Tim Tepaße: Adolf Hitler als Helge Schneider

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Hallo Lina,

(Ufo in Life of Brian)
Solcherlei Fluchten gelangen in der Fiction schon zu hauf.

Eben deswegen. Brian zieht doch seine Stärke daraus, dass es haufenweise vorhergegangene Erzählungen und Erzählmuster karikiert. Nutzt es nun ein „normales“, in sich logisches Erzählmuster „Protagonist entkommt aus Sackgasse“, dann wäre es nur ein einfacher Film, der eine einfache Handlung erzählt – und nicht gängige Handlung auf den Arm nimmt. Es ist also ein Meta-Humor. Um es in den Worten Umberto Ecos zu sagen:

„Kann einer, der erzählen will, heute noch sagen: »Es war ein klarer spätherbstlicher
  Morgen gegen Ende November«, ohne sich dabei wie Snoopy zu fühlen?“

Kann man heute noch lachen, wenn jemand einem anderen eine Torte ins Gesicht wirft? Oder lacht man darüber, dass noch jemand versucht Heiterkeit zu erzeugen, indem er jemanden eine Torte ins Gesicht wirft. Der Humor entsteht also über die Selbstbetrachtung der Szene. Helge Schneider karikiert eigentlich die Situation „Künstler/Komiker auf einer Bühne“, weil er die Erwartungen des Publikums ins Absurde führt, also eine Meta-Ebene betritt. Es geht natürlich noch weiter, in eine weitere Ebene. Wenn Helge „Künstler/Komiker auf einer Bühne“ karikiert, dann erwartet das Publikum heutzutage das, es wird abgeschmackt. Konsequenterweise karikiert er dann „Helge Schneider karikiert Künstler auf einer Bühne“ - dadurch, dass er den Erwartungen des Publikums einfach nicht gerecht werden soll. Das wird natürlich irgendwann lächerlich – da entsteht für mich der Humor. Und Helge ist da ziemlich gut, die Gratwanderung zu wandern und nicht in eine unwitzige Eskalation zu verfallen.

Tim