Tag Martin.
Nein, das sehe ich anders. Der AN schuldet dem AG seine Arbeitskraft, und das innerhalb der vertraglich vereinbarten Zeiten, denn dafür wird er bezahlt.
Richtig. Aber er soll nicht acht Stunden täglich arbeiten, nur um die Zeit rumzukriegen.
Eben. Wenn ein AN genügend Leerlauf hat, von 8 Stunden täglicher Arbeitszeit 3 Stunden im Internet zu surfen, dann stimmt irgendwas nicht.
Es geht doch darum, ein bestimmtes Arbeitspensum zu erledigen. Dafür hat der Arbeitnehmer eine angemessene Zeit zur Verfügung. Schafft er die Arbeit _nicht_ in der Zeit, sollte man untersuchen, ob die Zeitvorgabe ausreichend war, oder ob der Arbeitnehmer vielleicht getrödelt hat.
Und im anderen Fall sollte man untersuchen, ob die Zeitvorgabe nicht zu großzügig oder ob der AN mit seinem Arbeitspensum nicht vielleicht unterfordert war.
Wenn er die _geforderte_ Arbeit trotzdem zur Zufriedenheit erledigt, sehe ich das nicht als Problem, sondern als Glücksfall.
Ja, denn dieser AN könnte (Achtung pseudoausbeuterische These) noch mehr schaffen und auf diese Art seinem AG nutzen. Evtl. ist dies auch ein Indiz dafür, dass der AN "zu Höherem" berufen ist. Nicht dass wir uns missverstehen: natürlich muss sich das für den AN auch lohnen.
Ich leg mich ja schließlich nicht deshalb ins Zeug, um dann mit _noch mehr_ Arbeit zugesch***en zu werden.
Genau das ist der Punkt. Hier ist der AG gefordert, er ist der Motivator, denn es gibt nichts schlimmeres, als wenn ein AN sich selber motivieren muss. Wenn Anreize dafür geschaffen werden, sich ins Zeug zu legen, dann tut man es auch. Dass diese Anreize zumeist finanzieller Natur sein werden, ist der Punkt, warum viele AG diesen Schritt scheuen.
Glaube mir, ich rede mir oft genug den Mund fusslig, um AG dazu zu bewegen, ihre AN stärker bzw. überhaupt zu motivieren. Doch leider hat sich in D eine Unkultur der Demotivation herausgebildet, gegen die nur sehr schwer anzukommen ist. Und dieses Verhalten ist auf beiden Seiten zu beobachten. AG üben Druck auf ihre AN aus, weil diese in einer LMAA-Stimmung sind. Das wiederum führt zu einer weiteren Verschlechterung der Stimmung, dem versuchen die AG durch noch mehr Druck beizukommen. Und so dreht sich das Ganze im Kreis.
Jeder gute Unternehmer weiß, dass er sein Kapital hegen und pflegen muss, indem er in neue Maschinen und Einrichtungen investiert und den Bestand regelmäßig warten lässt. Aber wenn es um das Humankapital geht, gelten solche elementaren Regeln allzu oft nicht mehr. Und dieser Fakt trägt m.E. nicht unbedingt dazu bei, der allgemeinen Depression entgegenzusteuern. Hier ist m.E. auch der Staat gefordert, Investitionen in das Humankapital gleichermaßen zu fördern wie Investitionen in das Sachkapital.
Siechfred
PS: ja, ich weiß, dass Humankapital das Unwort des Jahres 2004 war.