Der Martin: Was passiert technisch gesehen mit Streams?

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Hallo,

Während die meisten sich zu solchen Gelegenheiten wohl eher Gedanken machen, wie sie einen Stream mitschneiden, (weiß ich das und) möchte ich wissen, was eigentlich mit dem Stream passiert.

ich versuche mal etwas auszuholen, um die Sache plastisch und anschaulich darzustellen. :-)

Wir stellen uns mal eine typische Vorlesung vor. Irgendwo da vorne steht der Professor und liest aus seinem Script vor. Der ist der Streaming-Server. Er trägt einfach stur vor, was er zu sagen hat. Ob ihm überhaupt jemand zuhört, wieviele das sind, und was die mit der Information machen, ist ihm egal (engagiertere Lehrer/Professoren mögen mir diese Unterstellung verzeihen).

Der Hörsaal ist außerdem voll mit Studenten. Die sind in meinem Szenario die potentiellen Streaming-Clients. Sie *können* sich auf das Gebrabbel des Profs konzentrieren (auf den Stream aufschalten), wenn sie wollen, sie können es aber auch lassen. Einige, die aufmerksam zuhören, machen sich Notizen (Stream mitschneiden), andere hören einfahch nur zu und das genügt ihnen (direktes Wiedergeben des Streams ohne Speichern).

Irgendwo in einer der hinteren Reihen erzählt ein Student, wie er auf der Party am letzten Wochenende die süße Kommilitonin vernascht hat (alternatives Angebot zum Vortrag des Profs). Das berichtet er stolz jedem aufs Neue, der danach fragt. Der labert also nicht nur einfach vor sich hin, sondern achtet drauf, dass seine Zuhörer auch aufmerksam lauschen, will ein Feedback, eine Reaktion seiner Zuhörer. Er ist damit kein typischer Streaming-Server in diesem Szenario, sondern ein verbindungsorientierter Server, der mehrere Clients bedienen kann, zum Beispiel ein typischer HTTP-Server, der Audio- oder Videodateien zum Download bereithält.

Da kommen doch Daten bei mir an.
Wohin verschwinden die und verschwinden die überhaupt wirklich?

Okay, Spaß beiseite. Technisch ist es einfach so, dass ein Streaming-Client (z.B. eine Webradio-Applikation) eine Verbindung zu einem entsprechenden Server aufbaut und die Daten empfängt, die dieser Server kontinuierlich sendet. Er kann diese Daten sofort in Echtzeit decodieren und als Audio-Signal über die Soundkarte ausgeben, er kann sie aber ebensogut auch in eine Datei auf der lokalen Festplatte speichern (oder auch beides). Im ersten Fall (nicht speichern) ist das vergleichbar mit einem Programm, das die Daten vom Eingang der Soundkarte empfängt und sofort wieder auf den Ausgang gibt. Auch dann sind die Daten hinterher nicht mehr "greifbar", also "verschwunden", wie du es formuliert hast. Gerade so, als würdest du jede Stunde das Thermometer ablesen, die Messwerte aber nicht aufschreiben.

Ich hoffe, ich konnte deinem Verständnis damit etwas auf die Sprünge helfen.

Schönes Wochenende noch,
 Martin

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Schon gewusst, dass Aftershave trotz des Namens eigentlich eher fürs Gesicht gedacht ist?