Moin!
Ich dachte immer, HTML hat nix mit Layout zu tun, ist ein unumstößliches Gesetz.
Das ist nur in begrenztem Umfang richtig. Indem du eine Überschrift mit <h1> auszeichnest, erwartest du, dass diese auch als Überschrift dargestellt wird.
Ja, HTML hat viele Strukturierungen, die aus dem Print-Bereich bzw. der Schriftkultur stammen. Überschriften-Hierarchien sind etwa eine gewachsene Tradition bei wissenschaftlichen Abhandlungen. Listen hingegen transzendieren schon zur reinen Semantik.
Man merkt jedenfalls deutlich, woher HTML ursprünglich kommt: Es ist eine Beschreibungssprache für wissenschaftliche Texte. Alle hochtrabend "semantisch" genannten Elemente wie Überschriften, Textabsätze, Listen, Hervorhebungen etc. sind im Grunde Definitionen für die Print-Ausgabe, also z.B. als gedrucktes Buch. Sie beschreiben zwar nicht explizit das Aussehen, orientieren sich aber extrem stark an der beabsichtigten (und schon damals ja sehr einheitlichen) Verwendung, nämlich dem Ausdruck.
Dass es zusätzlich noch ein interaktives Element namens "Link" gibt (die Inkarnationen wie Imagemap oder <link> rechne ich da mal direkt mit hinein), mit dem einzelne Dokumente hypertextartig miteinander verbunden werden, ist aber doch genau betrachtet ziemlich arm. Es gibt mit den vorhandenen Elementen beispielsweise ja keinerlei Möglichkeit, ein Navigationsmenü wirklich als solches auszuzeichnen und somit kenntlich zu machen. Wobei: Man kann natürlich <link> für derartige Zwecke einsetzen, aber die klassischen Linkziele orientieren sich auch wiederum sehr stark an der Texterscheinungsform "Buch" - und abgesehen davon liegen diese Elemente im <head> und damit außerhalb des (normalerweise) darstellbaren Bereichs (zumindest was den IE angeht, Opera und Firefox erlauben auch die Darstellung des <head> sowie der darin enthaltenen Elemente - sicherlich ein spannendes Experimentierfeld, wenn man die Seitennavigation komplett in <link> unterbringen und mit CSS entsprechend formatieren könnte).
Textauszeichnung hat eben nicht den Zweck, sinnreiche Aussagen über Textteile zu machen, die über die konkrete Funktion im direkten Textzusammenhang hinausgehen.
Nur mal als Beispiel: Eine semantische Ebene wäre beispielsweise die Auszeichnung von Wortbedeutungen. Ist "Schneider" beispielsweise der Beruf, oder der Name einer Person. Oder "Schuster" - das könnte sogar noch ein Insekt sein. Und in einer Fabel sogar Insekt, Beruf und Name gleichzeitig. Und will man in Google nach "Schuster - Personenname" suchen, so wird man auch Insekten und Berufe finden.
- Sven Rautenberg
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