Mathias Bigge: Frage an türkische Muttersprachler

Beitrag lesen

Hi Christoph,

Orhan Pamuk bezieht sich bewusst auf Autoren aus Ost und West
Ja, auch das ging durch die Nachrichten, und ich fand/finde das ausgesprochen sympathisch, da derlei "Positionierung" in der heutigen Türkei trotz EU-Beitrittswunsch offenbar immer noch ein beträchtliches Potential an Mut erfordert.

Ja, Pamuk steht derzeit in einem fadenscheinigen Prozess vor Gericht wegen "Verunglimpfung des Türkentums".

teilweise im Stil von Umberto Eccos "Name der Rose".
Das ist ein Maßstab, den ich im Grunde genommen für unerreichbar halte.

Na, lies mal was von Pamuk, das hat Qualität.

Beim "Neuen Leben" sind die auffälligsten deutschsprachigen literarischen Quellen Rilke und Novalis.
Zwischen Heine und Rilke gab es keinen mehr, der gewichtige deutschsprachige Lyrik geschrieben hat...

Vielleicht doch zu kategorisch.

Dantes "La vita nuova" ist ein Jugendwerk, und noch ziemlich unausgereift (aber richtig schön ;-)).

Vielleicht guckst Du Dir mal meinen Beitrag dazu in WIkipedia an, vielleicht hast Du ja noch Verbesserungsvorschläge ("vita nuova").

Nun gibt es inhaltlich einige Hinweise darauf, dass der brave Ingenieurstudent "ohne Eigenschaften" sein Leben wesentlich doch durch die Liebe zu Canan komplett verändert.
Dann ist er kein "Mann ohne Eigenschaften", denn der ist nach Robert Musil nicht wirklich fähig, Liebe zu leben.

Der Pamuk kennt sich aus, tatsächlich scheitert Osmans Liebesprojekt. "In einem Anfall von Schwäche hatte sich Ulrich eine neue Geliebte zugezogen." *g*

Mir sind die Parallelen zu mehreren Werken und Autoren der Weltliteratur, die du anführst, ein bißchen zuviel. Fehlte nur noch, daß auch das Decameron als Vergleich zu dem Roman von Pamuk herangezogen werden könnte.

Es ist halt ein postmodernes Werk, das sich erlaubt, ein verwirrendes Spiel mit verschiedensten literarischen Vorbildern zu eröffnen. Das Decameron ist mir allerdings nicht aufgefallen.

Eine schöne Ergänzung wäre nun, wenn der Name ebenfalls ein Hinweis darauf wäre "Mein Leben, meine Geliebte".
Das wird vermutlich nicht möglich sein - es sei denn, der Autor hätte an versteckter oder unversteckter Stelle selbst für derlei Interpretation gesorgt.

Hat er, sonst wäre ich nicht darauf gekommen.

Ähnlich ist es ja auch bei dem sprechenden Namen Beatrice, auch bei Novalis finden sich verdeckte Hinweise auf erotische Motivve, den Erzählungen des geheimnisvollen alten Mannes zu folgen.
Du kannst den Namen "Beatrice" aber übersetzen? Und bei Novalis gibt es an manchen Stellen sogar sehr drastische erotische Motive. Literaturgeschichtlich gingen für ihn leider "Erotik" und "Sexualität" noch nicht zusammen, was in unserer Zeit spätestens seit Elfriede Jelinek kein Problem mehr ist.

Der Springquell, in dem Heinrich badet und dessen Wasser sich an seinen Körper schmiegen wie gelöste Frauenleiber, ist doch recht nett. Die Jelinek ist nun ein Kapitel für sich, aber die Erfinderin des Sexuellen in der Literatur ist sie nun doch wohl nicht, wirklich drastisch wird's spätestens bei Mirabeau und de Sade, oder?

Wenn Du noch mehr Informationen brauchst, melde Dich noch einmal.
Naja, nicht unbedingt Informationen. Ich denke, das Forum hat zu _deiner_ Frage erschöpfend Auskunft gegeben.

Naja. Was ich bisher herausgefunden habe:

Can (persischer Name, mask.)

1. Leben, Seele, Lebewesen
2. Stärke, Lebendigkeit
3. guter Freund bzw. Seelenverwandter
4. eine Person bzw. jemand
5. Liebhaber

Canan (weibliche Form)

1. Eine Frau, die geliebt wird.
2. Liebhaberin, Geliebte.

Vielleicht frage ich noch einmal die Iraner in meinem Bekanntenkreis....

Viele Grüße
Mathias Bigge