emu: Die Handschrift eines Seitenbastlers

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Griaß eich!

Beim Seitenbasteln bin ich, wie euch vielleicht schon aufgefallen ist, nicht besonders produktiv, was vielleicht daran liegt, dass ich nicht krampfhaft nach einem Thema suchen will, das mich eigentlich gar nicht interessiert, nur, damit ich ein paar private Seiten im Netz habe. Das bisschen, was ich derzeit veröffentliche, ist ohne jede Angaben zum Aussehen ohnehin besser aufgehoben.

Trotzdem habe ich vor ein paar Wochen beschlossen, bei einem Wettbewerb mitzumachen und etwas für die Sparte IT-Bearbeitung, was immer das genau heißen soll, einzureichen. Besonders motiviert war ich nicht, das Thema des Wettbewerbs war nicht besonders spannend, aber irgendetwas, hatte ich mir vorgenommen, wollte ich einreichen, also habe ich mich nach ein paar grundsätzlichen Ideen zum Inhalt an die Arbeit gemacht und ohne viel zu denken herumexperimentiert.

Ich habe ein paar Leute darum gebeten, die Seiten anzuschauen und sie bestätigten mir, dass es eine eher mäßig interessante Idee mit einer eher mäßig kreativen Umsetzung sei. Einer aber hat einen kurzen Blick darauf geworfen und sofort gesagt, dass die Seiten genauso wie alles andere ausschaut, was er von mir bisher im WWW gesehen hat. Das überraschte mich ein bisschen, aber ich musste zugeben, dass ich einen Faible für graue, minimalistische Seiten mit spezifischen Details habe und deswegen diesen Seitentyp schon öfters verwendet habe, genau die Seiten, die kürzlich Todesanzeigen genannt wurden. Das war keine große Überraschung. Gestern Abend habe ich dann aber ein bisschen weiterüberlegt und bin -- sehr zu meinem Entsetzen -- auf den Gedanken gekommen, dass ich gar nicht wüsste, wie ich Seiten sonst zusammenkleben würde. Wenn ich über neue Seiten nachdenke, dann akzeptiere ich diesen Stil unbewusst als eine Konstante, die ich nicht mehr hinterfrage und die direkt auf meine Überlegungen zum Inhalt wirkt.

Ich glaube allerdings, dass ich nicht der einzige bin. Bei vielen Seitenbastler hat man den Eindruck, dass sie sich einmal ein Konzept überlegt haben und das dann in immer neuen Variationen recyclen. Das ist kein Vorworf -- vermutlich merken es die meisten gar nicht, dass man an ihren Seiten ganz eindeutig ihre Handschrift erkennen kann. Allerdings glaube ich, dass der Inhalt der Seiten so auf den individuellen Stil abgestimmt ist, dass er von diesem bestimmt wird.

Ich mein aber nicht die Seiten, die tatsächlich überall gleich ausschauen und von vielen Agenturen kommentarlos nachgebaut werden, die so gerne in Referenzen präsentiert werden und bei denen man sich an zumindest zwanzig Seiten erinnern kann, die fast gleich ausgesehen haben. Viele in diesem Forum haben einen sehr individuellen Stil und ihre Seiten kann man oft beim ersten Blick erkennen und, ich habe es kurz nachgeprüft, auch wenn die Seiten von völlig unterschiedlichen Themen erzählen, findet man doch überall die Spuren des Autors. Die kann man nicht nachmachen -- den Nachbau erkennt man sofort, obwohl man die Punkte nicht benennen kann.

Kann man seinen Stil variieren oder zumindest so weit mit neuen Ideen erweitern, dass die Seiten nicht mehr dem selben Muster folgen? Anders gefragt -- besteht für mich die Chance, irgendwann nicht langweilige Seiten zu bauen? Ist diese Handschrift des Seitenbastlers wirklich so stark oder sehe ich das ein bisschen eng? Besonders eure Meinung zur Theorie der Inhaltsbeeinflussung würde mich interessieren.

emu