzt vermutlich reichlich irrelevant, aber ich musste es loswerden :-)
Grüße,
Utz