Swen Wacker: Wikipedia: Ende der Offenheit?

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Moin,

Ich las den Artikel: http://futurezone.orf.at/it/stories/116662/ und eine Frage stellte sich mir dabei: gibt es zwangsläufig einen Zeitpunkt bei einem offenen Projekt wie die Wikipedia z.B. ist, ab dem die Offenheit dem Projekt mehr Schaden zufügt als sie Vorteile bringt?

Vielleicht sollte man eher diskutieren, ob die "Offenheit" die Eigenschaft des Erfolges der Wiki-Idee oder ob es nicht doch eher in erster Linie die (wie auch immer begründete) Motivation der (Kern)Teilnehmer ist, die Wikis/Wikipedia so erfolgreich macht. Oder genereller gefragt: Ist (grenzlose) Offenheit denn überhaupt der wichtigste Bestandteil eines Wikis oder folgen wir hier anscheinend nur einer Einschätzung, die sich selbstverstärkend aus der Wales'schen Idee des "offen bleiben bis es schmerzt" und der ungläubigen Einschätzung der Medien, die eben diese Idee gern in den Vordergrund stellen, ergibt.

Wenn man aber - und das scheint mir für manche das eigentliche heimliche oberste Ideal zu sein - "Richtig-sein-bis-es-schmerzt" vor Augen hat, dann kommt man halt nicht um Qualitätssicherung herum. Und wenn das stimmt: Na und? Wir kennen bei wohl jedem Open-Source-Projekt von größerer Bedeutung Qualitätssicherungssysteme, die Fehler oder Manipulationen ausmerzen sollen. Warum soll das nicht auch für Enzyklopädien gelten? Oder ist Linux böse, nur weil nicht wirklich jeder im Kernel ungestört rumfuhrwerken kann? Im Kern kommt es schließlich hier wie dort darauf an, dass eine ausreichend große Gruppe motiviert bleibt und und genügend Publikumsinteresse da ist. Die Offenheit bleibt ja grundsätzlich bestehen, die Einschränkungen sind eher marginal und nicht mal sooo neu. Ich empfinde es immer noch erstaunlich, dass die guten Kräfte, die am Werk sind, so viel mehr sind als die Störer. Hättest Du mich vor vier, fünf Jahren gefragt, hätte ich Haus, Hof und Hund verwettet, dass ein solches Projekt nur scheitern kann - und zwar vor dem 1.000sten Artikel. Tja, da hätte ich daneben gelegen, aber gewaltig.

Bezeichnenderweise finde z.B. hier http://www.usemod.com/cgi-bin/mb.pl?WikiQualityStandard diese Anspruch auf letzte Wahrheit nicht als (Qualitäts)ziel eines Wiki. Zugegeben, diese Seite betrachtet anscheiend eher die technischen Fragen eines Wiki. Ich rate aber mal, dass ein zentraler Wunsch nach Brockhaus³ Spuren in den technischen Anforderungen nach sich gezogen hätte. Von daher schließe ich jetzt mal gewagt im Umkehrschluss: Das Tolle am Wiki ist erstmal nicht die Qualität sondern die Zusammenarbeit als solche. Die Frage der Qualität regelt sich dann über den Ruf des Wikis. Qualität ist also nicht ursächlich, sondern mittelbare Wirkung.

Viele Grüße

Swen Wacker