Jeena Paradies: Lizenz (Komerziell und gleichzeitig Open Source)

Hallo,

Ich schreibe gerade an einem Twitter-Client (Twittia) für OS X, und es geht gut voran, ich werde bald die erste Alpha-Version zu veröffentlichen.

Aber ich habe ein Problem. Ich würde gerne einen Test machen. Die Software soll Open Source sein, und man soll auch Teile davon in anderen Programmen benutzen, oder einen Fork machen und ihn dann selbst kostenlos oder für Geld verteilen können. Wenn man allerdings die Orginalversion nutzen möchte soll man $5 bezahlen müssen.

Es wird keine Geiselung mit irgendwelchen Nachrichten geben dass man immer noch nicht bezahlt hat da es dafür keine Überprüfung geben wird, man soll die Software so lange wie es nötig ist testen können, aber wenn man sich dann entschieden hat sie zu nutzen soll man $5 bezahlen.

Wenn ich die GPL richtig verstanden habe kann da jetzt also jemand für $5 die Software bei mir kaufen und dann diese Version kostenlos verteilen und das scheint mir ja nicht gerade der sinn der Übung bei Kommerzieller Software zu sein.

Habt ihr eine Idee wie ich denn beides unter einen Hut bringen könnte, also Open Source, am besten noch GPL/MIT/Apache Licence - kompatibel anzubieten, damit ich andere Libs nutzen kann, aber sinnvoll verkäuflich, also so, dass nicht einfach jemand anderes meine Software gleichzeitig verschenken oder verkaufen darf.

Jeena

  1. Hi,

    Habt ihr eine Idee wie ich denn beides unter einen Hut bringen könnte, also Open Source, am besten noch GPL/MIT/Apache Licence - kompatibel anzubieten, damit ich andere Libs nutzen kann, aber sinnvoll verkäuflich, also so, dass nicht einfach jemand anderes meine Software gleichzeitig verschenken oder verkaufen darf.

    Die meissten gehenbei deiner Idee einen anderen Weg, Haupteil GPL, der Rest als Addons kommerziell.

    Dennoch scheint dein Wunsch, mir schleierhaft wie,machbar zu sein.DIE machen es wohl auch.

    Mike

  2. Hi,

    Die Software soll Open Source sein, und man soll auch Teile davon in anderen Programmen benutzen, oder einen Fork machen und ihn dann selbst kostenlos oder für Geld verteilen können. Wenn man allerdings die Orginalversion nutzen möchte soll man $5 bezahlen müssen.

    Mal über Creative Commons informiert?

    Da kann man sich zusammenstellen, was man haben möchte - ggf. auch das, was Du möchtest (kann ich allerdings nicht beurteilen, da ich mit deinen Wünschen keine Erfahrung habe, aber ich kann sagen, daß meine Wunschmischung aus Kommerz und Open Source durch CC abgedeckt wird).

    Gruß, Cybaer

    --
    Man muß viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können.
    (Jean-Jacques Rousseau, Philosoph u. Schriftsteller)
    1. Hallo,

      Mal über Creative Commons informiert?

      Hm gute Idee, ich gucke mir das mal genauer an.

      Jeena

  3. Tach,

    Habt ihr eine Idee wie ich denn beides unter einen Hut bringen könnte, also Open Source, am besten noch GPL/MIT/Apache Licence - kompatibel anzubieten, damit ich andere Libs nutzen kann, aber sinnvoll verkäuflich, also so, dass nicht einfach jemand anderes meine Software gleichzeitig verschenken oder verkaufen darf.

    du brauchst mehrere Lizenzen parallel, das ist nicht unüblich, erzeugt aber potentielle Probleme mit den freien Mitarbeitern einer OS-Community, da auch diese ihre Änderungen dann unter eine proprietäre Lizenz stellen müssen. Projekte die so lizensiert werden, sind zum Beispiel MySql (GPL und kommerziell) oder die Mozilla-Produkte (Triple License).

    mfg
    Woodfighter

    1. ... da auch diese ihre Änderungen dann unter eine proprietäre Lizenz stellen müssen.

      Davon hat Jeena Paradies nichts geschrieben. Ich verstehe das so, Bearbeitungen und Programme die (nur) Teile des Originalprogramms verwenden können unter beliebige Lizenz gestellt werden.

  4. Hmm vielleicht wie x-Chat?
    Das ist eigentlich OpenSource, aber sie verkaufen ihre Windows-Binaries.
    Ich habe jetzt nicht nachgesehen, aber ich vermute dass man die gekauften Binaries weiter verteilen darf (wobei: warum macht es dann keiner?).

    Wie auch immer, mein Vorschlag wäre eben den Quellcode unter GPL o.ä. zu stellen und zum freien Download und deine kompilierte OS-X-Version verkaufst du unter eine kommerziellen/proprietären Lizenz.
    Otto-Normal-Anwender wird ggf. die 5 EUR (oder $) bezahlen und Menschen die wissen was ein Compiler ist werden sich den Quellcode abgreifen.
    X-Chat erklärt es damit, dass Windows-Kompilierungen eben aufwändig seien, weil an X Stellen noch was geändert werden müsste oder so... keine Ahnung.

    Aber vorsicht, für X-Chat haben sich dann "Forks" entwickelt, Projekte, die einfach den Code kompilieren und neu anbieten, das ist und wäre dann natürlich erlaubt.

    --
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    1. 你好 Deus,

      Das ist eigentlich OpenSource, aber sie verkaufen ihre Windows-Binaries.
      Ich habe jetzt nicht nachgesehen, aber ich vermute dass man die gekauften Binaries weiter verteilen darf (wobei: warum macht es dann keiner?).

      Du meinst, sowas? ;)

      再见,
       克里斯蒂安

      --
      http://wwwtech.de/
      WWWTech.de | Wayne Revived
      Ich bewundere wirklich den Sinn der Bienen für kollektive Verantwortung. Obwohl sich einzelne Bienen hin und wieder bekämpfen, herrscht zwischen Ihnen grundsätzlich ein starkes Gefühl für Eintracht und Zusammenarbeit. Wir Menschen gelten als sehr viel weiter entwickelt, doch mitunter rangieren wir sogar hinter kleinen Insekten.
      1. Du meinst, sowas? ;)

        Nein, sowas meine ich nicht, ich selbst benutze Silverex aber das ist eine eigene Kompilierung und kein Angebot der originalen x-Chat-Binaries.
        Siehe auch mein letzter Satz... das ist ein Fork. Wie die meisten X-Chat-Forks hat man nicht viel am Original geändert, definitiv hat man es aber neu bzw. selber kompiliert. Die verschiedenen Forks unterscheiden sich im wesentlichen darin, welche Scriptsprachen sie verstehen... ach ich komme vom Thema ab...
        Nein, "sowas" meine ich nicht.

        --
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  5. Die Software soll Open Source sein, und man soll auch Teile davon in anderen Programmen benutzen, oder einen Fork machen und ihn dann selbst kostenlos oder für Geld verteilen können. Wenn man allerdings die Orginalversion nutzen möchte soll man $5 bezahlen müssen.

    ... man soll die Software so lange wie es nötig ist testen können, aber wenn man sich dann entschieden hat sie zu nutzen soll man $5 bezahlen.

    ... Habt ihr eine Idee wie ich denn beides unter einen Hut bringen könnte, ...

    Jein, bereite deinen Beitrag in natürlicher Sprache aber so exakt und eindeutig wie möglich auf und schon hast Du fast was Du willst. Alternativ, schau in das UrhG (besonders in § 31 und § 32 Abs. 3) was genehmigungspflichtig ist und wie und wofür Nutzungsrechte eingeräumt werden können und formuliere daraus was Du willst.

    Dabei könnte so was rauskommen, wenn ich dich richtig verstanden habe:
    "Jedermann darf Programm X beliebig bearbeiten und Bearbeitungen* von X oder Programme die Teile von X enthalten nach eigenem Belieben kostenlos oder kostenpflichtig** verbreiten bzw. öffentlich zugänglich machen. X darf von jedermann unbegrenzt kostenlos getestet*** werden. Nur für den produktiven Einsatz**** von X muß ein Nutungsrecht erworben werden. Das Nutzungsrecht kann für 5 Euro erworben werden."

    * Hier ist das einzige echte Problem welches ich sehe, was aber auch mit anderen Lizenzen vor dem deutschen Recht nicht zu lösen ist. Wieviel muß geändert sein damit sich eine Bearbeitung von dem Original abgrenzt? Hierfür gibt es für Programme keine nutzbare Abgrenzung im UrhG. Da müßtest Du Dir selber was einfallen lassen und ich habe keine gute Idee, wie das gehen könnte.
    ** Das ist nach dem UrhG vermutlich unwirksam aber es steht Dir zu dein Recht auf Vergütung (bei einem kostenlosen Nutzungsrecht für nicht jedermann) nicht einzufordern.
    *** Diese Formulierung bedeutet eine Einschränkung des kostenlosen Nutzungsrechts für jedermann auf diese zweckgebundene Nutzung.
    **** Oder was auch immer Du vom "Testen" abgrenzen willst.

  6. Hallo Jeena,

    Aber ich habe ein Problem. Ich würde gerne einen Test machen. Die Software soll Open Source sein, und man soll auch Teile davon in anderen Programmen benutzen, oder einen Fork machen und ihn dann selbst kostenlos oder für Geld verteilen können. Wenn man allerdings die Orginalversion nutzen möchte soll man $5 bezahlen müssen.

    Du kannst natürlich nur den Source Deiner Software unter eine OS-Lizenz stellen und dann die Binaries unter einer proprietären Lizenz vertreiben - das machen dann z.B. auch die X-Chat-Leute für Windows-Binaries, was bei denen dazu führt, dass fast alle User heutzutage Silverex nutzen. Ist also möglich, taugt aber als Geschäftsmodell nichts. Wenn die Software nämlich wirklich gut ist, wird einfach jemand anderes davon Binaries zur Verfügung stellen. Und wenn nicht, dann verwendet sie eh keiner.

    Wenn Du dagegen ein Modell im Sinn hast, das irgednwie so aussieht:

    * OpenSource im Sinne von: Wenn jemand den Source will und ihn woanders
       weiterverwenden will oder ihn modifizieren will und seine eigene Version
       herausbringen will, ist das in Ordnung.

    * Proprietär im Sinne von: Sobald jemand den gleichen Code wie Du verwendet
       oder vertreibt, egal ob nun selbstkompiliert oder Deine offiziellen
       Binaries, muss er blechen.

    Das funktioniert nicht. Denn es gibt drei Möglichkeiten, das umzusetzen:

    1. Du schreibst das *nur* in Deine proprietäre Lizenz hinein.

    Dies hätte dann die Konsequenz, dass jemand, der sich den Code selbst herunterlädt, der ja unter einer OpenSource-Lizenz steht, nicht an diese Klausel gebunden ist (er hat ja die andere angebotene Lizenz akzeptiert), was dann im Endeffekt wieder die gleiche Situation wäre wie mit den Binaries.

    2. Du schreibst das in Deine OpenSource-Lizenz mit hinein.

    Dann könnte eine Person A sich den Sourcecode krallen, ein paar Änderungen dran vornehmen die das Programm etwas verlangsamen (die aber offensichtlich zu finden sind), dann hätte er einen Fork, den könnte er dann direkt als OpenSource anbieten. Eine Person B könnte sich den Fork dann nehmen nud diese Änderungen wieder entfernen (ist ja OpenSource und Person B ist nicht an die gleiche Lizenz gebunden wie A) und das dann wieder anbieten, womit eine Version, die im Prinzip identisch mit Deinem Original ist (Person B wird vmtl. nicht *exakt* den Originalzustand herstellen weil sie ja Deinen Code nicht hat, um nicht an Deine Lizenz gebunden sein zu müssen), wieder im Umlauf ist.

    Man kann sich dann natürlich darüber streiten, wie viel eine Modifikation ausmacht, aber prinzipiell ist sowas immer möglich.

    3. Du schreibst das in Deine OpenSource-Lizenz mit hinein, allerdings mit "viralem" Charakter, d.h. dass diese Bedingung auch an alle weiteren Lizenznehmer weitergegeben wird.

    Dann ist fällt Deine Lizenz aber nicht mehr unter die OpenSource-Definition - und wegen dieser Bedingung kann Dein Code nicht in richtigen OpenSource-Projekten wiederverwendet werden.

    Deine Idee ist schlicht inkompatibel mit der Grundidee von Open Source bzw. besser gesagt freier Software, denn entweder Du erzeugst auf Grund des freien Charakters der Software einen zahnlosen Tiger (siehe XChat vs. Silverex) oder Du willst mit Deiner proprietären Lizenz im Endeffekt verhindern, dass Nutzer Rechte, die sie bei richtiger freier Software bekommen würden, wahrnehmen können.

    Mit dem reinen Verkauf von OpenSource-Software kann man heutzutage kein Geld mehr verdienen. Früher war das möglich, Stallman hat ja Emacs verkauft - allerdings waren damals noch physikalische Datenträger nötig, was in den Zeiten des Internets vollkommen hinfällig wird.

    Viele Grüße,
    Christian

  7. Hallo,

    Vielen Dank für euere Gedanken. Es scheint gar nicht so einfach zu sein das ganze sinnvoll umzusetzen. Vielleicht kann ich mal noch mehr konkretisieren was ich möchte.

    Ich möchte durch den offenen Quellcode dazu beitragen dass andere daraus lernen können und ihre Programme selbst schreiben können. Auch habe ich nichts dagegen wenn

    • sie teile oder Libs davon nehmen und in ihren eigenen Produkten verwenden
    • sogar wenn es ein Konkurenzprodukt ist.

    Ich will keine "freie Software" anbieten sondern nur den Code zu Forschungszwecken mit erweiterten Rechten anbieten, so dass man Teile davon nehmen kann und in seinen eigenen Projekten verwenden kann.

    Ich sehe ein dass der Wunsch Forks zu erlauben das ganze ad absurdum führt, deshalb werde ich das vergessen und keine Forks erlauben.

    Und dann noch eine Frage zum Verständniss, ist jede "Open Source Software" automatisch "freie Software"? Ich dachte dass da schon ein Unterschied ist aber so langsam kommen mir Zweifel auf.

    Jeena

    1. Moin.

      Und dann noch eine Frage zum Verständniss, ist jede "Open Source Software" automatisch "freie Software"? Ich dachte dass da schon ein Unterschied ist aber so langsam kommen mir Zweifel auf.

      Freie Software stellen Programme dar, die den Nutzern die four freedoms belassen.

      Diese Definition ist ähnlich (aber nicht identisch) zu dem, was die Open Source Initiative als Definition von 'open source' verbreitet, d.h. nach Ermessen der OSI reicht es nicht, lediglich den Quetttext zugänglich zu machen.

      Microsoft z.B. bezeichnet das Bereitstellen von Quelltext unter eine nich-'open source'-Lizenz (nach OSI) als 'shared source'.

      Christoph

      1. Nachtrag zur Terminologie:

        'free software' bezieht sich auf die Freiheit der Endanwender, mit Programmen tun und lassen zu können, was sie wollen - insbesondere, diese auch selbst zu modifizieren.

        'open source' hingegen bezieht sich mehr auf das Entwicklungsmodell, der Endanwender steht hier weniger im Mittelpunkt als der Software-Entwickler.

        Christoph

  8. Moin.

    Mein Vorschlag:

    • mache den Quelltext des kompletten Programms frei zugänglich, stelle ihn aber unter eine Lizenz, die eine Weiterverbreitung verbietet

    • lagere die Teile, deren Wiederverwertung du erlauben möchtest, aus, und stelle diese unter eine entsprechende Lizenz (z.B. LGPL, eventuell sogar BSD)

    • stelle Binaries kostenpflichtig bereit

    Christoph