Hallo Yogi,
Ich zweifle grundsätzlich an meinen Wahrnehmungen.
Ich nicht. Die sind echter als jeder Gedanke, den du fassen kannst. Auch wenn es anfänglich so scheinen mag, als seien sie unserem gewohnten Denken diametral entgegengesetzt. Auf was denn sonst sollen Gedanken gründen, als auf unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmungen? Sind die allerdings durch Drogen gepuscht, wundern mich Zweifel nicht.
"Erfahrungen" mit Drogen können einen zu solcher Kritikfähigkeit übrigens beflügeln.
Was ich damit meinte war: Wer einmal unter Drogeneinfluss Halluzinationen erlebt hat, kann diese auch besser einordnen, wenn Drogen damit nichts zu tun haben.
Nein und nochmals nein! Ich finde es sehr bedauerlich, dass jede nichtalltägliche (spirituelle?) Bewußtseinserfahrung augenblicklich in die Drogen- oder Pathologieecke gestellt wird. Da muss sich niemand wundern, wenn derlei Erfahrungen verschwiegen werden. Und du meist, Drogen sollen zu Kritikfähigkeit beflügeln. Du machst Witze.
Macht es dich nicht skeptisch, dass die "Wunder" die viele als Bestätigung ihres Glaubens sehen, kulturell sehr unterschiedlich sind? In Kulturen, die mit dem Christentum noch nie in Berühruung gekommen sind, hat man noch nie von "Marienerscheinungen" gehört, während sie in ehemaligen spanischen und portugiesischen Kolonien andauernd vorkommen. In diesen meist armen Ländern sind auch "Wunderheiler" sehr verbreitet.
Westeuropäer und Nordamerikaner sind privilegiert; Sie konnten es sich seit den letzten 50 Jahren mehr und mehr leisten, überallhin zu reisen und haben über die Medien mehr und mehr Zugang zu allen möglichen Kulturen. Zusätzlich werden diese auch noch mehr und mehr romantisch verklärt. In gleichem Maße sprießen hier die Esoterik-Läden aus dem Boden.
Es ist ja nichts so schlecht, als ob es nicht für irgendwas gut wäre!
Und noch einmal nein. Drogen zerstören wie und warum auch immer vorgegebene Denkstrukturen und lassen ein zielgerichtetes und harmonisches Reifen des menschlichen Geistes nicht mehr zu. Ich kenne eine Menge Leute mit Drogenerfahrungen.
Ich kann da ja mal ganz offen drüber sprechen: Meine erste Drogenerfahrung hatte ich, als ich so im Alter von elf Jahren im Rahmen einer OP, deren Beginn sich wohl aufgrund von Komplikationen bei dem, der vor mir dran war, um Stunden verzögerte im Halbdämmerzustand gehalten wurde. Die Visionen, die ich dabei hatte, kehrten dann (glücklicherweise in immer größeren Abständen) noch über Jahre kurzzeitig immer wieder. Dass ich über diese Erfahrung vorgegeben Denkstrukturen verlassen konnte, empfinde ich nicht als Nachteil.
Die haben wirklich ein "weiteres" Bewußtsein als üblich. Doch die Kehrseite der Medaille: Auch ein wesentlich disparateres, unharmonischeres und unangenehmeres. Mir anderen Worten - es ist ein Elend.
Ich sage ja: Es ist oft bequemer, mit globalen Variablen und Konstanten zu arbeiten, allerdings nur kurzfristig. Langfristig führen sie nach meiner Erfahrung eher in eine Sackgasse.
Gruß Gernot