Hi at
Den größten Stellenwert haben sicher Proportionen und Räumlichkeit, denn hier liegen klassischerweise die Defizite.
Richtig - und ganz unabhängig vom Zeichenobjekt. Egal ob Gegenstände, Porträts, Akte, Schriften oder was auch immer, auch unabhängig von den technischen Mitteln. Bildraum beherrschen will gelernt sein. Weil dies eine Änderung der Sichtweise auf die Objekte erfordert, stößt der Lernende schnell an die Wahrnehmungsgrenzen sowohl der Objekte als auch seiner selbst. Hier fängt dann der Frust an.
Um also die Modelle nicht über Gebühr in ihrem Selbstbewusstsein zu beeinträchtigen, steht etwa Aktzeichnen recht weit hinten auf dem Zeitplan.
Ist ja auch eine finanzielle Sache. Aktmodelle sind teuerer als ein Apfel und eine Birne zusammen. Außerdem erfordert ein weibl. Aktmodel vom männl. Studenten ein größeres Maß an Konzentrationsfähigkeit als eine Weinflasche. Also sollte er an weniger aufregenden Dingen seine Technik üben.<g>
Die Methoden selbst sind ja eher begrenzt. Es wird erklärt und demonstriert, beobachtet und korrigiert, im Einzelgespräch oder in großer Runde.
Wenn es demonstriert werden kann, ist ja gut. Ich hatte in der Schule und auch bei kurzem Privatunterricht beständig den Verdacht, die Lehrer können es selbst nicht ohne eine gewisse Quälerei. Den vermittelten Techniken konnte ich deshalb kein Vertrauen entgegen bringen. Schließlich habe ich den regulären Weg geschmissen und auf eigene Faust mich auf die Suche nach der Funktionsweise des Zeichnens bzw. Malens gemacht (In Japan gibt es die Unterscheidung Zeichnung/Malerei nicht. Das finde ich gut und entspricht auch voll und ganz meinen Erfahrungen).
Ich hatte immer die Ahnung, es müsste jenseits meines bescheidenen Talentes die ultimative Technik geben, die alles zusammenfasst und jede Variation in jede Richtung erlaubt - und es gibt sie. Unabhängig von den oben beschriebenen Objekten wie auch den angewandten Mitteln. Vielleicht sogar unabhägig vom eigenen Talent (Mathe funktioniert ja auch so). Ein Talentierter mag lediglich schneller, auch ausdrucksstärker sein, aber nicht an sich "besser".
Hier liegt dann auch der Grund für mein Interesse an Lehrmethoden. Ich wundere mich immer wieder, wie wenig Substanz die üblichen Methoden doch haben. Gerne wird dann von Talent gefaselt. Wenn "die" wüssten, wie wenig Talent es braucht, um Formen nach belieben modellieren zu können, wenn die Bild- bzw. Zeichenstruktur an sich stimmt.
~Yogi~