Moin,
Ich halte diesen Ansatz für ein Mißverständnis der Funktion von Hypertext. Ziel war und ist, ein einfaches Kommunikationsmedium zu schaffen, dass es Autoren, nicht nur Informatikern, ermöglicht, Inhalte durch Formatierungen besser zu strukturieren und um Bilder und andere Elemente zu ergänzen und zudem verschiedene Texte durch Links miteinander zu verbinden und in offenen und vielfältigen IT-Umgebungen zu kommunizieren. In Bezug auf diesen Aspekt ist Fehlertoleranz ein Feature.
Aber grade bei der Kommunikation über mehrere verschiedene IT-Umgebungen hinweg, sind Dokumente die nicht einer gemeinsamen Spezifikation gehorchen eher suboptimal (um das mal vorsichtig auszudrücken). Wenn du es nur mit einer Umgebung zu tun hast von der du weist welchen Browser sie einsetzt und wie dieser gewisse Dinge interpretiert, dann ist das vielleicht ok. Wenn du aber ein Dokument hast welches im weiten Internet (IE-dominiert), im Universitätsumfeld (teilweise noch NN4-dominiert) und in der Grafikabteilung (lauter Macs) eingesetzt werden soll, wäre es äusserst unpraktisch wenn die Bedeutung des Dokuments nicht genau definiert ist.
Und wenn du mit "Autoren, nicht nur Informatikern" sagen willst, dass es nicht kompliziert sein sollte, dann ist 'fehlertoleranz' grade unnötig. Wer kein HTML kann soll einen WYSIWYG-Editor einsetzen (das war AFAIK auch ursprünglich als der primäre Weg, HTML-Dokumente zu erzeugen, geplant) und der hat verdammtnochmal korrekten HTML-Code auszuspucken.
Grade die HTML-Spezifikation ist doch extrem einfach zufriedenzustellen: man muß die meisten Tags nicht zumachen und einige nicht einmal öffnen. (Ok, es gibt derzeit nur einen verbreiteten Browser der HTML potentiell korrekt parsen kann, aber das ist eine andere Geschichte.)
Insofern finde ich die Microsoft-Überlegung, zwei Modi der Dateninterpretation einzuführen, durchaus sinnvoll
Das Gegenteil von "gut gemacht" ist leider immernoch "gut gemeint" und eine Implementation die vollständig definiertes Verhalten im Zuge der 'Fehlertoleranz' fehlerhaft interpretiert ist mindestens unbrauchbar, wenn nicht gar schlimmeres. Die Entscheidung, ob ein Dokument 'fehlertolerant' (also evt. auch 'fehlererzeugend') geparst werden soll, sollte meiner Meinung nach dem Benutzer überlassen werden. Oder meinetwegen auch dem Autor, dann aber bitte in deutlich (also ein HTTP-Header oder ein Meta-Tag) und nicht über irgendwelche Ratespiele (Doctype-Sniffing) die prinzipbedingt eher zufällig richtig raten.
Henryk Plötz
Grüße aus Berlin
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