Utz: Hokuskopus vs. Realität

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Hallo Peter,

ich denke, dass man "Hokuspokus" nicht über einen Kamm scheren darf, sondern schauen sollte, was dahinter steckt. In vielen Fällen handelt es sich schlicht um den Erfahrungsschatz etlicher Generationen, vergleichbar den "Bauernregeln" oder dem hundertjährigen Kalender beim Wetter. Das Wetter ist mittlerweile hinreichend erforscht, die Bauernregel und der hundertjährige Kalender haben grob an Bedeutung verloren. Gibt es Bereiche, die noch nicht gut erforscht sind, oder die Forschungsergebnisse nicht mit den Lebenserfahrungen der Leute decken, halten sich "esoterische" Disziplinen. Einige Beispiele:

  • Hältst Du es für denkbar, dass der Geburtstag eines Kindes Einfluss auf die Entwicklung seines Charakters hat? Weil z.B. in einer bestimmten, irgendwie prägenden Phase gerade Winter oder Sommer ist? Falls ja, wäre Astrologie der gesammelte Erfahrungsschatz etlicher Generationen zu diesem Thema, und das Thema einfach noch nicht hinreichend erforscht.

  • Den Erfahrungsschatz, wie eine Wohnung gemütlich einzurichten sei, nennt man im Westen "Innenarchitektur", im fernen Osten "Feng Shui". Bei Feng Shui wurde allerdings einiges an Dämonengläubigkeit beigemengt, zeittypisch, um es "überzeugender" zu machen. Lass den Krempel weg, und Feng Shui eignet sich prima als Ratgeber für Wohnungseinrichtung - besser als Innenarchitekten, die ständig irgendwelchen Moden hinterherhecheln.

Man könnte weitere Disziplinen ohne Ende aufzählen: Akupunktur

Andere esoterische Disziplinen könnte man betrachten als Hilfsmittel, um Unbewusstes hervorzulocken. Mini-Exkurs: Das "Unbewusste" ist lt. Psychoanalyse ein Wissensbereich, den der Mensch zwar besitzt, aber nicht aus eigenem Antrieb abrufen kann - es ist "verdrängt". Dieses Konstrukt ist nicht unumstritten. Man kann es auch "moderner" formulieren: in unserem Gehirn sind äußerst viele Informationen gespeichert, die wir nicht mehr abrufen können, weil uns die "Pfade" dahin (sozusagen die FAT *g*) verloren gegangen sind. Mit Hilfe von z.B. Hypnose kann man diese Informationen wieder zugänglich machen.

Pendeln oder Gläserrücken könnte man betrachten als Hilfsmittel zum Auffinden solcher Informationen - oder auch Annahmen über die Zukunft, die, wenn sie bewusst sind, über den Mechanismus der selbsterfüllenden Prophezeiungen durchaus Realität werden können.

Auch Wünschelrutengehen gehört in die Kategorie - wenn es tatsächlich so etwas wie Wasseradern gibt, die das Wohlbefinden beeinträchtigen, ist auch klar, dass Menschen diese Wasseradern "spüren" - und besonders dafür sensible auch "erspüren" können. Die Wünschelrute ist nur ein Hilfswerkzeug um den Leuten Zugang zu ihrem eigenen "Gespür" zu verschaffen.

Was ich damit sagen will: Es wäre zu einfach, diese ganzen Dinge einfach nur als "Hokuspokus" anzutun. Sie erfüllen schon alle gewisse Aufgaben und sind darin seit langem bewährt.

Allerdings: wird der Lebensablauf eines Menschen ausschließlich von solchen "Hilfsmittelchen" bestimmt, bedarf er Hilfe. Vielleicht passende Analogie: Gegen ein paar Bierchen hie und da ist gar nix einzuwenden, Alkoholismus dagegen eindeutig behandlungsbedürftig.

Grüße,

Utz