Hallo Længlich,
IMHO ist die 'ss'-Schreibung so ziemlich das einzige Sinnvolle an der Rechtschreibreform.
'ß' nach langem Vokal, 'ss' nach kurzem – so einfach. Warum sollte 'ss' am Wortende oder vor 't' zu 'ß' werden?
Genau so sehe ich es auch. Vorher schrieb ich es intuitiv richtig, bzw. weil einfach merkte, wenn ein Wort falsch aussah. Jetzt weiß ich endlich die Regel, und die entspricht ja weitgehend dem, wie es vorher auch schon war, nur ohne lästige Ausnahmen.
Das geht leider nicht konsequent, weil sich nicht immer alle Deutschen einig sind, welche Vokale lang und welche kurz gesprochen werden. Beispielsweise wird das Wort "Spaß" im Norden eher lang, im Süden eher kurz gesprochen (und müßte hier dann konsequenterweise "Spass" geschrieben werden - was dann im Norden wieder falsch aussähe).
Da hast du allerdings Recht, ist mir noch gar nicht aufgefallen. Aber was soll's? Dann sieht man eben einem Text an, aus welcher Region der Autor kommt. Warum auch nicht?
Nach der alten Rechtschreibung gab es keine Widersprüche: "ss" wurde genau dann durch "ß" ersetzt, wenn die beiden s zur selben Silbe gehören (d.h. man nicht zwischen ihnen trennen kann).
Beispiel:
"Fluss" → nur eine Silbe → wird zu "Fluß"
"Wissen" → getrennt: "Wis-sen" → bleibt so.
Diese Regel ist mir völlig neu. Kann mich nicht erinnern, das jemals so erklärt bekommen zu haben. Allerdings sehe ich auch nicht ein, warum man dann überhaupt ein "ß" in der Schrift braucht, wenn dessen Verwendung nur auf einer abstrakten Siblenzählung beruht und nicht sinvollerweise mit der Aussprache von Vokalen zu tun hat. Dann könnte man ja gleich ganz darauf verzichten wie in der Schweiz, wo ein scharf gesprochenes S einfach immer "ss" ist.
Warum wir in der Schule nicht diese einfache Regel, sondern irgendeinen Stuß über lange und kurze Vokale und 1000 Ausnahmen von dieser Regel gelernt haben, kann ich Dir allerdings nicht erklären.
Würde mich auch mal interessieren, und auch, warum man überhaupt Silben zählen sollte beim Schreiben, abgesehen natürlich wegen der Trennungen.
Gruß, Don P