Hallo,
Hat sich denn in den letzten Jahren *irgendwas* an den Rahmenbedingungen geändert, daß man sich bewegen müßte? =:-o
Ja. Es gibt keinen Netscape 4 mehr und es gibt im Ganzen keine Hindernisse mehr, die standardkonformen Webdesign verhinderten. Wenn du manchmal noch mit IE-5-Kompatibilität argumentierst, fühle ich mich ganz nostalgisch und vergesse, dass wir im Jahr 2007 angekommen sind. ;)
Mal sehen: Die Browser unterstützen immer noch nicht vollständig die W3C-Standards.
Das wird höchstwahrscheinlich auch immer so bleiben (neue Standards entstehen, unter welcher Aufsicht auch immer, und Browser müssen wieder aufholen usw.). Ein ewiger Einwand gegen Standardorientierung ist das nicht.
Die Browser unterstützen nach wie vor proprietäre Elemente - und es kommen neue hinzu (seien es nun mehr oder weniger sinnvolle zukunftsträchtige Elemente wie WHATWGs CANVAS, sei es MS' äußerst sinnvolles MARQUEE, das ja mittlerweile auch seinen Weg in die Operas und Mozillas gefunden hat).
Man sollte die WHATWG nicht mit proprietären Entwicklungen der Browserkriege in einen Topf werfen. Dort wird ganz im Gegenteil zu unilateralen Erfindungen ein Standard entwickelt. Das läuft zwar ohne entscheidende Beteiligung des W3Cs, aber eine dogmatische Setzung eines Browserherstellers ist es auch nicht. Mittlerweile ist eigentlich bei allen Browserherstellern angekommen, wenn sie ihre Innovationen öffentlich in Zusammenarbeit mit den anderen Riesen entwickeln.
Also wenn sich jemand bewegt hat, dann unwillig und gezwungenermaßen das W3C.
Sicher. Alles aber kein Grund, sich nicht an den bestehenden Standards zu orientieren. Die sind in der Praxis die einzige Alternative. Es gibt bis dato nichts neben dem W3C, zu dem man hin gewinnbringend flüchten könnte.
Dennoch sind all diese Derivate HTML.
HTML-Derivate sind HTML-Derivate, nicht HTML. Ansonsten läge ein logischer Fehler vor, schließlich kann etwas nicht von etwas deriviert sein und gleichzeitig noch es selbst sein. ;) Entweder HTML bezeichnet *das* (W3C-)HTML oder die informelle »Gruppe« an HTML-Derivaten, aber nicht beides gleichzeitig.
Die Akzeptanz (Ab- & Aufwärtskompatibilität) der Erweiterungen sind im Kern von HTML selbst bereits definiert.
Kompatibilität zu älteren und neueren Versionen eines Standards sind beileibe ein Ding, was nichts mit Offenheit für proprietäre Erweiterungen zu tun hat und diese auch nicht legitimiert.
Und nochmal: Es geht hier *nicht* um die Frage, ob es "toll" ist, W3C-valide zu coden.
Nicht? Für mich sind die Vorteile von Standardkonformität der Grund, warum W3C-Validität überhaupt Sinn ergibt.
Es geht hier um die Frage, ob es problematisch ist, nicht W3C-valide zu coden - wenn man weiß, was man tut!
Vor allem, ob und wann es überhaupt in der Praxis nötig und vorteilhaft ist, abzuweichen.
Und die Antwort auf diese Frage war: Ein bißchen W3C-valide gibt es nicht. Aber ob ein W3C-Validitäts-Verstoß problematisch ist bzw. sein kann oder nicht, kommt drauf an. Pauschal kann man das nicht sagen.
Es ist nichts falsch daran, einem Standardverstoß zuerst einmal pauschal zu unterstellen, dass er problematisch ist - weil man damit den sicheren Bereich der kodifizierten, normativen Technik verlässt, auf die hin tausende User-Agents programmiert wurden. »Funktioniert in beiden Browsern«, wie man so schön vor einigen Jahren sagte, ist eben nicht mehr der heutige Maßstab.
Und ein Hilfsmittel für "Anfänger" diese Frage zu klären, kann das Validieren gegen eine eigene (aber *sinnvolle*, d.h. nicht von einem Anfänger erstellt ;-)) DTD sein.
Ich weiß, du hast schon oft Beispiele dafür genannt, was du persönlich u.U. sinnvoll findest... aber werde mal konkret: Wo siehst du Beispiele für solche vermeintlich sinnvollen, vom W3C abweichenden DTDs, die man gar Anfängern statt der offiziellen DTDs empfehlen sollte?
Damit läßt sich die Frage relativ leicht beantworten, ob ein nicht-(W3C-)valides HTML-Dokument problematisch ist, oder nicht.
Was sollte eine solche »eigene DTD« denn erlauben, was die W3C-DTDs nicht erlauben und was zudem unproblematisch ist? Schlaftabletten wie marquee? Ist marquee wirklich unproblematisch? Sollte man marquee Anfängern empfehlen? Ich weiß wirklich nicht, was in einer solchen »unproblematischen Anfänger-DTD« zusätzlich drinstehen sollte.
Und ich bin eben generell der Meinung, daß alle HTML-Dokumente validieren sollten - gegen welche DTD auch immer.
Genau das ist für mich der traurige Tiefpunkt der »Validitäts«-Diskussion. ;)
Niemand (zumindest ich nicht) ist *dagegen* W3C-validen Code zu schreiben.
Wieso sind dir dann »eigene DTDs« so wichtig, die sich Erfahrene selbst zusammenstellen soll, und denen gemäß Anfänger coden sollen?
Meine Meinung zu diesem Verein ist nunmal ziemlich negativ.
Mag alles sein - diese Frage gilt es m.M.n. aber aus der Validitätsdiskussion auszuklammern, anstatt sich darauf zu kaprizieren und die Standardkonformitätsfrage zu einem »Finde ich das W3C toll oder doof?« umzudeuten.
Zum W3C sollte man selbstverständlich ein instrumentelles Verhältnis haben, schließlich legitimiert sich dieser Laden auch nur durch seine Leistungen, die tatsächlich schwinden. Die Diskussion um den praktischen Sinn des Gebrauchs gewisser W3C-Standards beinhaltet keineswegs die Frage, welche Meinung man zu diesem Verein als solchen hat.
Aber das 3WC ist für mich (leider!) keine Institution, vor der ich wirklich Achtung haben kann.
Muss man auch nicht - daran, dass ihre Standards in der Praxis immer noch als faktisch einzige systematische Maßgaben wirken, rüttelt das nunmal nicht.
Dass das W3C an Einfluss verliert, ist eigentlich eine zukünftige Entwicklung. Die Situation wird m.E. erst dann spannend, wenn Webautoren überhaupt die Möglichkeit haben, nicht auf das W3C als die Institution zu setzen, die maßgeblich die Entwicklung von Webtechniken moderiert.
Ich bin nicht der "ich schreibe alles zum x-ten Mal"-Neger für User, die entweder Probleme mit ihrem Gedächtnis haben, oder erneut ein Faß aufmachen möchten, obwohl das Thema bereits "durch" ist.
Nein, aber gegen Links auf zusammenfassende Postings im Archiv ist ja nichts einzuwenden - also, wenn man solche Postings erstmal geschrieben hat. ;)
Mathias