Hallo Frank,
Ist das nicht der Kern der Diskussion: alle haben in der Schule mühsam die alte
Rechtschreibung gelernt und ärgern sich jetzt, dass künftige Schüler es leichter haben
sollen? ;)
Jupp, wobei es sehr viel egoistischer ist: Man selber will nicht umlernen. ;o)
Wenn du nicht umlernen willst, dann lass es. Keiner zwingt dich, nach
alter oder neuer Rechtschreibung zu schreiben.
Psst. http://aktuell.de.selfhtml.org/sonst/sprachvorgaben.htm#rechtschreibung
Der Staat legt die Rechtschreibung verbindlich für seine Behörden fest und hat dazu
das gleiche Recht wie Verlage, die Rechtschreib-Konventionen für ihre Redaktionen
festlegen.
Jupp. Aber warum meint er, dieses Recht unbedingt ausüben zu müssen? Weswegen
scheint das für den Staat wichtig zu sein?
Den Rest deiner Aussage kann ich nicht nachvollziehen. Jeder soll
schreiben, wie er spricht, oder worauf willst du hinaus? Unterschiedliche
Rechtschreibung, je nach Region und Dialekt, oder wo soll das hinführen?
Es gibt bereits jetzt schon massig Unterschiede im Wortgebrauch in den
unterschiedlichen Regionen und Dialekten. Ein Beispiel vor ein, zwei Tagen
hier im Forum war der Disput über den unterschiedlichen Gebrauch von »Moin«
in Norddeutschland und Westfalen. Neulich durften wir erfahren, daß der
Wäschetrockner in der Schweiz Tumbler genannt wird.
Ich frage mich einfach: So what? Wird ein Standard, fast schon so rigide
wie die formaler Sprachen, überhaupt benötigt? Ich glaube nicht, daß es in
eine Katastrophe führen wird. Ich verstehe problemlos Schriftstücke in
neuer und in alter Rechtschreibung, mit etwas Anstrengung kann ich alte
Texte in handgeschriebenen Sütterlin und ganz anderer Rechtschreibung
(Und das knapp 30 Jahre nach der Rechtschreibreform von 1901!) problemlos
lesen, ebenso sehr viel ältere Texte in Rechtschreibung nach Belieben.
Ebenso
Der Mensch ist flexibel und kann das bequem ab.
Und Nein, ich glaube auch nicht, daß es zu einem »Jeder schreibt, wie es
ihm beliebt« kommen würde. Das Deutsche zur Zeit ist recht fest, durch die
Massenmedien verbreitet sich dieses Kerndeutsch recht .. äh .. viral. Der
Mensch lernt meiner Meinung mehr durch Nachahmen (Hier: Lesen) denn durch
bloßes pauken. Deutschland und die anderen deutschsprechenden Länder in
dieser »globalisierten Welt« sind nicht mehr so isoliert wie die vielen
Kleinstaaten früher.
Wozu dann ein Deutsch mit fixierten Regeln? Das grundsätzliche, was ich
hier mißverständlich mit »Kerndeutsch« bezeichnet habe dürfte durch den
Austausch relativ gleich bleiben, was spricht da gegen regionale
Beliebigkeiten auch in der Rechtschreibung?
Ähnliches gibt es auch beim Englischen zu beobachten, ein Kernenglisch und
eine Aufsplitterung in diverse Regionalenglischdialekte der verschiedenen
Gegenden des ehemaligen Empire. Singlisch, Hong-Kong-Englisch und ähnliches
wurde da als Bezeichnungen eingeführt. Der Radiosender Voice of America
hatte da mal interessantes Material (insbesondere über das bei VoA
benutzte, doch sehr reduzierte Vokabular) darüber, meine ich mich zu
erinnern, finde aber gerade nichts passendes dazu.
Schon die alte Rechtschreibung war das Ergebnis einer Vereinheitlichung
durch eine Kommission und keine demokratische Volksentscheidung. Wieso
sollte gerade die neue Rechtschreibung mehr oder weniger Existenzberechtigung haben?
Du hast mich mißverstanden. Ich argumentiere nicht für oder gegen die
Rechtschreibreform von 1996, höchstens auf fauler Bequemlichkeit dagegen.
Meine Frage ist einfach: Wieso wird das überhaupt als nötig empfunden?
Oder in einer Phrase: »Es klappt doch auch so.« (»Es hät noch immer jot
jejangen.«)
Tim