Sven Rautenberg: Bewerbungen schreiben

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Moin!

jo - und zwischen abi und uni hast du 3 jahre lang als drogenkurrier gearbeitet um geld für studium zu machen?

Wen interessiert das?

natürlich muss es nciht sien - aber es ist EMPFEHLENSWERT, wurde mir ausdrücklich empfohlen.

Ja klar, von "Bewerbungsgurus", deren einzige Existenzberechtigung darin besteht, anderen Leuten das Geld für Bewerbungstipps aus der Tasche zu ziehen, ohne dass diese viel Relevanz für die Realität in Personalabteilungen haben.

Jede kleinigkeit reinzupressen ist blöd, aber Lücken isnds auch.

Lücken schließt man durch Angabe von Zeiträumen:
Abitur Monat/Jahr
Studium von Monat/Jahr bis Monat/Jahr
Abschluß: Diplom-Whatever

Und schon ist nur noch Platz für ein Drogenkurierdasein WÄHREND des Studiums.

Aber tatsächlich interessiert in der Berufswelt wirklich nicht mehr, was vor mehr als 5 Jahren wirklich war. Relevant ist: Was kann der neu zu findende Mitarbeiter HEUTE und AKTUELL für das Unternehmen tun? Und diese Information findet man nicht im Abiturszeugnis, nicht im Hochschulabschluß, nicht in irgendeiner abgeschlossenen Lehre, sondern tatsächlich nur in der zurückliegenden, tatsächlich ausgeführten Tätigkeit der letzten Jahre.

Was im Umkehrschluß natürlich für frische Hochschulabsolventen oder gerade gewordene Gesellen bedeutet, dass eben dieser aktuell erworbene Reifenachweis ihr wichtigstes Gut ist.

Und auch für die Reihenfolge des Lebenslaufs bedeutet es: Die neueste relevante Aktivität des Lebenslaufs gehört als allererstes aufgelistet.

Man kann natürlich alles chronologisch auflisten, aber sinnvoller erscheint mir, den Lebenslauf thematisch zu gruppieren und in Themengebieten, die eine Chronologie haben (wie z.B. Berufliche Laufbahn), dort von aktuell nach uralt sortiert aufzulisten, was man anbieten kann.

Immer mit dem Fokus auf den Personalverantwortlichen, dem man zuallererst sein stärkstes PRO-Argument vorlegen muß, damit er die Bewerbung weiter durchliest, und der keine Zeit hat, sich in eine auf den ersten Blick uninteressante Bewerbung länger zu vertiefen, weil der Stapel mit den 200 anderen Mappen ebenfalls durchgearbeitet sein will.

Auch 3 Jahre als Staubsaugerverkäufer nachdem du Ausbildung als Zahnarzt hinter sich ahst machen verdächtig.

Wer Zahnmedizin studiert hat, dann als selbständiger Handelsvertreter unterwegs war, und sich jetzt als Webprogrammierer bewirbt, hat mit Sicherheit einen SO interessanten Erfahrungshintergrund, dass er sich als Bewerber zumindest in der näheren Auswahl wiederfinden sollte - vorausgesetzt, das Gesamtbild des Bewerbers stimmt und paßt. Also: Wenn ein Einsteiger gesucht wird, und bisher keine Skills vorhanden sind, könnte es passen, und genauso dann, wenn Skills verlangt werden und ausweislich der genannten Tätigkeiten, Zeugnisse oder Referenzen auch vorhanden sind (besonders wenn Webseiten für Zahnärzte oder Handelsvertreter produziert werden sollen).

Ja klar, Zeiten der Arbeitslosigkeit sind blöd. Aber wer heutzutage KEINE arbeitslose Zeit in seinem Lebenslauf aufweist, der ist nicht mehr ganz normal. Und das gilt gerade in der Internet-Branche und für Leute, die schon 2000/2001 dort tätig waren. Man kann sich den Luxus, aus ungekündigter Stellung heraus neue Bewerbungen zu starten, leider nicht immer leisten.

Im Gegenteil kann man es sogar positiv sehen: Der Mitarbeiter ist zu seinem Arbeitgeber sehr loyal, und (sofern die Arbeitslosigkeit nur kurzfristig war) offenbar auch fähig.

- Sven Rautenberg

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