Hallo Richard,
Dem trägt die "neue" deutsche Rechtschreibung ja auch Rechnung, indem sie je nach regionaler Aussprache z.B. "Erdgeschoss" bzw. "Erdgeschoß" als Schreibung zulässt.
Finde ich ein gutes Beispiel für die Sinnlosigkeit des ß. Was wird damit erreicht? Dass der Lesende erfährt, wie der Schreibende das Wort ausspricht?
In der Tat wäre mir bei dem Beispiel eine einheitliche Doppel-S-Schreibung lieber. Das Problem ist ja ohnehin allgemein, dass es in süddeutschen Dialekten, das Schweizerdeutsche, eingeschlossen in der Aussprache keine Kurzvokale zu geben scheint, sich die Vokale dort also nur in ihrer Qualität, nicht aber in ihrer Quantität unterscheiden.
Mit dem gleichen Argument aber könnten dann die Norddeutschen die Abschaffung des A-Umlauts fordern, da sie in der Aussprache keine Unterscheidung zwischen "Bären" und "Beeren" , "Häfen" und "Hefen" etc. treffen, sondern es jeweils wie Letzteres aussprechen.
Entscheidend ist doch, ob der Verzicht auf das ß in der Praxis des Schreibens zu wirklichen Problemen führt. Nach unserer Erfahrung ist das nicht der Fall.
Das Buch von Zé do Rock "fom winde ferfeelt" kann man auch ohne Probleme lesen, wenn man bei Kapitel Eins anfängt und die Reformen als Leser Kapitel für Kapitel mitmacht. Trotzdem würde ich seine "Linksschreibreform" nicht allen Ernstes in die Praxis umsetzen wollen.
Schriftsprache ist auch in Deutschland nirgendwo gesprochene Sprache, das ist keineswegs auf die Schweiz begrenzt.
Habe ich nie behauptet, deshalb nennt man sie ja auch "Schriftsprache". Sonst müssten wir in phonetischer Umschrift schreiben, was eindeutig übertrieben wäre.
Der wesentliche Unterschied liegt in der sozialen Bedeutung der gesprochenen Sprache. Wer in Deutschland annähernd Standardsprache spricht, gilt als sozial höher stehend und als gebildeter. Das ist in der Schweiz nicht der Fall
Da scheint es auch ein Nord-Süd-Gefälle innerhalb Deutschlands zu geben. Es wäre undenkbar, dass ein Wissenschaftler, sei er fachlich auch noch so gut, in Hamburg einen Lehrstuhl oder auch nur einen Lehrauftrag erhielte, wenn seine Aussprache stark dialektgefärbt ist. In München wäre das aber kein Problem, solange es sich um einen dem heimischen bairischen Diaklekt ähnlichen handelte. Wie man das bewerten will, lasse ich dahingestellt.
Sütterlin verwendet zwei verschiedene s, je nach dem ob es im Innern oder am Ende des Wortes steht, dazu das ß, was explizit als End-s kombiniert mit z geschrieben wird.
Als Ligatur in der Frakturschrift ist das "ß" - ß ja auch entstanden.
je nach dem
Die Getrenntschreibung von "nach" und "dem" als nicht-temporaler Präposition und Definitpronomen finde ich auch viel logischer als die Zusammenschreibung als temorale Konjunktion. Von dem her (von daher) würde ich diese Änderung in einer kommenden Rechtschreibreform befürworten.
Gruß Gernot