at: Wirkungsmechanismen von Werbung

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Hallo.

Deine Abneigung interessiert niemanden, wenn gleichzeitig durch die Werbung mehr Kunden das Produkt kaufen.

Nein, aus Anbietersicht bin ich sicher nur ein Sandkorn in der Wüste. Mich wundert nur, dass meine Haltung anscheinend in vielen Punkten von der der Mehrheit abweicht, auf die die Werbung ja eigentlich abgestimmt sein sollte.

Das wundert dich aber nur einem einzigen Grund: Weil du dich darüber wundern willst. Du bist ein Individualist, du weißt das und du genießt es nicht nur, sondern du genießt besonders, immer wieder darauf hinzuweisen. Oder anders: Du hast deine Stellung als Sonderling -- in diesem Zusammenhang ein Begriff ohne wertende Absicht -- nicht nur akzeptiert, sondern kultivierst sie regelrecht. Sich darüber zu wundern, ist Teil dieser Kultur, Teil deines Spiels -- und wahrscheinlich der interessanteste Teil, denn Individualist zu sein allein, wäre dir nicht individuell genug.
Aber ich kann dich insofern beruhigen, als dass auch ein solches Verhalten einem bestimmten Konsumtypen entspricht beziehungsweise Bestandteil mehrerer Charakterisierungen solcher Typen ist. Gemeinhin werden die übrigens in großen Werbeagenturen nach für diesen Charakter stereotypischen Vornamen bezeichnet, und du bist schon fast derart prototypisch, dass man deinen Konsumtypen nach dir benennen sollte.

Wie wäre sonst beispielsweise der wirtschaftliche Erfolg von Ferrero zu erklären, ...

Über die Qualität der Produkte (Qualität im Sinne von Genussfaktor), durch die Ferrero IMHO eine Werbung gar nicht mehr nötig hätte.

Das Dumme ist nur, dass man das zunächst einmal unter Beweis stellen muss, und dazu muss man ein Vehikel nutzen, das Aufermksamkeit erzeugt und einen Kaufreiz schafft. Der wirkt allerdings in diesem Fall vielleicht nicht direkt auf die Käufer ein, sondern wird häufig von den Kindern als Zielgruppe der Werbung zu den Eltern weitergeleitet, bis diese hinreichend konditioniert sind, aus eigenem Antrieb heraus zu handeln.

Wobei VW mich schon vor Jahren als Kunden verloren hat - nämlich dadurch, dass man im Servicebereich die Kunden, die ein etwas älteres Auto fahren, sehr deutlich merken lässt, dass sie nur lästig sind und keinen Profit bringen. Zumindest war das in den 90er Jahren so - nicht nur in einer Werkstatt oder Niederlassung, sondern in vielen hier in der Gegend.

Ich kenne ähnliche Geschichten. Wenn bei einem beauftragten Ölwechsel zwar nicht das Öl, wohl aber der mit einem Werbeaufdruck eines Wettbewerbers versehene Kennzeichenträger gewechselt wird, erübrigen sich alle weiteren Fragen. Offenbar ging es VW und seinen Händlern zu dieser Zeit einfach zu gut.

Warum hältst du dich für rationaler als den Anbieter?

Tu ich nicht. Ich falle nur immer wieder darauf herein, dass ich offensichtlich nicht mainstream-konform bin, und wundere mich dann, dass ich anders empfinde als anscheinend von mir erwartet wird.

Ja, du hast schon ein schweres Los.
Mir liegt übrigens nichts daran, dich hier irgendwie bloßzustellen. Ein rationaler, wertkonservativer, vorgeblich etwas weltfremder und stark selbstreferentieller Extrem-Individualist zu sein, ist schließlich kein Makel, zumal diese Kombination von Eigenschaften eine mindestens überdurchschnittliche Intelligenz nahelegt, wenn nicht sogar voraussetzt. Sollte dir meine laienhafte Psychoanalyse aber zu weit gehen, lass es mich bitte wissen. Nichts liegt mir ferner als dir zu nahe zu treten.

Je regelmäßiger man eine bestimmte Strecke fährst, desto weniger achtet man auf das Verkehrsgeschehen.

Ist das so? Das wäre aber schlimm. Zwar ist man umso weniger mit der Orientierung und Wegweisung beschäftigt, wenn man eine Strecke kennt. Aber das sollte einen bitte nicht verleiten, weniger auf den Verkehr zu achten. Ich genieße stattdessen umso mehr das Fahren an sich.

Verkehrspsychologen haben das geschilderte Verhalten bereits vor einiger Zeit festgestellt und plausibel begründet. Derzeit wird es klinisch nachvollzogen.

Gute Nacht erstmal,

Danke, die hatte ich. Du hoffentlich auch.
MfG, at