Christoph Schnauß: lechts und rinks

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hallo Richard,

ich weiß nicht, inwieweit Christophs Bemerkung ernst gemeint war

Nunja - wenn mir der Fehler nicht unterlaufen wäre, könnte ich ja jetzt ganz erstaunt tun und behaupten, daß _ich_ doch wohl lechts und rinks unterscheiden können müßte. Also war wohl ein kleines bißchen Ernst mit dabei.

aber auch ich habe eine links-rechts-Schwäche, das heißt, ich weiß zwar, wo links und rechts ist, aber trotzdem muss ich jedes mal überlegen.

Ok, dann jetzt mal wirklich sehr ernthaft: genauso wie dir geht es mir auch. Und ich bin "fakultativer" Linkshänder. Das hängt damit zusammen, daß ich mit vier Jahren fast ein halbes Jahr lang schwerkrank war - entweder wirklich Kinderlähmung (wie es damals diagnostiziert wurde) oder "bloß" eine eitrige Meningitis. Ich war insgesamt mehr als zehn Monate rechtsseitig völlig gelähmt. Und in dieser Zeit, in der ein Kind eigentlich lernen muß, seine Bewegungsabläufe zu koordinieren, konnte ich vom Willen her nur die linken Glieder bewegen, also Hand und Fuß, Mundwinkel und Auge - obwohl ich von der "Konstitution" her eigentlich ein völlig normaler Rechtshänder hätte werden müssen, habe ich einfach zu dieser Zeit nicht lernen können, daß meine rechte Hand zu irgendwas zu gebrauchen ist. Sie war für mein Bewußtsein ganz einfach nicht vorhanden.

Das hat sich erhalten. Ich schreibe heute zwar rechts (mit der linken Hand geht es genauso schnell, wird aber perfekte Spiegelschrift), aber für fast alles andere nehme ich normalerweise zuerst die linke Hand. Das hat während der Schulzeit zum Beispiel meine Tischtennis-Gegner gelegentlich aus dem Konzept gebracht, obwohl sie eigentlich "besser" waren als ich. Und wenn ich heute gelegentlich Kochsendungen im Fernsehen anschaue, wundere ich mich regelmäßig, wie die Köche es anstellen, die ganze Zeit mit dem Messer in der "falschen" Hand zu arbeiten. Ich könnte das nicht.

Und es geht mir genauso wie dir: ich _weiß_ zwar zwischen links und rechts zu unterscheiden, aber ich kann das nicht spontan. Ich brauche tatsächlich eine Sekunde (oder einen Bruchteil einer Sekunde), bis ich mir sicher bin, welches Wort ich für die gewählte Richtung wählen soll.

Ich will hoffen, daß dich diese kleine Schwäche nicht allzusehr behindert. Man lernt ja, damit umzugehen. Und man lernt auch, daß andere "normale" Menschen das in der Regel einfahc nicht verstehen können. Aus medizinischer Sicht ist es keine "Behinderung", aber ich neige der Vermutung zu, daß es sehr viele Menschen gibt, die genau dieses Problem wie du und ich auch haben.

Grüße aus Berlin

Christoph S.

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