molily: Gästebucher

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Hallo,

Daher meine Frage: Was haltet ihr von Gästebüchern?

In neunundneunzig von hundert Gästebüchern findet sich wahrscheinlich nur Datenmüll - im hundersten aber jedoch wohlartikulierte und fundierte Kritik zur Site und äußerst gern gesehene Kommentare. Es hängt vom Thema und Präsentation der Site und vom dadurch angezogenen Publikum ab, ob das Gästebuch erfolgreich ist. Vor allem ist auch wichtig, als was es verkauft wird, es muss folglich verständlich dargelegt werden, welche Beiträge erwünscht sind und für welche Mitteilungen eine andere Kontaktmöglichkeit genutzt werden sollten - dazu ist vermutlich, wie Jan sagt, die Bezeichnung »Gästebuch« unpassend. Meist läuft es darauf hinaus, dass die gängigen Fälle anders angemessener abgedeckt werden, sodass für das Gästebuch die unspezialisierten »Geile Seite!!1«-Kommentare übrigbleiben, welche im Grunde genommen auch deplatziert sind, da es Nachrichten vom Leser an den Autor und nicht vom Leser an andere Leser sind. Deshalb muss hier schon gefiltert beziehungsweise gelenkt werden, bevor der Leser einen Eintrag tätigt. Sofern es wohlplatziert ist und die Funktion ausdrücklich festgelegt und vermittelt wird, kann es sicherlich deinen Erwartungen entsprechen, sofern du dir dieser klar bewusst bist.

Wäre ein Gästebuch für jendryschik.de ein Gewinn bzw. eine Belebung oder würde es bei euch eher einen negativen Eindruck hinterlassen?

Ich würde eher zunächst zu gelenktem Feedback über ein vorstrukturiertes Kontaktformular (speziell für die XHTML/CSS-Einführung) tendieren. Jede Unterseite sollte beispielsweise im Seitenfuß und auch gegebenenfalls zusätzlich an exponierten Stellen auf diese Kontaktseite verlinken, welche dann zunächst einmal aufdröselt, was der Besucher mitteilen will. Falls es sich um gewisse Fragen handelt, ist eine Gruppe oder ein Forum vielleicht der bessere Platz. Eventuell ist es sinnvoll, dass per GET die Adresse der Seite an das Metaformular übermittelt wird, von welcher der Link angewählt wird. Mit dieser Praxis, dass jedes Dokument in starker Nähe zu Kontaktmechanismen steht, fahre ich bei einigen Projekten sehr gut.

Die Feedback- und Fehlerformulare von Selfhtml als Anregung: http://selfhtml.teamone.de/editorial/feedback.htm, http://selfhtml.teamone.de/editorial/fehlermeldungen.htm.
Bezüglich Strategien zur Einbindung von Benutzern: </archiv/2003/2/37716/#m206865> f., damals habe ich leider nicht weiterdiskutiert, vielleicht öffne ich den Thread noch einmal, es hatten auch nicht viele geantwortet.

Des weiteren tendiere ich eher zu Hypertext »back to the roots« das heißt, mir gefällt es sehr, wenn ein Dokument mehr oder weniger direkt vom Besucher editierbar (zumindest kommentierbar, erweiterbar) ist. Leider sind die verbreiteten Benutzeragenten nur für Browsing und nicht Authoring ausgelegt (außer Amaya), deshalb muss eine serverseitige Technik dies bereitstellen. Beispiele dazu sind sicherlich in erster Linie Wikis, welche natürlich von mündigen und selbstbeherrschten Teilnehmern ausgehen. Konkret gefallen mir die (moderierten) Kommentarmöglichkeiten der PHP- und MySQL-Dokumentationen sehr gut, weiterhin gibt es crit.org und W3C Annotea, welche Anregungen zur Entwicklung eines personalisierten Systems geben können. Falls du wie oben beschrieben eine einem Gästebuch ähnliche Einrichtung dazu verwenden würdest, Anmerkungen von Lesern für Leser aufzunehmen (es wäre eine Art »pool«), wären dies meines Erachtens passende konzeptionelle Ansätze, wenngleich die Kommentare aber außerhalb des Dokuments untergebracht werden, den konkreten Bezug würde ich beibehalten wollen.

Praktisch könnte ich mir auch vorstellen, dass jedes Dokument eine Handvoll editierbaren Links enthält (zusätzlich zu deinen Querverweisen, diese mit dem texturierten Hintergrund AFAIR), welche zu anderen Quellen mit demselben Thema hinweisen, denn sofern ich ein solches Projekt auf die Beine stellen würde, wäre mir die starke Einbindung in vorhandene Webstrukturen wichtig - das wäre auch eine Art der Kommentierung, beziehungsweise es hätte die beschriebenen Ansätze zur Dialektik, welche den Mehrwert von Hypertext ausmacht. Zwar soll die Doku außerhalb des Webs auch benutzbar sein, dennoch bietet die Verknüpfungen mit anderen Webressourcen für diejenigen Benutzer einen starken Vorteil, welche die sie online lesen.

Kurz gesagt: meiner Meinung nach hilft ein konventionelles Gästebuch nach dem gewohnten Schema nicht sonderlich weiter. Sofern man sich jedoch darüber hinaus etwas unter Berücksichtigung der genannten Konzepte überlegt, lässt sich vermutlich ein System etablieren, durch welches Autor und Leser profitieren. Falls es keinen Erfolg hat, lässt es sich immer noch einstampfen beziehungsweise strukturell überarbeiten. (An die praktische Umsetzung habe ich noch nicht gedacht - sicherlich bedarf ein speziell zugeschnittenes System einigen Programmieraufwands.)

Grüße,
Mathias