Moin,
Warum eigentlich muss man sich als normal denkender Mensch von irgendwelchen rechten Gruppierungen vorschreiben lassen, was politisch korrekt oder inkorrekt ist.
Wörter bestimmen sich nicht allein aus ihrer etymologischen Herkunft sondern auch, wenn nicht sogar: überwiegend, durch ihrem Gebrauch in der Sprache. Es gibt keine Argumentation für die Verwendbarkeit eines Wortes, die allein auf die Herkunft oder wortwörtliche Übersetzung abzielen darf.
Das Wort Neger hat eine lange Geschichte hinter sich, die man sich - trotz aller Unterschiede bei der schlußendlichen Bewertung - durch die hier im Thread genannten Quellen erschließen kann. All dies haftet dem Wort an, im Moment untrennbar. Der Hinweis auf die Herkunft des Wortes allein genügt nicht. Deshalb ist das Wort Neger m.E. im Moment nicht gebräuchlich.
Auf einem völlig anderen Blatt steht die Frage, ob man gewissen Gruppierungen gewisse Worte überlassen darf. Es gibt eine Reihe von Beispielen, wie man Worte besetzen kann oder aber sie anderen wieder wegnehmen kann.
Heiner Geißler oder Kurt Biedenkopf, ich bin mir im Moment nicht ganz sicher wer von beiden, hat mal eine Kampagne von Zaun gebrochen, um der SPD das rot wegzunehmen. Er hatte erkannt, dass die Assoziation CDU<->schwarz nicht wirklich positiv besetzt ist und wollte eine andere, ihm positiv erscheinende Farbe erobern. Geklappt hat das aber nicht. Wir kennen aber anderen Kampagnen (zum Beispiel um Wörter wie Zukunft oder Reform), wo das funktioniert hat.
Ein aktuelles Beispiel ist der nach meiner Ansicht mitllerweile unverkrampftere Stolz auf Deutschland bzw das nunmehr eher unbeschwerte Zeigen der deutschen Natinalflagge. Hier hat die Fußball-WM und die sie tragende Begeisterung ein Stück weit dazu beigetragen, dass das Assoziationscluster schwarz-rot-gold - Stolz-auf-Deutschland - Rechtsradikal aufgebrochen wurde. Die sogenannten Stammtische verloren ein Stück Lufthoheit über bestimmte Begrifflichkeiten. Die bisherige Aussage "Wer das sagt/tut, ist ein Nazi" löst sich ein Stück weit auf. Solche Entwicklungen halte ich für politisch wichtig, da sie dem (meinem) politischen Gegner das Wasser abgraben, ihn "sprachlos" machen.
Wo das anderherum (gegen meine Meinung) läuft, ist das natürlich nicht "wichtig", sondern "gefährlich" :-)
Viele Grüße
Swen Wacker