hi,
Ich war kein Fan der Regierung Schröder, aber der Mut zur militärischen Zurückhaltung war aus meiner Sicht richtig. Deutschland könnte vielleicht im Nahen Osten gerade deshalb diplomatisch etwas bewegen.
Tut es ja auch (u.a. [1], [2]).
Aber militärische Beteiligung an einer Schutztruppe, die jetzt im Libanon erst mal für die Wiederherstellung einer Ordnung, in der die Menschen ihr Leben wieder führen können, sorgen soll, ist auch nicht nur die Pflicht und Aufgabe einzelner Staaten, sondern auch der Weltgemeinschaft - also auch Deutschlands.
Auch hier eine kleine Anmerkung. Seltsamerweise sieht man mit Argusaugen auf das kriminelle Verhalten einzelner Besatzer, während man die systematische Brutalität der Militäreinsätze für "normal" hält. Da liegen im Libanon jetzt massenhaft die Reste der Streubomben in Wohngebieten herum, das ist doch die Katastrophe, das eigentlich Militärische, nicht das Fehlverhalten einzelner. Solange die Gewalt von staatlichen Stellen ausgeht, scheint sie für viele irgendwie heilig gesprochen zu sein.
Ja, auch diese Kritik muss - müsste - kommen, und zwar in aller Deutlichkeit und Schärfe. Leider ist dies gegenüber Israel derzeit deutlich zu vermissen.
Aber wie will man die auch vernünftig zum Ausdruck bringen - wenn man sich dann gleich wieder von den Damen und Herren des Zentralrates der Juden als "Antisemit" bezeichnen bzw. beschimpfen lassen muss, wenn man Kritik am _militärischen_ Vorgehen des _Staates_ Israel äußert?
Mein Respekt vor diesem geifernden und alles instrumentalisierenden Haufen sinkt beinahe mit jedem Mal, wo einer von denen den Mund aufmacht.
Ich bezweifle nach jahrelanger Beobachtung grundsätzlich die Perspektiven von Militäreinsätzen im "Kampf gegen den Terror". Vielleicht wäre es ein Signal, wenn die Bundesrepublik einmal deutlich in diesem Chaos die Frage stellen würde, welche Lebensperspektiven man eigentlich für die Menschen in dieser Region sieht.
Ja, schön wär's.
Was lesen wir stattdessen heute?
SPON: Schily prophezeit Jahrzehnte des Terrors
(Auch wenn er nicht mehr amitierender Innenminister ist interessant.)
Es wird beständig versucht, uns auf einen noch lange andauernden "Kampf gegen den Terror" einzustimmen.
Von Alternativen zur militärischen Führung dieses Kampfes ist wenig bis gar nicht die Rede.
Detail am Rande:
"Schily sagte, er halte den islamistischen Terror für erheblich gefährlicher als den der Roten Armee Fraktion in den 70er und 80er Jahren."
Muss er ja wohl auch - sonst stände er als ehemaliger Anwalt von RAF-Terroristen ja ziemlich dumm da.
gruß,
wahsaga
[1] SPON: GEISELN IN NAHOST - Deutschland bietet sich als Vermittler an
[2] SPON: NAHOST-KRISE - Steinmeier hilft Libanon-Blockade lösen
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