Hallo,
Eventuell ist "6. Isn't censorship sometimes necessary?" nicht mit unserem Rechtssystem kompatibel?
Ist es auch nicht. Das ist halt die typisch US-amerikanische liberalistische Sicht auf Freedom of Speech, die mit der Gesetzgebung der besagten europäischen Ländern, insbesondere Deutschland, quersteht. Was in den USA als Freie Rede erlaubt ist, etwa Holocaustleugnung und offen rassistische Agitation, wird hier als elementarer Teil des verknüpften Verbrechens angesehen. Diese Haltung ist Privacy-Aktivisten wie EFF und Cypherpunks fremd und sie haben kein Verständnis dafür. Die Argumentation, gesellschaftliche Aufklärung sei der effektivere Weg, wird hier zwar auch vertreten, aber im allgemeinen herrscht die Überzeugung, dass die Verbreitung von nazistischer Propaganda durch Gesetze, nicht nur durch Gegenkommunikation eingedämmt werden muss.
| There are already criticisms that the anti-racism censorship in many European countries is hampering legitimate historical analysis of events such as the second world war.
Bei solchen Sätzen sollte man skeptisch werden. Das spielt natürlich tendenziell Revisionisten in die Hände, für die es »legitimate historical analysis« halten, die Verbrechen des Nazi-Regimes zur Disposition zur stellen. Da ist der Autor wohl ziemlich naiv, wenn er auf die revisionistischen Strategien hereinfällt. Aber solche Auffassungen sind in den USA wohl ein etablierterer Teil der historischen Forschung, während hier zumindest ein grundlegendes Problembewusstsein existiert (siehe öffentliche Debatten über tendenziell revisionistische, aber sicher nicht nazistische populärwissenschaftliche Publikationen z.B. zur Bombardierung Dresdens).
Mathias