In der Vor-Computer-Ära sahen Artikel mit redaktioneller Auszeichnungen schreibmaschinengetippt in etwa so aus:
((Überschrift:)) King Kong ausgebrochen!
<h1>King Kong ausgebrochen!</h1>
((Untertitel:)) Mutter des Vermißten fiel im Schock vom Eukalyptus
<h2>Mutter des Vermißten fiel im Schock vom Eukalyptus</h2>
((Abstract:)) Seattle, USA: Das erst zwei Wochen alte Koala Baby "King Kong", das erste, das im Zoo von Seattle je geboren wurde, nutzte einen unbeobachteten Moment, als Wärter George W. Kush frische Eukalyptusblätter ins Koala-Gehege brachte, um auszubüxen. Seither ist "King Kong" spurlos verschwunden. Die Polizei in Seattle ist ratlos, ihre Spürhunde machtlos: sie vertragen den Eukalyptusgeruch nicht.
<p class="abstract">Seattle, USA: Das erst zwei Wochen alte Koala Baby "King Kong", das erste, das im Zoo von Seattle je geboren wurde, nutzte einen unbeobachteten Moment, als ...</p>
((Fließtext:))
Irgendeintext und noch mehr Text und nochmehr...
<p>Irgendeintext und noch mehr Text und nochmehr...</p>
((Zwischentitel:)) King Kong ist ein süßer "Teddy"
<h3>King Kong ist ein süßer "Teddy"</h3>
...
Bei professioneller Textarbeit mache ich mir zuerst Gedanken über die Elemente, die ich verwenden werde bzw. zu verwenden habe. Sie haben in der Regel Limitierungen, beispielsweise "Überschrift maximal 35 Zeichen" oder "Fließtext 300 Zeilen à 60 Anschläge". Auch Absätze haben Limitierungen wie "mindestens 8, maximal 15 Zeilen à 60 Anschläge".
Der Grund: der Text ist so ziemlich das Letzte, was ankommt. Meist steht das Basis-Layout schon vor dem Thema fest, die Anzeigenplätze sind zugewiesen, mit seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rubrik bzw. Artikelgruppe sind die grundlegenden Eigenschaften aller Elemente bereits festgelegt, bevor der Text "hineinproduziert" wird.
Das lässt sich nur dann nachvollziehen, wenn Texte für ein vorher bekanntes Layout geschrieben werden, also immer eine Hauptüberschrift haben, einen Untertitel, eine Zusammenfassung und so weiter. Redaktionell betreute Seiten werden so verfahren, damit meine ich vor allem Online-Ausgabe von Zeitschriften und Zeitungen wie Spiegel oder Bild. Das darfst du allerdings nicht auf das gesamte Publizieren im Web verallgemeinern.
Ich für meinen Teil schreibe Texte, die ich im Web zu veröffentlichen beabsichtige, in einem beliebigen Textverarbeitungsprogramm und drucke mir den fertigen Text aus. Dann folgen handschriftliche Anmerkungen, vergleichbar mit Anweisungen für Setzer, wie es früher üblich gewesen ist. Bevor ich einen Text ins Web übertrage, habe ich somit dessen Inhalt vorliegen und mir bereits Gedanken über die Semantik seiner Bestandteile gemacht. Diese versuche ich nun mit den geeigneten Elementen zu erfassen, wenn ich den Text in XHTML übertragen.
Ich bin überzeugt davon, dass viele es ähnlich machen. Deine Aussage "Der 'Inhalt' ist aber eben nicht das auszuzeichnende Element." kann ich aus diesem Grund überhaupt nicht nachvollziehen.
Und wenn Du Deine HTML-Texte wie beschrieben herstellst, ist das aus professioneller Warte strenggenommen falsch.
Publizieren im Web und Publizieren in Printmedien sind zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe. Es gibt wenig Gesetzmäßigkeiten, die sich von einem Medium ins andere übertragen lassen. Ich denke, unsere unterschiedlichen Auffassungen sind ein guter Beleg dafür.
Gruß,
MI
XFrames Working Draft (Deutsche Übersetzung) : http://jendryschik.de/TR/xframes/
Die Wissensgesellschaft : http://jendryschik.de/michael/inf/wissensgesellschaft/
Feste Positionierung, richtig angewandt : http://jendryschik.de/wsdev/css/fixed/