Hallo Mathias,
Es gibt keine unfähigen Schüler, nur unfähige Lehrer!
Lustige These, weißt Du, dass ich als Lehrer arbeite?
ich verstehe das nicht als These, sondern als Maxime im Sinne von "Handlungsregeln in Anwendung" wie z.B. Bubner sie verwendet. Sie ist denn auch nicht als Vorwurf gemeint, schon gar nicht persönlich. Und ich könnte ja auch noch anmerken, als Lehrer arbeiten sei wo möglich ein Unterschied zum Lehrer sein ;-)
Viele ernsthafte pädagogische Probleme lösen sich bei einer solchen Betrachtungsweise in Wohlgefallen auf. Auf jeder Stufe der Aus- und Weiterbildung hat man sich mit Personengruppen zu befassen, wie sie sind und nicht wie Pädagogen sie sich wünschen. Was würdest du von einem Bundeskanzler halten, der sagt, meine Politik ist schon gut, nur das Volk taugt nichts dazu?
Pädagogik hält einen imaginären Ganzheitsanspruch aufrecht und schafft sich damit ein unüberwindbares Dilemma. Immer wenn über messbare Ergebnisse geredet wird, kommt der Einwand von nicht eindeutig festlegbaren heheren Bildungsidealen. Um einem allfälligen Missverständnis vorzubeugen, ich bin ein entschiedener Befürworter einer humanitären Bildung, auch wenn ich dafür andere Begriffe vorziehe. Pädagogische Praxis ist aber doch, dass neben der Ausbildung (= produzieren von Ausbildungsergebnissen) auch immer noch etwas Bildung vermittelt werden soll (= Schaffen von Bedingungen der Möglichkeit zum Gutmenschen - oder so ähnlich). Ausrichten auf das Eine oder das Andere könnte erfolgreich sein, diese unlogische Vermengen von Zielen kann hingegen nichts bringen. Wer im Unterricht nicht richtig rechnen lernt, ist frustriert und hat danach Null-Bock auf Gutmensch ;-)
Welche Rechtfertigung ist nötig für eine grobe politische Orientierung in der Demokratie, geographisches Grundwissen und Prozentrechnung?
Eine Rechtfertigung eher nicht, eine Begründung hingegen schon. Ich zog auch gar nicht den Nutzen und Vorteil des Wissens in Zweifel, nur die Fähigkeit der Lehrer, für wenig lernmotivierte Schüler eine überzeugende Begründung zu liefern. Um künftig in einem 1-Euro-Job im Park Müll einzusammeln kann ihm völlig egal sein, wer gerade Bundespräsident ist, wenn er dann seinem reichen Nachbarn den Garten bepflanzt mit Setzlingen, die er für 1 Euro einkauft und diesem mit 3 Euro berechnet, mag er mit den verdienten 2% durchaus zufrieden sein, und wenn er das Geld nicht hat, um nach Köln zu fahren, was interessiert ihn der Name des Flusses.
Es gibt in meinem Leben durchaus Situationen, in denen man das gebrauchen kann....
Ja, vielleicht bringt es ja schon etwas, auf diese Erfahrung zu verweisen.
Beste Grüsse
Richard