Hallo At
Die Schriftstellerorganisationen haben da genauso wie du vermutlich auch durch Abwesenheit geglänzt. Genau dieselben, die jetzt, nachdem eine Rechtschreibreform zum ersten mal auf demokratischem Wege zu Stande gekommen ist[,] meckern. Dazu habt ihr kein Recht.
Diese Aussage solltest du zurückziehen. Zum einen -- ich habe gerade noch einmal nachgesehen -- hatte ich keine Einladung in die Kommission erhalten.
Du hättest auch nur eine Einladung erhalten, wenn du dich vorher in einem entsptrechenden Verein engagiert hättest, z.B. im deutschen Journalistenverband, dem deutschen PEN oder der Gesellschaft für Deutsche Sprache. Dort hättest du dich mit deinem Engagement jederzeit einbringen können.
Zum anderen -- und dieses Thema taucht hier regelmäßig im Zusammenhang mit Nationalflaggen für unterschiedliche Sprachversionen auf -- hat der Staat keinerlei Kompetenz für sprachliche Regeln jenseits von juristischen Begriffsdefinitionen.
Also dafür, dass Sprachen sehr wohl durch staatliche Dekrete geprägt, ja teilweise überhaut erst eingeführt werden, gibt es einige Beispiele.
Neuhebräisch ist so ein Beispiel, das war eine Erfindung einer politischen Bewegung die in einer Staatsgründung gipfelte, und dem erst dadurch zum Durchbruch verholfen wurde. Neuhebräisch wird aber auch heute noch von orthodoxen Juden abgelehnt, weil sie es als eine Schändung ihrer Sakralsprache Althebräisch empfinden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ivrith
In Norwegen wäre die Amtssprache wohl heute noch Dänisch, wenn sich der Staat nicht um eine Standardisierung der norwegischen Bauern- und Fischerdialekte gekümmert hätte. Daraus ist "Nynorsk" entstanden, mit eigener Grammatik und Literatur.
http://www.aberhallo.de/lexikon/index.php/Norwegische_Sprache
Die Académie Française habe ich in diesem Thread auch schon erwähnt.
Und das Zustandekommen als demokratisch zu bezeichnen, ist ebenso absurd wie einige der Neuregelungen.
Ich glaube Libyens (das Wort hätte man auch reformieren sollen), Libyens Staatschef Muammar al Ghaddafi hat einmal über die Demokratie gesagt: "Demokratie ist die Diktatur von 51% der Bevölkerung über die restlichen 49%". In Wahrheit hat er da sogar noch untertrieben, denn es ist die Diktatur von 51% derer, die sich engagieren, über den Rest. (und wie viele engagieren sich schon?)
Trotzdem möchte ich lieber in einer Demokratie leben als unter Muammar al Ghaddafi.
Gruß Gernot